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Putin und das Russlandbild der Rechtspopulisten

Vorwort

Mit dem Anstieg rechtspopulistischer Interessengruppen in den sozialen Netzwerken in Deutschland lässt sich auch der Anstieg von Rassismus und Xenophobie in der deutschen Gesellschaft beobachten. Da ich ursprünglich aus Russland stamme, konnte ich während meiner Onlinerecherche beobachten, wie sehr sich das rechtspopulistische Bild von Russland von dem Russland unterscheidet, das ich kenne. Rechtspopulisten kreieren ein Bild von Russland, das einige erfundene Merkmale enthält. Diese Merkmale stellen Russland als Mythos dar und spiegeln nicht die Realität wider. Da ich eine realistischere Sicht von Russland und Putin habe, habe ich entschieden, dass ausführlichere Forschung notwendig ist, um die Fallen und Wiedersprüche aufzuzeigen, die Rechtspopulisten in ihrer Darstellung von Russland verwenden.

Die Methode & Recherche

Dieser Artikel befasst sich mit den Endresultaten einer geheimen Recherche, welche von mir über zweieinhalb Monate auf einem der größten Sozialen Mediennetzwerken durchgeführt wurde. Das Ziel war heraus zu finden, welche Ansichten und Meinungen die Rechtspopulisten von Russland haben. Da Russland normalerweise nicht zu den alltäglichen Themen gehört, die in Foren online besprochen werden, habe ich ein Konto erstellt, um in die rechts orientierte Szene einzutauchen, und mehr Informationen über dieses Thema zu sammeln.

Die Wahl des Profils ist hierbei von großer Bedeutung, da sie die gesamten folgenden Austausche und Interaktionen beeinflusst. Da ich keine deutsche Muttersprachlerin bin, habe ich mich dafür entschlossen mich nicht als Deutsche auszugeben. Früher oder später würden meine Sprachfehler offensichtlich werden. Deshalb beschloss ich ein Konto von einem benachbarten europäischen Land zu erstellen. Dänemark wählte ich aus zwei Gründen; Erstens, beherrsche ich Dänisch sehr gut und zweitens, ist Dänemark bekannt für seine strengen Einwanderungsbestimmungen. Deshalb würde eine 25-jährige Dänin, die die Auffassungen deutscher und rechts orientierter Kreise teilt, online niemals auffallen. Ganz im Gegenteil würden viele Rechtsextremisten, da Dänemark die vorher genannten, strengen Einwanderungsbestimmungen hat, denken, dass eine Dänin ihnen gleichgesinnt ist. Laut meiner Profilbeschreibung absolvierte ich meinen Schulabschluss in Dänemark, besuchte aber in Berlin eine Universität.

In die Netzwerke einzutauchen wird leichter je mehr man online aktiv ist und „Likes“ und Kommentare auf Einträgen abgibt. Nachdem ich einige Freunde in den Kreisen gefunden hatte, begann ich mehr und mehr Freundschaftsanfragen von Freunden meiner Freunde zu bekommen. Gleichzeitig wurde ich in eine steigende Anzahl ihrer Gruppen hinzugefügt. Nach einer Weile baute ich mir dadurch einen weiten Freundeskreis auf, den ich beobachten und aus dem ich Informationen sammeln konnte.

Das Bild Russlands und Putins in der rechts orientierten Szene

Heutzutage wachsen und verbreiten sich in Europa vermehrt rechte Bewegungen. Hierbei ist Deutschland keine Ausnahme. Die xenophoben und rassistischen Einstellungen werden im Gleichtakt mit den Wellen der Flüchtlinge die in das Land kommen sichtbarer. Die rechten Kreise diskutieren aber nicht nur über die vermeintlichen Probleme des Landes, sondern auch über die internationale Politik1. Russland ist dabei ein wichtiger Ankerpunkt, spätestens seit der Einnahme der Krim und der militärischen Intervention in Syrien. Das Interessante daran ist die Art, wie Rechtsextremisten Russland und dessen Präsident Vladimir Putin betrachten und bewerten.

Verknüpfungen und Gemeinsamkeiten zwischen der russischen Regierung und Rechtspopulisten in Europa

Auf einer politischen Ebene unterstützt die russische Regierung unter Vladimir Putin generell die rechts orientierten Bewegungen in Europa². Gleichzeitig besteht diese Beziehung auch in die andere Richtung. Seit dem steigenden Wachstum von rechts bezogenen Parteien in 2008 benutzen die die guten Beziehungen mit Russland als Teil ihrer Agenda.

