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Yvonne Hachtkemper

, 34 Jahre

Am 14. Juni 2000 erschießt der 31-jährige Rechtsextremist Michael Berger in Dortmund und Waltrop (Nordrhein-Westfalen) drei Polizisten und anschließend sich selbst. Bei einer polizeilichen Routinekontrolle wird Berger mit seinem Auto angehalten, da er nicht angeschnallt ist. Plötzlich eröffnet er das Feuer gegen die zwei Polizeibeamten. Der 35-jährige Polizeikommissar Thomas Goretzky stirbt sofort, seine Kollegin wird durch einen Schuss ins Bein verletzt. Auf der Flucht erschießt Berger an einer Ampel die 34-jährige Polizistin Yvonne Hachtkemper und den 35-jährigen Polizisten Matthias Larisch von Woitowitz.

Die Beamten hatten nicht einmal den Versuch unternommen, den Flüchtigen zu verhaften. Im Gegenteil: Der Täter hat extra angehalten, um die tödlichen Schüsse abzugeben. Nach Bergers Amokfahrt richtet er sich selbst. Als die Polizei dessen Wohnung durchsucht, findet sich ein Waffenarsenal aus Totschlägern, einer Splitter-Handgranate, Jagdgewehren, Revolvern und einer ungarischen Pistole. Zudem Bergers DVU- und Republikaner-Mitgliedsausweise. Auf seinem Auto hat er einen Aufkleber angebracht, auf der die Forderung: „Töte sie alle… Gott wird seine Wahl treffen“ steht. Seinen früheren Arbeitsplatz hatte der Neonazi wegen seiner rechtsextremen Gesinnung verloren, als er bei einer Firmenfeier an seiner Hand einen Ring mit Hakenkreuz trug. Ein anderes Mal hatte er sich die Zahl „88“ in den Hinterkopf rasiert, ein in der rechtsextremen Szene beliebter Code für „Heil Hiter“.

Nach der Tat prüft die Polizei, ob Berger einen rechtsterroristischen Anschlag vorbereitete und dachte, er sei aufgeflogen. Der damalige Innenminister von Nordrhein-Westfalen schloss diese Theorie jedoch aus, da es nach bisherigen Erkenntnissen keine Hinweise auf eine Verstrickung in terroristische Aktivitäten geben würde. Später tauchen in der Stadt Aufkleber der Kameradschaft Dortmund auf: „Berger war ein Freund von uns. 3:1 für Deutschland.“ Eine für die drei getöteten Polizisten eingerichtete Trauerstätte wird verwüstet und mit dem Spruch „Scheiß Bullen! Krepieren sollen sie alle! Elendig!“ beschmiert. Die damalige Freundin des Täters äußerte gegenüber der Presse, dass Michael Berger ihr gegenüber oftmals seinen Hass gegen der Polizei geäußert habe.

Angesichts der Selbstenttarnung des NSU wird der Dreifachmord nun noch einmal genauer untersucht. Die Polizei Nordrhein-Westfalen untersucht „die sich aus der aufgefundenen DVD [in der Wohnung der drei Mitglieder des NSU in Zwickau] ergebenen Hinweise auf Straftaten in NRW“, kündigte NRW-Innenminister Ralf Jäger im November 2011 an. Denn keine drei Monate nach dem Mord an den drei Polizisten wurde der Blumenhändler Enver Şimşek in Nürnberg erschossen. Er gilt als erstes Opfer der Zwickauer Terrororganisation, welche nach bisherigen Erkenntnissen aus Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bestand.

Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen überprüfte ab Mitte 2022 im Rahmen seines Projekts „ToreG NRW“ (Todesopfer rechter Gewalt in NRW) 30 zurückliegende Gewaltdelikte aus den Jahren 1984 bis 2020 auf eine mögliche politische Tatmotivation. Anfang September 2024 gab Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul bekannt, dass drei der geprüften Fälle nun als rechtsmotiviertes Tötungsdelikt zu bewerten sind. Der Fall Yvonne Hachtkemper wurde im Zuge des Projekts ebenfalls geprüft, gilt jedoch immer noch nicht als rechtsmotiviert.

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