Analysen und Handlungsempfehlungen (2014, 2. Auflage 2016)
Die rassistischen und antisemitischen Einstellungen von rechtsextremen Mädchen und Frauen werden in der Zivilgesellschaft, Sozialarbeit und Erziehung sowie in Medien und Gemeindeverwaltungen nur wenig wahrgenommen. Auch wenn im Zuge des Gerichtsprozesses gegen Beate Zschäpe die öffentliche Wahrnehmung rechtsextremer Frauen zugenommen hat, wird Rechtsextremismus nach wie vor vorwiegend als männliches Problem wahrgenommen. Dem Stereotyp nach werden Frauen als friedfertig, liebevoll und fürsorglich gesehen. Dieses Bild ist hochproblematisch, weil es eine präzise Perspektive auf Einfluss und Aktivitäten von rechtsextremen Frauen in Deutschland verhindert und die Entwicklung effektiver Gegenstrategien erschwert. Ein deutlicher Bedarf an geschlechterreflektierenden Ansätzen in allen Strategien und Aktivitäten der Rechtsextremismusprävention ist deutlich.
Anhand dieser Broschüre präsentiert die Fachstelle für Gender und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung die Ergebnisse eines einjährigen Projektes, das von Open Society Foundations unterstützt wurde, um das weit verbreitete Ausblenden rechtsextremer Frauen aufzuzeigen. Der Analyse verschiedener Fallgeschichten schließen sich Handlungsempfehlungen für Justiz, Zivilgesellschaft und Medien an. In der Broschüre wird anhand von Recherchen gezeigt, wie das Vernachlässigen der Geschlechterperspektive zum Misserfolg staatlicher Arbeit gegen den Rechtsextremismus geführt hat. Die Publikation belegt beispielsweise wie sowohl der deutsche Verfassungsschutz als auch die Polizei dabei versagten, die Machenschaften des NSU aufzudecken, weil sie Frauen bei der Täterprofilerstellung ausschlossen. Außerdem verweist sie darauf, dass Frau Zschäpe kein Einzelfall ist und sich Frauen in verschiedenen rechtsterroristischen Gruppierungen der vergangenen Jahrzehnte engagierten.