Gemeinsame Interessen zwischen Russland und den rechten Parteien in Europa gehen deutlich aus der Unterstützung hervor, die der Front Nationale und Marine Le Pen von Russland bekommen. Laut nicht bestätigter Quellen beinhaltete die Unterstützung ein Darlehen in Höhe von 9 Millionen Euro. Ein weiteres Beispiel für die Beziehungen zwischen Russland und den rechten Parteien Europas ist ein Forum in St. Petersburg, gegründet im März 2015, wo Mitglieder dieser rechten Parteien in Europa sich mit patriotischen Russen austauschen.

Hinzu kommt, dass die Rhetorik der Führungskräfte in Russland oftmals mit denen der Führungskräfte der rechten Parteien in Europa übereinstimmt. Die wichtigsten gemeinsamen Ansichten, sind folgende:

  • Eine antiamerikanische und antiwestliche Rhetorik: Russische Führungskräfte inszenieren Russland oftmals als einziges Land, welches in der internationalen Arena einen ernst zu nehmenden Gegner für die USA darstellt.
  • Euroskepsis: – Enttäuschung über die EU und ihre Institutionen, das Verlieren von nationaler Eigenständigkeit und Vorschriften aus Brüssel.
  • Frustration über die „Verflüssigung“ und „Verweichlichung“ der europäischen Kulturen, das Verkümmern der nationalen Identitäten. Die Rhetorik der rechten Parteien setzt dagegen auf die Trennung der verschiedenen Kulturen (Ethnopluralismus) und auf „traditionelle Werte“, was sich in der Propaganda zur traditionellen Familie und der Anti-LGBTIQ Denkweise zeigt.
  • Stark ausgeprägter Nationalismus, der in vielen Fällen platter Rassismus ist.2.

In der Beziehung zwischen Russland und den rechten Populisten können verschiedene Tendenzen gesehen werden, die in der Zukunft eine ernst zu nehmende Gefahr für die EU darstellen könnten:

  • Es gibt ausgeprägte Gemeinsamkeiten zwischen existierenden russischen Ideologien und rechten Debatten in Europa. (Einige Beispiele hierfür sind wie oben beschrieben Euroskepsis, anti-USA Propaganda und die generelle Unzufriedenheit mit der momentanen Situation in Europa)
  • Die wachsende Anzahl von rechten Parteien und Bewegungen in Europa, welche sich aus den hinteren Ecken der Politik in den Mainstream bewegen.

Bild Russlands in sozialen Netzwerken

Russland war und ist ein gleichzeitig ferner und doch naher Nachbar. Trotz einiger wichtiger gemeinsamer Verknüpfungen, wie gemeinsame Geschichte, Kultur und politische Partnerschaften, wird Russland von der allgemeinen Öffentlichkeit als Land angesehen, welches nicht wirklich zu Europa gehört, weder geographisch, noch kulturell.

Rechte Bewegungen, gefangen in ihrer Euro-Skepsis und generellen Unzufriedenheit mit der europäischen Politik und deren Politikern, suchen oftmals nach einem perfekten Beispiel der Politik außerhalb Europas. Russland gilt hierfür als beliebtes Beispiel, mit seiner langen Geschichte und starken Bindungen an Europa, zusammen mit der geographischen Nähe. Und das, obwohl Russland oftmals als mysteriöses, anderes und „nicht ganz europäisches“ Land wahrgenommen wird.

Das Bild von Russland und Putin basiert größtenteils auf den Informationen und Nachrichten von überall auf der Welt. Diese Nachrichten werden auf rechten Seiten gepostet, um das Bild von Russland und Putin zu verstärken. Natürlich werden diese Informationen auf bestimmte Weise dargestellt und selektiv ausgewählt, diese Tatsache macht auch das Bild von Russland stärker und einheitlicher. Aktuelle Nachrichten haben einen direkten Einfluss auf die Inhalte die in den sozialen Netzwerken gesehen werden. Diese Inhalte wiederum beeinflussen die Gedankengänge der rechten Populisten und auch die Personen, die diese Inhalte online einsehen können.

Wie bereits erwähnt, bekommt Russland in Internetdiskussionen oft Eigenschaften zugeschrieben, welche die Rechten gerne in Deutschland sehen würden. Russland dient also als Projektionsfläche der Rechten. Das Format der Internetdiskussionen beschränkt diese durch seinen Aufbau und erlaubt den Teilnehmern nicht, sich tiefer mit den aktuellen Themen zu befassen. Die Diskussionen heben eher ein vereinfachtes und idealistisches Bild Russlands hervor, so, wie es sich die Rechten vorstellen.

