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W.I.R. – gemeinsam

Da Rassismus nicht nur zwei Wochen ein Problem ist, sondern 365 Tage im Jahr, fördert die Amadeu Antonio Stiftung ganzjährig Projekte dagegen. So auch die Initiative gegen Rassismus aus der sächsischen Kleinstadt Werdau.

von Anne Gehrmann

„W.I.R.“ steht für „Werdauer Initiative gegen Rassismus“ – liest sich aber auch wie „wir“: zusammen/miteinander. Und genau darum geht es dem jungen Verein aus der Kleinstadt nahe Zwickau – gemeinsam aktiv werden gegen Rassismus und Diskriminierung und für ein „lebendiges, kritisches, antirassistisches und interkulturelles Stadtleben“, wie der Verein es beschreibt.

Um der zunehmenden rassistischen Hetze und den Übergriffen in der Region etwas entgegenzusetzen, organisiert W.I.R. gemeinsam mit Werdauer Schüler_innen ein Kunst- und Kulturfestival vom 09. bis zum 11. Juni. Sie wollen vorhandene negative Stimmungen und Energien in etwas positives Verwandeln und dabei Menschen ansprechen, die sonst ausgegrenzt werden.

Auf dem Programm stehen Workshops für Jugendliche zu den Themen Film, Radio, Theater und kreatives Schreiben. Im Abendprogramm finden sich neben zwei Dokumentarfilmen zu Rassismus, Flucht und Migration, auch Musik- und Spoken Word Performances. Geplant sind zudem Theateraufführungen des Theaterfestivals „Unentdeckte Nachbarn“ zum NSU und „Sonnenblumenhaus“ zu den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. Im Anschluss bieten Podiumsdiskussionen die Möglichkeit miteinander ins Gespräch zu kommen. An den Nachmittagen finden themenbezogene Workshops anderer Organisationen, Initiativen und Privatpersonen aus der Region statt.

Über das Festival hinaus, ist das erklärte Ziel, Brücken zu schlagen zwischen Werdaus Einwohner_innen, deren Bahnen sich ansonsten selten kreuzen, zwischen regionalen antirassistischen Initiativen, zwischen Schüler_innen, zwischen Migrant_innen und allen die Lust auf ein offenes und solidarisches Miteinander haben. Das Festival soll Anstoß und Plattform zur Vernetzung für ein eventuelles regionales Bündnis gegen Rassismus und für weitere Veranstaltungen sein. Die Vernetzung beginnt dabei schon in der Vorbereitung. Gemeinsam mit Schüler_innen des städtischen Gymnasiums „Alexander von Humboldt“ bereitet der Verein in Arbeitsgruppen das Festival vor. Positiver Nebeneffekt dieser Arbeitsteilung: die Jugendlichen erfahren Anerkennung  von Lehrer_innen, Vereinen und der Stadt selbst. Das motiviert umso mehr, sich aktiv einzubringen und zu gestalten. Der Bedarf an sozio- und jugendkulturellen Projekten in der Region ist im Vorfeld jedenfalls schon deutlich geworden.

Neben den Schüler_innen sind auch Sozialarbeiter_innen, der Stadtrat und verschiedene regionale Vereine mit im Boot, wie das Martin Luther Zentrum, das Bündnis für Demokratie und Toleranz Zwickauer Region, der Helfer_innenkreis und viele weitere. Als junger Verein mit großen Zielen, freut sich W.I.R. über Unterstützung jeder Art in Vorbereitung und Planung sowie in der Durchführung des Festivals. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, sich an den Verein zu wenden: w-i-r@posteo.de

Ab März sind außerdem Künstler*innen und Referent*innen aus der Region dazu aufgerufen sich anzumelden, wenn sie am Festival teilnehmen wollen. Weiter Informationen lassen sich hier abrufen.

Die Amadeu Antonio Stiftung freut sich W.I.R und das Kunst- und Kulturfestival in Werdau zu unterstützen, auch in der Hoffnung, dass es weitere Projekte in der Region anstößt.

 

 

 

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