Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Kommentar

#SayTheirNames: Stanislav Tomáš: Ein Rom stirbt durch rassistische Polizeigewalt

Der 46-Jährige Rom Stanislav Tomáš wurde am 19. Juni im tschechischen Teplice, unweit der deutschen Grenze, umgebracht. Mehr als sechs Minuten kniete ein Polizist auf seinem Hals, danach war er tot. Im Vergleich zu den symbolpolitischen Regenbogenfarben der Fußball-Europameisterschaft macht sich Schweigen und Sprachlosigkeit breit. Zurückzuführen ist das auch auf den allgegenwärtigen Antiziganismus in Europa, dabei hätten gerade Deutschland und die Deutschen eine besondere historische Verantwortung.

Kommentar von Rosa Fava, Leiterin der ju:an-Praxisstelle antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit Berlin

Der Tod des Rom Stanislav Tomáš am 19. Juni wirft sicher viele Fragen auf, eindeutig sind aber die Aussagen von Zeug:innen und die nun veröffentlichten Bilder: Stanislav Tomáš könnte noch am Leben sein, hätte ein Polizist nicht minutenlang auf seinem Hals gekniet. Vieles erinnert an den Mord an George Floyd vor einem Jahr, und die Videos der Anwohner:innen, die den brutalen Einsatz festhielten und erst öffentlich machten, ebenfalls. Eines ist aber vollkommen anders: Die große Stille. Das Schweigen einer ganzen Gesellschaft, die es den Angehörigen der Roma:Romnja-Communities und ihren Selbstorganisationen überlässt, den Fall zu skandalisieren, die tschechischen Stellen zur vollständigen Aufklärung aufzufordern und über die Hintergründe des europäischen Rassismus gegen Roma:Romnja und die rassistische Diffamierung des Opfers in tschechischen Medien zu informieren.

Die Gleichzeitigkeit zum symbolpolitischen (Schein-)Aktivismus in Sachen Regenbogenfarben, der als Einsatz für die Rechte der LGBITQ*-Community in Ungarn verstanden wird, macht die Leerstelle in Sachen Solidarität mit Roma:Romnja und Sinti:Sintizze überdeutlich. Auch Tschechien spielt in der EM, die Stadien könnten in den Farben der Roma-Fahne erstrahlen. Die Gleichgültigkeit gegenüber dem – aus heutiger Perspektive – Mord an einem Rom in einem Nachbarland lässt sich auf viele Effekte zurückführen, im Kern ist es aber Antiziganismus, der hier wirksam wird. Aktueller und allgegenwärtiger Antiziganismus, der sich mit einer nur oberflächlichen Aufarbeitung des europaweiten nationalsozialistischen Völkermords an den Roma:Romnja und Sinti:Sintizze verbindet. Deutschland und die Deutschen haben eine besondere Verantwortung gegenüber den Überlebenden und ihren Nachkommen, die sich nach dem Genozid aus dem Nichts ein neues Leben aufbauen mussten, hier genauso wie in Tschechien.

Antiziganismus ist in Europa allgegenwärtig, ganz egal ob in Tschechien oder Deutschland. Rassismus tötet, überall. Lasst uns dagegen aufstehen, überall. In Berlin finden an diesem Freitag zwei Demonstrationen in Erinnerung an Stanislav Tomáš und gegen rassistischte Polizeigewalt statt:

 

 

Antiziganismus ist nach wie vor weitverbreitet. Roma:Romnja und Sinti:Sintizze sind in ganz Europa von historisch tief verwurzelten rassistischen Stereotypen betroffen. Doch der Rassismus gegen Roma:Romnja und Sinti:Sintizze wird häufig verkannt, verharmlost oder ignoriert. Zu unserem Flyer: https://amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/rassismus-gegen-sinti-und-roma/

Weiterlesen

Antisemitische_Vorfälle_2024_Rias_Thüringen_Beitragsbild
Neuerscheinung

Enthemmter Antisemitismus: Antisemitische Vorfälle in Thüringen erreichen mit 392 Vorfällen einen neuen Höchststand

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Thüringen dokumentiert für das Jahr 2024 mit 392 Meldungen einen neuen Höchststand antisemitischer Vorfälle in Thüringen. Die Gesamtzahl der von der Meldestelle dokumentierten Vorfälle stieg im Vergleich zum Vorjahr (297) um rund ein Drittel an. Jeder achte antisemitische Vorfall ist Thüringer Hochschulen zuzuordnen. Erstmals seit Beginn der Dokumentation wurden die meisten Vorfälle der Erscheinungsform „israelbezogener Antisemitismus“ zugeordnet.

HP Beitrag
Neuerscheinung

Wie sicher ist unsere Demokratiearbeit?

Rechtsextreme Angriffe setzen engagierte Menschen und Initiativen zunehmend unter Druck. Das Projekt BEWARE hat über 500 Engagierte zu ihren Erfahrungen befragt – mit alarmierenden Ergebnissen und eindeutigen Handlungsempfehlungen. Ein Weckruf für Politik und Gesellschaft.

Bleib informiert!

Melde dich jetzt zum Newsletter an und verpasse keine unserer nächsten Publikationen!

Schön, dass du dich für unsere Publikation interessierst! In unserem monatlichen Newsletter erhältst du spannende Einblicke in den Alltag demokratischer Zivilgesellschaft und in unsere Arbeit.
Publikation bestellen Publikation lesen