Russland als Alternative zu Europa und Widersacher der USA:

Eine der bedeutsamsten Eigenschaften Russlands ist, dass das Land in den Augen der Rechten eine große Rolle in der Opposition zur USA als Weltmacht darstellt. Normalerweise, wie bereits angeführt, ist die anti-westliche und besonders die antiamerikanische Propaganda innerhalb der rechtsorientierten Kreise genauso stark ausgeprägt wie in der russischen Öffentlichkeit. Diese Denkweise, die noch aus den Zeiten des Kalten Krieges stammt, ist noch immer präsent in der russischen Politik.

Generell wird Russland als eine der Supermächte angesehen, welche, anders als die USA, eine „faire“ Politik betreibt. Wo die USA als Aggressor angesehen wird, nimmt Russland normalerweise die Position der Supermacht ein, welche hilft Frieden zu ermöglichen und Konflikte zu beenden. Das hergestellte Bild von Russland als Alternative zu den USA und der EU beinhaltet, Russland als Land darzustellen welches angeblich keines der Probleme bewältigen muss, mit denen sich Europa befasst.

Das gleiche Prinzip kann auch in der Opposition Russlands zur NATO beobachtet werden. Normalerweise wird die Organisation NATO als eine Erweiterung der USA gesehen und bekommt daher negative Bewertungen in rechten Kreisen. Oft kann man hier Aufrufe sehen, in denen ein Austritt aus der NATO und eine engere Partnerschaft mit Russland verlangt wird.

Oft werden diese Tendenzen mit verschiedenen (potentiell antisemitischen) Verschwörungstheorien verknüpft, die meistens von den großen Gesellschaften und Banken handeln, welche die USA, und damit die Welt beherrschen: Wenn die Theorien nicht von der geheimen Weltherschafft handeln, dann drehen sie sich um den nächsten Weltkrieg der in den nächsten Monaten oder Wochen ausbrechen soll:

Russland als erfolgreicher Militärstaat

Anknüpfend an den vorherigen Abschnitt, wird Russland nicht nur als ein „faires Land“ in der internationalen Politik betrachtet, sondern auch als ein Land mit einer effizienten Streitmacht, welches erfolgreiche militärische Aktionen starten und durchführen kann. Das beste Beispiel hierfür ist die Kampagne in Syrien. Obwohl die Kampagne sehr umstritten ist, und Russland vorgeworfen wird Zivilisten getötet zu haben, ist die allgemeine Auffassung der rechten Populisten eher gut. Russland wird als einziges Land wahrgenommen, das effektiv gegen den Terrorismus und den Islamischen Staat vorgehen kann, da die NATO dies bisher nicht geschafft hat.

Trotzdem ist dieses positive Bild nicht durch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Syrien entstanden, sondern aus Fremdenfeindlichkeit und der „Effektivität“ der russischen Armee, die alle Syrer ohne Rücksicht auf Verluste bombardieren kann, da „da eh nur Terroristen leben“. Selbst in Fällen in denen die Mitglieder ein leichtes Interesse an einer besseren Zukunft für das Land und das schnellstmögliches Wiederherstellen des Friedens in Syrien zeigen, entstehen diese Ansichten aus dem Glauben, dass die Flüchtlinge wieder zurück in ihr Heimatland gehen sollen, um es wiederaufzubauen. Deshalb steckt in dieser Unterstützung ein sehr tiefliegender Rassismus gegen aus Syrien Geflüchtete.

Russland als Land ohne Muslime und Immigranten

Flüchtlinge und Immigranten werden von rechten Menschen generell als eine der größten Bedrohungen für Deutschland und Europa als Ganzes angesehen. Indem sie sich Russland als ein Land ohne „europäische Probleme“ vorstellen, sehen Rechte Russland als ein Land ohne Immigranten und Flüchtlinge. Teilweise geschieht dies, weil in Russland weniger Flüchtlinge aus dem nördlichen Afrika und Syrien stammen (5000 in 2015)4.

Typisch für die rechte Argumentation ist das Bild von der russischen Bevölkerung, die angeblich gegen „Überfremdung“ besser geschützt ist.

