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Thomas Schulz

, 31 Jahre

Am frühen Abend des 28. März 2005 wollte der damals 31-Jährige Thomas Schulz mit seinen Freund*innen aus der lokalen Punkszene ein Konzert in Dortmund besuchen. Im U-Bahnhof Kampstraße trifft die Gruppe aus ca. 20 Personen auf Sven K., der als anerkanntes Mitglied der Dortmunder Neonaziszene bekannt ist. Erst wenige Monate zuvor hatte Sven K. einen Punker schwer veprügelt, wofür er verurteilt wurde.

Die Gruppe der Punks und Sven K. geraten auf der Rolltreppe des Bahnhofs in eine verbale Auseinandersetzung. Die Punks ziehen schließlich weiter, Thomas Schulz ging jedoch auf die weitere Provokation des Neonazis ein und näherte sich ihm. Sven K. zieht daraufhin, für Thomas Schulz unbemerkt, ein 15 Zentimeter langes Messer aus seiner Bomberjacke. Er rammt es plötzlich und mit erheblicher Wucht in die Brust des unbewaffneten Opfers. Thomas Schulz stirbt wenig später an den Folgen des Angriffs im Krankenhaus.

Politische Tatmotivation von Gericht ausgeschlossen

Sven K. wird kurz nach der Tat von der Polizei gefasst. Zunächst unter Mordverdacht festgenommen, verurteilte das Jugendgericht ihn schließlich wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von sieben 7 Jahren. Obwohl der Täter das Messer im Unterarm seiner Jacke versteckt hatte, ging das Gericht nicht von Heimtücke aus. Zudem war Sven K. zum Tatzeitpunkt alkoholisiert gewesen – beides wirkte sich strafmildernd aus. Nach Auffassung des Gerichts wurde die Tat spontan und in „Aufwallung von Wut“ begangen. Eine politische Tatmotivation stellte das Gericht trotz des nachweisbaren Hasses des Täters auf Punks nicht fest.

Die örtliche Neonaziszene glorifizierte den schrecklichen Mord und hängte Plakate mit der Aufschrift „Wer sich der Bewegung in den Weg stellt, muss mit den Konsequenzen leben“ auf. Sven K. änderte seine Gesinnung auch in der Haft nicht und verschickte über neonazistische Websites Briefe an „die Kameraden“. Trotz anhaltender Verbindungen in die militante Neonaziszene wird der Täter bereits nach fünf Jahren aus der Haft entlassen – auf Grundlage einer positiven Sozialprognose eines Gutachters. Wenig überraschend wurde Sven K. nach der Entlassung wieder aktiv in der Dortmunder Neonaziszene. Es folgten zwei weitere Haftstrafen wegen rechtsextremer Gewalttaten.

Zivilgesellschaftliche Initativen streiten für würdiges Gedenken

Zivilgesellschaftliche Initiativen setzen sich seit dem kaltblütigen Mord für ein würdiges Gedenken an Thomas Schulz und eine Anerkennung der Tat als politischen Mord ein. Im März 2015, zehn Jahre nach der Tat, nahmen ganze 1.500 Menschen an einer Veranstaltung zum Gedenken an Schulz und alle Todesopfer rechtsextremer Gewalt teil.

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