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Rollenspiel gegen Rechte Beeinflussung

© Waldritter e.V.

Verwaltung, Vereine und Institutionen in Mühlheim an der Ruhr sind von Nazis unterwandert. Das gut organisierte, rechtsextreme Netzwerk setzt sich aus prügelnden Jugendgruppen wie auch politischen Akteur/innen zusammen. Mit systematischer Propaganda wird der Nachwuchs durch die Nazi-Vereinigung „Die Bewegung“ an Schulen rekrutiert. Andersdenkende werden diskreditiert, bedroht und leben in permanenter Angst. Ein Aussteiger der Szene bekommt das besonders zu spüren als er selbst zum Gejagten wird und niemanden mehr trauen kann…

„Die Bewegung“ existiert glücklicherweise nicht wirklich, sondern nur in einem Spiel, dass vom Waldritter e.V. für die politische Bildung und demokratische Jugendarbeit entworfen wurde. In so genannten Alternate Reality Games nehmen die Spielenden verschiedene Identitäten ein und lösen unterschiedlichste Aufgaben. So können im Verlauf einer nachgespielten Geschichte die Teilnehmenden unterschwellig an sämtliche gesellschaftspolitischen Themen herangeführt werden, die sonst bei Jugendlichen eher unattraktiv sind. „Durch die Konfrontation mit sozialen und emotionalen Herausforderungen, den hohen Spaßfaktor und die daraus resultierende Motivation wird politische Bildung erlebbar,“ so Veranstalter Daniel Steinbach.

Im Alternate Reality Game „Die Bewegung“ müssen sich die Darstellenden durch massenhafte Informationen wühlen, um Wahrheit von Manipulation zu unterscheiden und danach Entscheidungen zu treffen. Die Jugendlichen sind begeistert: „Die Story war total mitreißend,“ berichtet ein Teilnehmer und eine Spielerin ist überrascht: „Das ist voll ärgerlich! Die von der „Bewegung“ haben uns total manipuliert, obwohl wir die ganze Zeit dachten, wir hätten was gegen die in der Hand.“ Die einhellige Meinung der Teilnehmenden: „Rechtsextremismus muss stärker ein Thema in den Jugendzentren sein.“

Die spielerische, gleichzeitig aber kritische Auseinandersetzung mit den Wortergreifungsstrategien von Neonazis hat die Jugendlichen nachhaltig beeindruckt. „Sie haben davon zwar mal in der Schule gehört, sich dann aber auch nicht weiter dafür interessiert. Doch durch das Spiel haben sie erkannt, dass die rechtsextreme Szene eine wirkliche Gefahr darstellt, die durch geschickte Manipulation sogar demokratisch denkende und aufgeklärte Menschen in ihre Kreise ziehen kann“, berichtet ein Organisator. „Erlebbare politische Bildung stärkt die Urteilsfähigkeit der Jugendlichen und motiviert zum Handeln. Im Rahmen der Reflexion fand eine kleine Zukunftswerkstatt statt, in der die Jugendlichen sofort Ideen sammelten, ja sogar Beschlüsse trafen, wie sie auch in ihrem Jugendzentrum ein ‚Zeichen gegen Rechts‘ setzten können.“ Dank der finanziellen Förderung der Amadeu Antonio Stiftung kann der Waldritter e.V. seinem Konzept noch den Feinschliff geben. Vielleicht sind Alternate Reality Games bald ein selbstverständlicher Teil der politischen Bildung.

Von Heike Ruhl

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