Am Ende dieser verzerrten Vorstellung stehen in rechten Kreisen Pläne nach Russland zu ziehen, weil sie sich Russland als Land ohne Immigranten vorstellen:

Fremdenfeindlichkeit ist unausweichlich mit Angst verbunden. Diese Angst, von Flüchtlingen und Immigranten kontrolliert zu werden, welche als unaufhaltbare Welle über Deutschland schwappt, kann Menschen in Aktion zwingen. Während manche Rechtspopulisten an Protesten auf der Straße teilnehmen, verändern andere ihre Lebensweise und spielen mit dem Gedanken selbst zu fliehen.

Im Sommer 2016 wurde eine Geschichte von einer Familie in Mecklenburg-Vorpommern in rechtsextremen Kreisen online bekannt. Die Familie, welche Deutschland verlassen hatte um in Russland Asyl zu beantragen. Die Familienmitglieder glaubten an Verschwörungstheorien (zum Beispiel Zwangs-Chippen), frühe Sexualisierung in Kindergärten und teilten die Idee, dass Flüchtlinge trainierte und bewaffnete Soldaten sind. (Steinau, 2016) Der Asylantrag wurde von russischen Behörden zurückgewiesen. Dieses Beispiel zeigt nicht nur den erhöhten Angstpegel, sondern auch das realitätsferne Weltbild der Leute und das verfälschte Bild Russlands:

  • Kein Ein-Nationen-Staat

Das Bild Russlands als ein vereinigtes Land ist in sich selbst unschlüssig, da Russland ein sehr multikulturelles Land ist. Es gibt mehr als 160 verschiedene Ethnizitäten und 27 offiziell gesprochene Sprachen. Obwohl in Russland hauptsächlich Russisch gesprochen wird, wäre es eine große Einschränkung das Land auf nur auf eine Nationalität, welche gegen den Strom von Migranten geschützt wird zu beschränken.

  • Großer Anteil an Muslimen in der Bevölkerung

Rechtsextreme stellen oft alle Flüchtlinge als Muslime, und alle Muslime als Terroristen dar. Seit vermehrt Flüchtlinge nach Europa kommen, tendieren die Rechten dazu, sich Russland als Land ohne Muslime und die ihrer Meinung nach durch den Islam verursachten Probleme vorzustellen. Einer der Gründe für diese Einstellung könnte die Absenz der Nachrichten über Kriminalität und Terror in Russland sein, da diese die größten Auslöser für Angst und Hass gegenüber den Muslimen sind. Weil in letzter Zeit keine Attacken, wie die in Paris und Brüssel, in Russland stattfand, schlussfolgern manche Leute, dass Russland keinen muslimischen Teil der Bevölkerung hat. Diese Schlussfolgerung ist von Anfang an falsch. In Wirklichkeit ist in Russland der Islam die zweitgrößte Religion nach der Russischen Orthodoxen Kirche. Generell hat Russland einen muslimischen Anteil zwischen 10 und 15% mit mehr als 50% in manchen Teilen.

  • Viele Arbeitsmigranten

Als großer Teil der früheren Sowjetunion, zieht Russland viele Arbeitsmigranten aus anderen früheren Mitgliedstaaten an. Die meisten kommen aus Zentralasien. Es ist an diesem Punkt sehr wichtig zu verdeutlichen, dass die Herkunft der meisten Migranten das Zentrale Asien ist. Deshalb ist das Bild das sich rechtsextreme Deutsche von Russland als Land der „weißen“ Russen bilden von Anfang an verfälscht. Erstens, weil Russland ein multikulturelles Land ist, und zweitens, weil es einen großen Zufluss von Migranten unterschiedlicher Herkunft gibt. Sich Russland als Land ohne das „Immigranten-Problem“ vorzustellen ist auch falsch, da es bekannte existierende Probleme mit der Integration der Immigranten gibt. Die russischen Einwanderungsbestimmungen unterliegen konstanten Veränderungen, wobei sie gleichzeitig einstimmiger, aber auch restriktiver werden. Hierzu kommt noch der Fakt, dass die schwächelnde Wirtschaft nach 2014 den Strom der Immigranten aus Asien nach Russland verstärkt hat. Deshalb ist die Anzahl der Migranten, vor allem in größeren Städten, nach wie vor sehr hoch.

