Der NSU-Anschlag auf die Kölner Keupstraße im Kontext der Pogrome und Anschläge der neunziger Jahre
Erscheinungsjahr: 2014
Am 9. Juni 2004 explodierte in der Kölner Keupstraße eine Nagelbombe, die Teil der Mordserie des Nationalsozialistischen Un-tergrunds (NSU) war. Nach dem Anschlag wurde die gesamte Anwohnerschaft kriminalisiert und vom Verfassungsschutz bespitzelt. Die Opfer wurden zu Tätern gemacht, während die wirklichen Täter und ihre Strukturen von den Behörden unbehelligt blieben. Die stigmatisierende These der Ermittlungsbehörden, wonach die Täter zuerst im Umfeld der Keupstraße zu suchen seien, blieb in der Öffentlich-keit weitestgehend unwidersprochen.Rechtsextreme Anschläge und die Ver-folgung der Betroffenen statt der Täter stehen in einem größeren Zusammenhang rassistischen Denkens und Handels, dem seit dem Mauerfall 1989 über hundert Menschen zum Opfer fielen. »Von Mauerfall bis Nagelbombe« setzt die Pogrome der 1990er Jahre in Bezug zu den NSU-Anschlägen und zeigt gemeinsame Erfahrungen und Analysen von Rassismus in Deutschland. Herzstück des vorliegen-den Bandes sind allerdings die Interviews mit den Betroffenen der Nagelbombe, die eindrücklich ihre Beobachtungen als Augenzeugen schildern, aber auch davon berichten, welche Tortur sie in den Jahren nach dem Anschlag erleben mussten.