Am 29. Dezember 1999 wird der 39-jährige, geistig behinderte Jörg Danek im S-Bahntunnel von Halle-Neustadt (Sachsen-Anhalt) von drei Männern im Alter von 19, 22 und 32 Jahren ermordet. Die drei jungen Männer wurden zuvor von Bundesgrenzschutzbeamten (BGS) und Wachschutzleuten wegen aggressiven Verhaltens am Hauptbahnhof in Halle in eine S-Bahn gebracht. In dieser setzten sie sich gezielt zu Jörg Danek ins Abteil, weil einer der Täter das Opfer mit dem Spitznamen „Professor“ kennt. Zunächst verlangen sie Bier von dem 39-Jährigen. Dieser hat aber nur noch eine Bierdose, die er ihnen anbieten kann. So fangen sie an, ihn zu malträtieren. Mit Springerstiefeln treten sie in das Gesicht des Opfers. Als sich ein Schaffner und Sicherheitsleute dem Abteil nähern, lassen die Angreifer kurz von ihrem Opfer ab. Weil die Angestellten der S-Bahn über Funk mitgeteilt bekommen haben, die drei Männer seien aggressiv und sollten „besser in Ruhe gelassen werden“, betreten sie nicht das Abteil. Dies geschieht erst als die drei Angreifer Jörg Danek bereits zum Aussteigen gezwungen haben: In dem verlassen Abteil finden die Wachleute eine große Blutlache. Die Täter schleppen währenddessen das wehrlose Opfer zu einem Tunnel. Dort traktieren sie ihn weiter und verhöhnen ihr Opfer. Als sie in seinem Brustbeutel lediglich 2,50 Mark finden, zertreten sie ihm mit ihren Springerstiefeln das Gesicht. Der Mann stirbt wenig später im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Das Landgericht Halle kommt zu dem Schluss, dass sie an Jörg Danek ihren „Frust über die Auseinandersetzungen mit dem BGS auslassen“ wollten. Der jüngste der drei Täter ist ein bekennender Neonazi: Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel. Zudem ist er mit SS-Runen, Hakenkreuzen und Reichskriegsflaggen tätowiert. Dass er seine Gesinnung auch in die Tat umsetzt, beweist bereits eine Vorstrafe wegen rassistisch motivierter Körperverletzung. Der älteste der drei Täter ist wegen Körperverletzung mit Todesfolge vorbestraft. Der 32-jährige Haupttäter wird in einer Revisionsverhandlung wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu lebenslanger Haft verurteilt; der 19-Jährige erhält eine Jugendstrafe von neuneinhalb Jahren.
Erst im Mai 2012 wird Jörg Danek von der Landesregierung Sachsen-Anhalt offiziell als ein Todesopfer rechter Gewalt anerkannt. Der Grund für eine Überprüfung der bisher nicht-anerkannten Todesopfer rechter Gewalt war die Selbstenttarnung des NSU im November 2011. Es ist bedauerlich, dass sich die politischen Verantwortlichen in Sachsen-Anhalt erst angesichts einer neonazistischen Mordserie dazu durchringen konnten, Altfälle noch einmal zu prüfen. Zivilgesellschaftliche Organisationen forderten dies bereits seit mehreren Jahren. Es ist ein wichtiges Signal, dass Jörg Danek nun offiziell anerkannt wurde. Denn Menschen mit Behinderung sind eine Opfergruppe rechter Gewalt, die von der Öffentlichkeit oftmals kaum wahrgenommen wird.