Putin als starke Führungskraft

Das Bild Russlands wäre ohne den Präsidenten nicht vollständig. Seine wichtige Rolle in Russlands Darstellung kann nicht unterschätzt werden. Der momentane Präsident Russlands, Vladimir Putin, wird weit verbreitet von Rechtsextremen in Deutschland, aber auch anderen Ländern, favorisiert. Er wird als eine mehr oder weniger ideale Person zum Führen eines Landes gesehen. Wenn man sich ein Wort aussuchen müsste um Putin zu beschreiben, wäre dieses Wort wahrscheinlich „maskulin“. Die Maskulinität hat in sich selbst viele Aspekte und äußert sich in verschiedenen Arten. Als Präsident eines Landes in dem traditionelle und konservative Ideale vorherrschen, benutzt Putin seine Maskulinität um seine Stärke und Führungseigenschaften zur Show zu stellen.

Das Konzept der Dominanz, abgeleitet von der Connellschen „Theorie der hegemonialen Männlichkeit“, ist einer der bedeutsamsten Stützpfeiler auf dem Putins Darstellung ruht; Putin dominiert. Ein Anführer kann seine Macht oder Stärke in verschiedenen Wegen zeigen. Ein „starker“ Anführer in Putins Fall bedeutet die Fähigkeit zu besitzen, unbegrenzte Macht auszuüben und alles zu kontrollieren. Genau wie in der internationalen Politik repräsentiert Putin auch hier oft Russland als Ganzes. In den Augen vieler rechts orientierter Menschen ist „Russland gleich Putin“. Putin dominiert im rechten Denken auch auf internationaler Ebene: Nur Putin kann effektiv gegen den Islamischen Staat vorgehen und gleichzeitig sich der USA entgegenstellen. Putin sei kein Aggressor und möchte in der Welt den Frieden wiederherstellen. Die russische Opposition resultiert in einem Bild Putins, in dem er von der bösen und aggressiven USA provoziert wird, und in dem er nur wegen seiner Weisheit und Erfahrung nicht auf diese Provokationen eingeht.

Nur Putin kann sich der Türkei gegenüberstellen, obwohl die Türkei Verbündeter der USA ist: Der zweite Weg um seine Dominanz und Stärke zu beweisen, ist seine direkte und unmittelbare Macht. Dies beweist, dass er derjenige ist, der das Land regiert; seine Macht ist grenzenlos. Diese Art Putin wahrzunehmen ist bei den rechtsorientierten Deutschen sehr ähnlich zu der Art in der die Russen selbst Putin betrachten.

Das Konzept der direkten Macht ist für rechtsorientierte Menschen sehr zusagend, da die Natur der „direkten Macht“ dem Konzept der Rechtspopulisten für eine „direkte Demokratie“ gleichsteht. Als Präsident der von der Bevölkerung gewählt wurde repräsentiert Putin die Russen und hat die Macht direkt zu agieren um Hilfe zu leisten und Probleme noch bei ihrer Entstehung zu lösen. Anders als europäische Politiker, die der Bürokratie und Brüssel unterstellt sind, kann Putin agieren wie er möchte. Der Unterschied zu europäischen Politikern, welche als zu schwach, zart, diplomatisch und zurückhaltend gesehen werden, und Putin ist klar erkennbar. Die Möglichkeit zu tun und lassen was er will, bedeutet das Putin in die gleiche Rubrik von rechts-konservativen Populisten wie Viktor Orban in Ungarn und Donald Trump eingeordnet wird. Alle der oben genannten Politiker werden gleich von mehreren europäischen Politikern kritisiert, unter anderem von Angela Merkel. Diese Kritik führt wiederum zu skeptischen Reaktionen der rechts-Befürworter, welche europäische Landesoberhäupter verachten, und welche sicherlich nichts gegen Putin als Deutschlands Kanzler auszusetzen hätten.

Generell hat die Wahrnehmung Putins viele Gemeinsamkeiten mit dem Bild Russlands als Einheit: stark, fair und unabhängig. Dennoch zeigt dies auch die vereinfachte Darstellung dieser Vorgehensweise, da ein Präsident nicht dem Land oder das Land dem Präsidenten gleichgestellt werden kann. Das Bild Russlands als starkes und mächtiges Land mit einer glorreichen Vergangenheit ist in rechtsorientierten Kreisen im Westen Europas vorherrschend, da diese Länder weniger direkten Kontakt mit Russland hatten. Menschen von den baltischen Staaten, welche auch Kommentare abgeben und an den Diskussionen teilnehmen, sind meist eher kritischer veranlagt. Normalerweise nehmen diese Menschen Russland als Bedrohung wahr, dies jedoch kann der normalen Denkweise der Mehrheit in diesen Ländern zugesprochen werden, da diese Leute noch die russische Politik zu Zeiten der Sowjetischen Union im Gedächtnis haben. Nichtsdestotrotz werden ihre Argumente von den deutschen Rechtsaktivisten selten gehört, da es zu schwer ist eine Meinungsänderung nur durch einen Kommentar hervorzubringen. Russland hat in den Augen der rechten Befürwortern ein paar „idealistische“ Eigenschaften, die sie gerne in Europa umgesetzt sehen würden:

