Der 27-jährige Samuel Kofi Yeboah starb in der Nacht zum 19. September 1991 bei einem rassistisch motvierten Brandanschlag auf eine Unterkunft für Geflüchtete in Saarlouis (Saarland). Gegen 3.30 Uhr legte der mutmaßliche Täter und örtlich bekannte Neonazis Peter S. im Erdgeschoss des Treppenhauses der Unterkunft einen Brand, der sich rasch ausbreitete. Samuel Kofi Yeboah versuchte durch das brennende Treppenhaus zu flüchten und erlitt dabei tödliche Brandverletzungen, an denen er wenig später im Krankenhaus starb. Zwei weitere Geflüchtete wurden bei dem Brandanschlag schwer verletzt. Sie sprangen aus dem Fenster und erlitten dabei Knochenbrüche. 16 Bewohner:innen konnten sich ins Freie flüchten.
In seiner früheren Heimat Ghana hatte Samuel Kofi Yeboah als Landwirt gearbeitet. In der Unterkunft, in der er lebte, einem ehemaligen Gasthaus mit dem Namen „Weißes Rößl“, war er als Hausmeister tätig.
Polizeiliche Versäumnisse – verspätete Aufklärung nach 30 Jahren
Mehr als drei Jahrzehnte galt die Tat als ungeklärt. Zwar erkannte die Bundesregierung 1993 einen rechtsextremen Hintergrund der Tat an. Die Ermittlungen hingegen wurden hingegen nach nur elf Monaten ohne Ergebnisse eingestellt, obwohl für die Ermittlungsbehörden bereits feststand, dass es sich um Brandstiftung handelte. Nach Aussage von Zeug:innen war kurz vor dem Ausbruch des Feuers ein silbergrauer Pkw mit hoher Geschwindigkeit an der Unterkunft vorbeigefahren. Die Tat reihte sich ein in eine Reihe von rassistischen Anschlägen, die zu jener Zeit im Saarland begangen wurden. Allein im Kreis Saarlouis war dies bereits der fünfte Angriff auf eine Geflüchtetenunterkunft seit 1987. Die rechtsextreme Szene in Saarlouis war sehr aktiv. Laut Zeitzeug:innen kam es damals zu „regelrechten Hetzjagden auf Ausländer, Punks und Andersdenkende“.
Nach einem Tipp aus der rechtsextremen Szene hatte die Generalbundesanwaltschaft die Ermittlungen im Sommer 2020 wieder aufgegriffen. Sie sprach „von gravierenden Anhaltspunkten, die auf Fremdenhass als Tatmotiv schließen lassen“. Nach neuen belastenden Ermittlungserkenntnissen kam es auf Betreiben der Bundesanwaltschaft am 4. April 2022 schließlich zur Festnahme des in der Neonazi-Szene von Saalouis bekannten Rechtsextremisten Peter S. Gegen ihn besteht der dringende Tatverdacht des Mordes, des versuchten Mordes sowie der Brandstiftung mit Todesfolge. Nur wenige Stunden vor der Tat soll sich S. mit Gleichgesinnten in einer Saarlouiser Kneipe über mögliche Anschläge auf Geflüchtetenunterkünfte vor Ort ausgetauscht haben. Im Lichte der Festnahme mehr als 30 Jahre nach der Tat räumte die saarländische Polizei selbst Versäumnisse in der damaligen Polizeiarbeit ein und entschuldigte sich für die offensichtlichen Defizite, die zur einstigen Einstellung der Ermittlungen geführt hätten.
Auseinandersetzungen um ein würdiges Gedenken
Fast 30 Jahre lang sperrte sich die Stadt Saarlouis gegen ein würdiges Gedenken an Samuel Kofi Yeboah. Der Saarländische Flüchtlingsrat und verschiedene antirassistische Gruppen setzen sich unaufhörlich für eine angemessene Art des Erinnerns, für regelmäßige Gedenkveranstaltungen, eine zentrale Gedenkskulptur sowie die Umbennenung einer Straße nach Samuel Kofi Yeboah ein. 2001 brachte ein „Antifaschistisches Bündnis“ eine Gedenktafel an das Rathaus in Saarlouis an. Auf Anweisung des Bürgermeisters der Stadt wurde die Tafel kurze Zeit später wieder entfernt und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung wurde erstattet. Ab 2021 sollte nach Angaben der Stadt Saarlouis am 19. September jeden Jahres eine Veranstaltung im Gedenken an Samuel Kofi Yeboah stattfinden. Außerdem seien ein Mahnmal und eine Gedenktafel am damaligen Tatort, einem zentralen Ort in der Stadt, im Gespräch.