Herzlichen Dank für alle Solidarität und Ihren langen Atem!
Wenn wir 25 Jahre Amadeu Antonio Stiftung feiern, feiern wir auch unglaublich viele mutige Menschen, die sich seit den 1990er Jahren für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus einsetzen. In dieser Zeit haben wir zusammen viel erreicht.
Wir konnten 2.121 Projekte von der „Aktion Zivilcourage“ bis zu „Zossen zeigt Gesicht“ fördern, in über 1.600 Fällen Betroffenen rechter Gewalt helfen – im Kontext des NSU, nach den Anschlägen in Halle und Hanau und den bis heute andauernden Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte, aber auch in zahllosen alltäglichen Bedrohungssituationen – sowie über 100 Aussteiger*innen aus der Neonaziszene unterstützen. Dass wir dies tun können, verdanken wir Ihnen, unseren Spender*innen, Partner*innen und Förderern wie der Freudenberg Stiftung, der Dreilinden gGmbH, der stern-Aktion „Mut gegen rechte Gewalt“, der Stiftung Mercator und den Open Society Foundations, aber auch der Unterstützung durch die Länder Berlin, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen sowie des Bundes, deren Demokratieprogramme uns eigene operative Projekte und partizipative Forschung ermöglicht haben.
HERZLICHEN DANK für alle Solidarität und Ihren langen Atem!
Die Amadeu Antonio Stiftung hat seit der Gründung durch Anetta Kahane und den Stifter Karl Konrad von der Groeben erheblich dazu beigetragen, dass rechtsextreme No-Go-Areas und rassistische Angriffe in Ostdeutschland nicht mehr verharmlost werden und Antisemitismus nicht mehr als eine Form von Rassismus dethematisiert wird. Schon früh hat die Stiftung die Auseinandersetzung mit antisemitischen Verschwörungserzählungen auf die Tagesordnung gesetzt – lange vor der Corona-Pandemie. Wir haben die Politik und die Sicherheitsbehörden seit der Enttarnung des NSU aufgefordert und immer wieder ermahnt, sich endlich dem Rechtsterrorismus und den Problemen in den eigenen Reihen (entgegen) zu stellen und neuere Erscheinungsformen des Rechtsextremismus, wie „Reichsbürger*innen“, „Völkische Siedlungen“ und Bürgerwehren als Bedrohungen ernst zu nehmen. Seit langem kämpfen wir dafür, auch Antifeminismus, Querfeindlichkeit und Antiziganismus als zentrale Hassmotoren und Demokratiegefährdungen anzuerkennen. Schließlich haben wir in alldem die Betroffenen und Angehörigen nicht allein gelassen, sondern sie darin bestärkt, ein eigenständiges Gedenken und Erinnern einzufordern – wir unterstützen weiter den Kampf für eine Amadeu-Antonio-Straße in Eberswalde.
Wer angesichts des Umfragehochs und der Bedrohungslage durch rechtsextreme Parteien von der AfD über den III. Weg bis zu den Freien Sachsen pessimistisch ist, darf nicht vergessen, was sich allein in den letzten 25 Jahren durch die Amadeu Antonio Stiftung und ein bundesweites Netzwerk demokratischer Initiativen positiv verändert hat: die Stärkung der Rechte von Minderheiten, der Aufbau von zivilgesellschaftlichen Unterstützungsstrukturen und ein breiteres Bewusstsein für die Situation von Betroffenen.
Es ist wichtig, dass wir nicht verzweifeln und uns den Herausforderungen stellen! Wir müssen alle demokratischen Parteien dazu bringen, ihrer Verantwortung für die Demokratie gerecht zu werden (die Rechnung, sich kurzfristig auf Kosten der Demokratie populistisch zu profilieren, geht nie auf). Wir dürfen auch nicht auf eine kurzfristige Erlösung durch einen linken Populismus hoffen. Wohl müssen wir anerkennen, dass die staatlichen Programme gegen Rechtsextremismus mit dem wachsenden Einfluss der AfD zunehmend an ihre Grenzen kommen. Umso mehr gilt es, sich dem parteiförmigen Rechtsextremismus selbst entgegenzustellen und die Betroffenen rechter Hetze nicht allein zu lassen.
Dafür wollen wir auch 2024 insbesondere in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zivilgesellschaftliche Akteure unterstützen, vor allem auch in Kleinstädten und Dörfern, und bundesweit diejenigen ermutigen, vernetzen und fördern, die sich für unsere Demokratie einsetzen wollen. Dürfen wir mit Ihrer Hilfe und Mitwirkung rechnen? Ich würde mich sehr freuen und bedanke mich schon jetzt.
Timo Reinfrank,
Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung
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