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„Ruhedorf“ und die Neonazis

Szene aus "Ruhedorf"


Gerade im ländlichen Raum versuchen Neonazis die Hegemonie zu erlangen. Gegenwehr wird durch Angst, Ratlosigkeit und Ignoranz erstickt. Die Theatergruppe „Poli The“ hat ein Stück entwickelt, das diese zivilgesellschaftliche Leere aufrütteln will. Die Amadeu Antonio Stiftung und die RAA Mecklenburg-Vorpommern unterstützen sie dabei.

Die Gemeinde Z. im Jahr 2009: Ein großes Fußballturnier für die Jugend wird organisiert. Viele Jugendliche kommen zum Spielen, andere als Fans oder nur zum Zuschauen. Eine Gruppe Jugendlicher mit Migrationshintergrund ist auch gekommen, um an dem Turnier teilzunehmen. Doch Z. hat wie viele Dörfer im ländlichen Raum ein Problem mit Neonazis. Auch sie sind vor Ort. Die Neonazis fangen an, die Jugendlichen zu bedrängen und drohen ihnen, doch niemand schreitet ein. Selbst die anwesenden Polizisten geben der Gruppe den Rat, dass sie zur eigenen Sicherheit gehen sollten. Ihnen bleibt keine Wahl, sie sind schlichtweg unerwünscht.

Zeigen, was stört

Für Bene und seine Freunde sind solche Zustände nicht tragbar. „Das Fußballturnier hat erneut bewiesen, dass Neonazis hier offensichtlich das Stadtbild bestimmen. Sie treten offen auf, es kommt häufig zu Pöbeleien und Übergriffen. Das Schlimmste ist allerdings, dass es niemanden zu interessieren scheint. Alle schauen weg, keiner mischt sich ein“, kritisiert er. Ein Teil seiner Freunde engagiert sich seit längerem politisch, sie wissen, dass man sich einmischen muss, wenn Andere ausgegrenzt werden. „Die Zeit, die wir aufgrund unseres Studiums in Z. verbringen, möchten wir auch nutzen, um zu zeigen, was uns stört“, sagt Bene. Die Gruppe verbindet die Leidenschaft zum Theater und so schließen sie sich Anfang 2010 zu „Poli The“ zusammen.

Ruhedorf

„Poli The“ steht für die Reflexion der Alltagszustände in Z. „Wir spielen Szenen gegen Rassismus, und Menschenfeindlichkeit in ländlichen Regionen“, erklärt Bene. In ihrem ersten Stück „Ruhedorf“ geht es um ein Dorf, in dem es – wie in Z. – ein Problem mit Neonazis gibt. „In Ruhedorf leben verschiedenste Charaktere mit unterschiedlicher sozialer und politischer Herkunft, von der Politikerin, über den Barbesitzer, bis hin zu Jugendlichen, die gerade erst anfangen, sich politisch zu orientieren und sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Die Menschen in Ruhedorf gehen auf unterschiedliche Weise mit dem Problem um. Der eine verharmlost es, die zweite hält aus Angst den Mund und sieht weg, der nächste schließt sich dem rechten Umfeld an. Nur wenige haben den Mut, sich dem Problem zu stellen. In dieser Atmosphäre kommt es zu verschiedenen Konflikten, bis ein Zusammenleben nicht mehr möglich ist“, erzählt Bene.

Zuschauende aktiv einbinden

Zur Premiere im Herbst 2010 sind rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer in das Greifswalder IKUWO gekommen. Neben Beifall gab es auch eine Nachbesprechung des Theaterstücks. „Poli The“ ist es wichtig, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur konsumieren, sondern sich auch selbst aktiv mit den Themen Ausgrenzung, Menschenfeindlichkeit und Neonazismus auseinanderzusetzen.“ Besonders für Vorführungen an Schulen ist eine pädagogische Nachbesprechung besonders wichtig, meint Bene.

Die Gruppe „Poli The“ will möglichst oft in Mecklenburg – Vorpommern spielen – in Schulen, Jugendclubs oder auf Festen.

Von Tim Stegemeier

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