vorgestellt von Maja Neumann im Auftrag der Amadeu Antonio Stiftung
Das interaktive Lernspiel richtet sich vornehmlich an Schüler*innen und Lehrkräfte. Die spielenden Agent*innen bekommen den Auftrag, die für Verschwörungserzählungen anfällige Wiebke noch mehr zu radikalisieren. Auf Spaß allein ist das Spiel, das eigentlich ein virtueller Lernraum ist, allerdings nicht ausgelegt.
Wiebke ist eine Jugendliche die in einem düsteren Kellerraum vor dem Computer sitzt und ihrem, auf dem Sofa sitzendem, in sein Handy vertieftem Freund von ihren beunruhigenden Gedanken und ihrem beginnenden Verschwörungsglauben erzählt. Zunächst ist Wiebke noch neugierig und stellt nur Fragen. Dieses soll sich im Laufe des Spiels aber ändern.
Die Spielenden können Wiebke dabei über eine im Zimmer versteckte Kamera beobachten und interaktiv im Raum Informationen abrufen, Rätsel lösen und Schränke öffnen. Die Informationen werden als Text oder Video und auch in einem kleinen Test zum eigenen Verschwörungsglauben transportiert. Hierbei lernen die Spieler*innen zunächst, was überhaupt eine Verschwörungstheorie ist, wie sie sich von Verschwörungen unterscheidet und welche Themenbereiche dazu gehören können. Im unteren Bildrand befinden sich Symbole, die bestimmten Verschwörungserzählungen zugordnet sind und hinter denen sich Lehrvideos befinden.
Nach jeder Lernerfahrung wird Wiebke also fanatischer, was ihrem Freund gar nicht behagt. Ihren Zustand kann man dabei über ein kleines Symbol im oberen linken Bildrand überprüfen.
Von der „inszenierten Mondlandung“ über die „Corona-Lüge“ und der „QAnon“-Gruppe finden sich Hintergrundinformationen zu jeglicher Art von Verschwörungserzählungen. Auch die Terroranschläge am 11.09.2001, die Person Atilla Hildmann, Aluhüte und insbesondere antisemitische Narrative, die Teil der meisten Verschwörungserzählungen sind, werden thematisiert.
In den Lernvideos, die man hintern den Symbolen im Spiel finden kann, geben Expert*innen wie Pia Lamberty (Sozialpsychologin und Mitbegründerin von CeMAS), Andrea Röpke (Journalistin mit dem Schwerpunkt Rechtsextremismus) und Christoph Grotepass (Mitarbeiter der Sekteninfo NRW) Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Themenbereichen und geben hilfreiche Ratschläge, wie man mit konfrontierten Verschwörungserzählungen im eigenen Umfeld umgehen kann. Sensibilisiert wird man hierbei nicht nur für die Themenbereiche, sondern auch für den Umgang mit Medien wie YouTube und Chatplattformen.
In Wiebkes Kleiderschrank findet man T-Shirts mit Aufdrucken von Bill Gates, dem Auge der Vorsehung oder einer flachen Erdscheibe. Beim Klick auf das jeweilige T-Shirt erfährt man auch hier die Hintergründe zu der dazugehörigen Verschwörungserzählung. Hinter den YouTube-Videos auf Wiebkes Bildschirm erfährt man mehr zum Thema Proportionalitätsverzerrung sowie der Suche nach Absicht und Bestätigung von Verschwörungsgläubigen.
Wiebkes Zustand ändert sich im Laufe des Spiels von neugierig zu fanatisch. Nachdem sie eine angebliche jüdische Weltverschwörung propagiert, reicht es ihrem Freund und er verlässt Wiebke und das Zimmer. Als Wiebke von ihrer Mutter nach oben und aus dem Zimmer gerufen wird, da sie unerwartet Besuch bekommen hat, wird der Raum von zwei Agenten in Beschlag genommen und desinfiziert.
Das Spiel endet also mit einem Augenzwinkern, da Wiebkes Angst vor Überwachung bestätigt wird. Das Tool lädt dazu ein, Zivilcourage im Umgang mit Verschwörungserzählungen zu zeigen. Christoph Grotepass, Ausstiegsberater für Sektenmitglieder, empfiehlt ebenso deutlich, sich selbst zu schützen, eigene Grenzen zu wahren und Gespräche im Zweifelsfall auch abzubrechen, wenn der Glaube an Verschwörungserzählungen bei Betroffenen zu weit fortgeschritten ist und keine sachlichen, offenen Gespräche mehr möglich sind.
Umgesetzt hat das preisgekrönte Spiel Kubikfoto gemeinsam mit der BAFF Filmproduktion, mit der Unterstützung von Achtsegel. Gefördert wurde das Projekt von der Bundeszentrale für politische Bildung. Für Schüler*innen steht ein Fragebogen zum Download zur Verfügung, indem das gelernte Wissen aus dem Spiel nochmal getestet werden kann. Lehrer*innen können ebenfalls Lehrmaterial anfordern, was im Unterricht bearbeitet werden kann. Unterstützt wurde dies von der GEW.
Unter „Was tun?“ werden nochmal relevante Punkte im Umgang mit Verschwörungserzählungen zusammengefasst und vorhandene Informations- und Beratungsangebote aufgezeigt. Insgesamt ist das Spiel eine gute Sensibilisierung für Personen, die mit der Thematik das erste Mal in Berührung kommen, oder spielerisch mehr Hintergrundwissen sammeln wollen.