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Deutsche Äpfel gegen Neonazis

Vorsicht Satire: die "Front Deutscher Äpfel"

Engagement gegen Rechtsextremismus – das muss nicht immer eine ernste Angelegenheit sein. Mit viel Humor nimmt die studentische Initiative „Front Deutscher Äpfel“ aus Greifswald die völkisch-rassistische Weltanschauung alter und neuer Nazis aufs Korn – und regt damit zum Lachen, Nachdenken und Diskutieren an.

Internetsurfer stoßen gelegentlich auf Webseiten, die nicht unbedingt Ziel der ursprünglichen Suche waren. So dürfte schon so mancher Neonazi, der sich eigentlich über rechtsextreme Aktionen bei sich im Ort informieren wollte, bei Initiativen gegen Rechts gelandet sein, beispielsweise bei der Amadeu Antonio Stiftung. Vielleicht ist der eine oder andere „autonome Nationalist“ auch auf eine Initiative hereingefallen, die ihn auf den ersten Blick durchaus begeistern dürfte. Demokratisch orientierten Menschen dagegen wird besagte Webpräsenz zunächst erschrecken und verunsichern. Denn in Frakturschrift steht ganz oben auf der Seite groß und bedrohlich geschrieben: „FDÄ“. Daneben sieht man junge Menschen mit schwarz-weiß-roten Armbinden. Willkommen auf der „Weltnetzpräsenz“ der „Front Deutscher Äpfel“!

Wer die Webseite jetzt noch nicht vor Schreck weggeklickt hat, der wird bald merken, dass es sich hier um eine ganz besondere Art von schwarzem Humor handelt. Auf satirische Weise nimmt die „Front Deutscher Äpfel“ rechtsradikale Organisationen aufs Korn, indem sie ihre Sprache und ihr Aussehen übernimmt. Die Initiative präsentiert sich stolz als „Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst“. Ihre zentralen Forderungen: deutsches Obst soll vor der Verunreinigung fremder Arten geschützt, die Grenzen müssen für „Fremdobst“ dichtgemacht werden. Auf einem Plakat werben sogar Ken und Barbie mit entsprechender Fahne und Armbinden für die Apfel-Front. Für Fans und Unterstützer der Initiative gibt es einen Bereich mit „Propagandamitteln zur Herunterladung“.

„Was gibt der deutschen Jugend Kraft? Apfelsaft! Apfelsaft!“

Die Idee für diese außergewöhnliche Initiative hatten Leipziger Schüler und Studenten. Als Reaktion auf den Einzug der NPD in den sächsischen Landtag gründeten sie im Herbst 2004 die Apfelfront, deren Name – gewollt oder nicht – an den NPD-Landtagsabgeordneten Holger Apfel erinnert. Ihre Mitglieder treten in erster Linie auf Demonstrationen gegen rechte Aufmärsche in Erscheinung, der 1. Mai und der 3. Oktober sind die wichtigsten Termine. Mit Parolen wie „Was gibt der deutschen Jugend Kraft? Apfelsaft! Apfelsaft!“ bringen sie selbst Polizisten zum Lachen. Die Leipziger Apfelkämpfer blieben nicht lange allein – inzwischen haben sich in vierzehn weiteren Städten in Ost- und Westdeutschland „Ortsgruppen“ gebildet, eine davon auch in der Unistadt Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Die Initiative wird durch die Aktion „Mut gegen rechte Gewalt“ des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung gefördert.

„Rechtsextremismus ist kein Phänomen, das ausschließlich in rechtsextremen Parteien oder Kameradschaften zu finden ist“, erzählt Sebastian Jabbusch, der bis November 2008 im Vorstand der Greifswalder Apfelfront aktiv war. Aus diesem Grund wolle sich die Initiative mit kreativen Mitteln mit dem Problem Rechtsextremismus in der breiten Masse auseinandersetzen, denn: „Lachen ist oft effektiver als der ‚gehobene Zeigefinger’“.

Jan Schwab

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