  • Eine starke Opposition gegen die USA, in der Europa als starke Vereinigung von Ländern steht anstatt als eine schwache und bürokratische Europäische Union.
  • Starke und charismatische Anführer statt der „schwachen“ und nachgiebigen Politiker, welche nur nach der implementierten Politik aus Brüssel handeln.
  • Eine kleiner Anzahl Immigranten, welche Russland in den Augen der rechten Befürworter einen idealen Rückzugsort vor dem mehr und mehr muslimischen Europa macht.

Fazit

Russland ist ein gleichzeitig ferner und doch naher Nachbar für Deutschland. Für die rechte Szene ist Russland mehr ein Mythos als ein reales Land. Dieses Bild basiert auf Nachrichtern, die online in rechten Kreisen geposted werden.

Die größten und wichtigsten Tendenzen der Darstellung Russlands sind aus der Zeit des Kaltes Krieges. Rechte sehen Russland als ein Land, das gegen die USA stehen kann. Die Welt ist wieder bipolar mit der USA und Russland als die stärksten Mächte. Andererseits, bekommt Russland auch die ‘positive‘ Eigenheiten, die Deutschland nicht hat. Zum Beispiel, hat Russland angeblich keine Migranten, es kann erfolgreiche militärische Kampagnen durchführen (wie in Syrien gegen IS) und hat einen starken und charismatischen Präsidenten. Das alles hat Deutschland laut den Rechten nicht und durch dieses Bild von Russland kann man die wichtigste Sache für rechte Populisten identifizieren – was für ein Land am wichtigsten ist? Ist es ‘unabhängig von den USA? Gibt es Flüchtlinge? Wie stark ist es militärisch?

Das größte Problem in dieser Darstellung von Russland ist die einseitige Repräsentation des Landes online und in rechtsorientierten Kreisen. Da diese sich Russland in einem bestimmten Licht vorstellen, verbreiten sie nur die Fakten und Informationen über das Land, welche mit ihren Ansichten übereinstimmen. Dies entwickelt sich zu einer endlosen Spirale: der Mythos kann nicht ohne die entsprechend objektive Information beseitigt werden, welche allerdings niemals von den rechten Kreisen verbreitet wird.

Eine Strategie dieses Problem anzugehen ist, eine andere und kritischere Sichtweise der Informationen die online verbreitet werden, zu zeigen. Populismus hat die Tendenz, Dinge zu vereinfachen. Die Diskussionen online haben das gleiche Problem. Deshalb ist es unbedingt nötig, eine kritischere Einstellung gegenüber den Informationen die online geteilt werden zu verbreiten.

Meistens sind die Inhalte die online geteilt werden einfach nur erfunden oder voreingenommen und bedürfen dringend einer tieferen Analyse. Die gleichen Ereignisse können komplett anders, anhand der Einstellung die die entsprechenden Medien zu ihnen haben, dargestellt werden. Deshalb kann es dazu kommen, dass Medien in Russland und pro-russische Medien in anderen Ländern Informationen über ein Ereignis ganz anders als unabhängige Medien, oder Kanäle die der Opposition (z.B. Meduza, rain.tv und andere) gehören darstellen. Deshalb, um eine klareres und unverfälschtes Bild zu bekommen, ist die zur Hilfenahme anderer Quellen notwendig.

Bibliographie

Polyakova, A., 2016. Putinism and the European Far Right. [Online]
Verfügbar unter: http://imrussia.org/en/analysis/world/2500-putinism-and-the-european-far-right#_ftn27
[Accessed 15 August 2016].

Steinau, M., 2016. Diese Familie flüchtete wegen der „BRD-Diktatur“ nach Russland – und bekommt dort kein Asyl. [Online]
Available at: http://www.huffingtonpost.de/2016/06/23/familie-flucht-russland_n_10628114.html
[Accessed 23 August 2016].

Manche Forscher, wie Alina Polyakova, sehen in dieser Unterstützung einen Versuch, die west europäischen Demokratien zu destabilisieren. (siehe: A. Polyakova „Putinism and the European Far Right) erhalten.

Autorin: Elena Lukinykh

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