Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Wo Unverarbeitetes und Unverstandenes fortlebt

Wie hängen Gewalt, Volk und Sexualität zusammen? Dieser Frage wird am 04. Februar in Hannover nachgegangen. Ein Symposium zu Ehren von Prof. Rolf Pohl bietet eine gute Gelegenheit mit Expert_innen zu diskutieren, unter anderem darüber was „Sex und Crime“ mit kritischer Theorie und Rassismus zu tun hat.

 

Von Anne Gehrmann

 

In Rahmen dieses Symposiums greift einer der Referent_innen Lars Rensmann einige wichtige Arbeitsthemen des zu verabschiedenden Prof. Dr. Pohl auf und unterstreicht den weiterhin vorhandenen Mehrwert der kritischen Theorie für die Themenfelder Rassismus und Antisemitismus. Wozu die Auseinandersetzung mit diesen Themen immer noch notwendig ist, betont Christoph Müller einer der Organisator_innen der Veranstaltung: „Der projektive Hass auf Juden und Andere in einer immer noch prekären, nach-nationalsozialistischen politischen Moderne bricht sich dort oftmals am energischsten Bahn, wo Unverarbeitetes und Unverstandenes fortlebt.“

Unter dem Titel: „Antisemitismus, Rassismus und die Erbschaft des Nationalsozialismus in Deutschland und Europa. Was wir heute noch von der Kritischen Theorie lernen können“ untersucht Lars Rensmann die Themen Antisemitismus, Rassismus und die legacies nationalsozialistischer Terrorherrschaft aus der Perspektive der kritischen Theorie. Christoph Müller dazu: „Es wird argumentiert, dass die ‘klassische’ Kritische Theorie der so genannten Frankfurter Schule […] immer noch erkenntnisträchtige Ideen, Konzepte und Theoreme für die Analyse gegenwärtiger Erscheinungsformen von judenfeindlichen und rassistischen Ressentiments bereit stellen.“

Die Amadeu Antonio Stiftung, welche sich in ihrer täglichen Arbeit mit Antisemitismus und Rassismus auseinandersetzt, freut sich diesen Vortrag unterstützen zu können, da Wissen zu den genannten Phänomenen die Grundlage der Stiftungsarbeit sind. Eine Verbreitung des vorhandenen Wissens kann dabei Anstoß zu weiterer Forschung zu sein, die wiederum neues Wissen generiert, Theorien bildet, überprüft und gegebenenfalls alte verwirft. Die Kooperation mit Universitäten als Teile gesellschaftlicher Diskurse ist daher wesentlich für die Arbeit der Stiftung.

Zusammen mit verschiedenen Kooperationspartner_innen veranstaltet die Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie e.V. und die Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover das Symposium mit dem Titel: „Sex and Crime – Sozialpsychologisches Symposium zur Verflechtung von Gewalt, Volk und Sexualität“ anlässlich der Verabschiedung von Prof. Dr. Rolf Pohl in den Ruhestand. Mit der Verabschiedung des kritischen Sozialpsychologen und Antisemitismusforschers, endet auch die Ära kritischer Sozialpsychologie im Zusammenhang mit den Themen Antisemitismus, Männlichkeit und Gewalt an der Universität Hannover. Die Veranstaltung  steht allen Interessierten offen und findet statt, am 04. Februar 2017, ab 10 Uhr, im Kali-Chemie Hörsaal der Universität Hannover (Callinstraße 3-9, 30167 Hannover).

Ein Programm findet sich hier 

Der Vortragende Lars Rensmann ist Professor für europäische Politik und Gesellschaft an der Rijksuniversiteit Groningen (Niederlande), der zuvor (auch) an verschiedenen nationalen und internationalen Universitäten wie der Yale University, der Haifa University in Israel, der Universität Wien und der Freien Universität und Humboldt Universität in Berlin lehrte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen bei Internationaler politischer Theorie, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Einige seiner jüngsten Publikationen sind „The Politics of Unreason: The Frankfurt School and Antisemitsm“ das gerade im Erscheinen begriffen ist und „Gaming the World: How Sports Are Reshaping Global Politics and Culture (2010).

Weiterlesen

ostmullen-3jpg
Analyse

„Ostmullen“: Wie junge Frauen zum rechten Lifestyle-Phänomen werden

Der Social-Media-Trend #Ostmullendienstag zeigt junge Frauen, die rechte Codes inszenieren – und von Männern sexualisiert kommentiert werden. Was harmlos wirkt, ist Teil einer Strategie: antifeministische Frauenbilder als Lifestyle-Angebot. Bereits die Verwendung des Begriffs „Ostmulle“ verrät die misogyne Schlagseite: „Mulle“ ist eine abwertende Bezeichnung für Frau, „Ostmulle“ spielt zusätzlich auf eine ostdeutsche Herkunft an.

CSDs 2025 gestört Beitragsbild
Monitoring

Im Visier von Rechtsextremen: Mehr als 70 CSDs in 2025 wurden gestört

Sie waren in Potsdam, Dresden, Saarbrücken, Wetzlar, Berlin, Eberswalde, in Neumünster, Pforzheim, Gera und Chemnitz. In Ost- und Westdeutschland, im Süden und im Norden, auf dem Land und in der Stadt – Neonazis mobilisieren in dieser Saison wie auch schon im letzten Jahr im großen Stil gegen Pride-Paraden und CSDs. Unser Monitoring zeigt: Stand jetzt wurden in diesem Jahr mindestens 70 CSDs gestört. Nur etwas mehr als 70 Prozent konnten damit störungsfrei verlaufen.

Bleib informiert!

Melde dich jetzt zum Newsletter an und verpasse keine unserer nächsten Publikationen!

Schön, dass du dich für unsere Publikation interessierst! In unserem monatlichen Newsletter erhältst du spannende Einblicke in den Alltag demokratischer Zivilgesellschaft und in unsere Arbeit.
Publikation bestellen Publikation lesen