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Interview

„5 Fragen an…“ Bündnis bunter Harz gegen völkische Siedler*innen:

Das Bündnis Bunter Harz ist ein über- und außerparteilicher Zusammenschluss von Personen und Gruppierungen aus dem gesamten Harzkreis: Sie haben das Ziel, sich selbstbewusst und deutlich gegen rechtsextreme Positionen und Akteure zu stellen und Widerstand gegen Rassismus, Antisemitismus, Rechtspopulismus, Sexismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Harzkreis zu leisten und ihn sichtbar zu machen. Mit  Recherche, Information und Aufklärung und Protest wollen wie die schweigende Mehrheit miteinzubeziehen und für die Wichtigkeit des Themas zu sensibilisieren.

1. Seit wann beobachtet ihr die Landnahme durch völkische Siedler*innen und wie gehen sie vor?

Leider sind wir erst 2019 aufgrund von Medienberichten in der hiesigen Presse darauf aufmerksam geworden. Das war aber die Initialzündung zur Gründung unseres Bündnisses.

Seitdem beobachten wir die Weda Elysia, einen Ableger der Anastasia-Bewegung in Wienrode im Harz, der nach eigenen Angaben bereits 2010 begann sich zu gründen. Auffallend ist, dass zwar immer mit den Familienlandsitzen und den Anastasiainhalten geworben wird, der tatsächliche Aufbau der Familienlandsitze aber nicht forciert wurde. Stattdessen wurden Vernetzungen in der Reichsbürgerszene massiv vorangetrieben, immer unter dem Deckmantel der spirituellen Absicht. Außerdem war ein elementarer Bestandteil der Strategie sich im Dorf beliebt und unverzichtbar zu machen. 2018 wurde ein altes Gasthaus im Ortskern gekauft und wird seitdem saniert. Dies zeigt noch mehr, dass es eigentlich um die Etablierung in der Dorfgesellschaft geht, nicht um das Betreiben von Familienlandsitzen. Wir beobachten und recherchieren zu den Siedler:innen so viel wie möglich. Dazu haben wir uns auch mit anderen Expert:innen vernetzt. Auf unserer gerade netstehenden Homepage wollen wir ausführlich informieren. Wir haben bereits zwei Mal aktiv bei Veranstaltungen protestiert, was auch in den Medien kommuniziert wurde. Auch künftig werden wir alle Veranstaltungen mit Protesten begleiten.

2. Woran erkennt ihr die Mitglieder Anastasia Bewegung und anderer völkischer Siedler*innen?

Die Mitglieder kleiden sich typisch völkisch. Lange Kleider und Röcke, auch Dirndl bei den Frauen, dazu oftmals Flechtfrisuren. Die Männer tragen auch lange Haare und Zimmermannshosen oder Ähnliches.

3. Was für Mittel nutzt ihr, um euch zu wehren?

Wir als Bündnis müssen uns nicht wehren, wir greifen an! Aber wir sehen uns als Stellvertreter für die Menschen in Wienrode, die zu exponiert und bedroht sind, um sich selbst offensiv zu positionieren. Wir wollen vor Ort, aber auch im Internet ausführlich über die rechte Gesinnung der Mitglieder Weda Elysias informieren. Es ist unser Ziel, dass man sofort bei der Suche nach dieser Gruppierung über die wahren Absichten stolpert. Außerdem werden wir jede einzelne öffentliche Veranstaltung der Siedler:innen mit Protesten begleiten. Einwohner:innen und Kommune müssen verstehen, dass die Tolerierung rechter Siedlungen sehr unbequem ist. Weda Elysia muss verstehen, dass sie im Harz nicht willkommen sind.

4. Wie ist die Stimmung in den Ortschaften, seitdem ihr euch aktiv wehrt?

Völlig unabhängig von uns ist die Stimmung im Dorf sehr gespalten.

Leider versteht ein Großteil der Einwohner:innen nicht, dass wegschauen oder die Augen zusammenzukneifen zu gefährlich ist. Für Viele überwiegt der als positiv empfundene Einsatz der Siedler:innen  für die Dorfgemeinschaft die Ablehnung des rechten Gedankenguts. So nimmt auch der Ortsvorsitzende die Haltung ein: Hauptsache aktive Mitbürger:innen. Nicht gerade Wenige teilen die stramm rechte Einstellung der Siedler:innen und unterstützen sie offen. Einige Mutige positionieren sich offen gegen Weda Elysia und setzen sich dadurch offenen und verhohlenen Anfeindungen und Drohungen aus. Es wurden auch schon Autoreifen zerstochen.

5. Was muss dringend geschehen, um erfolgreich gegen die völkischen Sielder*innen vorzugehen?

Ein wichtiger Schritt wäre die offene Benennung der Wienröder Siedlung im Bericht des Verfassungsschutzes. Diese ist längst überfällig. In die Landesverfassung Sachsen-Anhalts wurde letztes Jahr Artikel 37a eingefügt. Dieser benennt die Pflicht von Staat und Gesellschaft, sich nationalsozialistischen, rassistischen und antisemitischen Bestrebungen entgegenzustellen. Daher muss auf Landes- aber auch auf kommunaler Ebene gehandelt werden. Z.B. müssen Landverkäufe im Auge behalten und gegebenenfalls verhindert werden. Es müssen Richtlinien erstellt werden, die die Zusammenarbeit von Kommune und Siedlung ausschließen. Aufklärung über die reellen Gefahren der Siedler ist unabdingbar.

 

Unsere neue Handreichung „Land Unter? Handlungsempfehlungen zum Umgang mit völkischen Siedler*innen“ möchte alle, die in ihrem Alltag mit völkischen Siedler*innen konfrontiert sind, dabei unterstützen, einen eigenen Umgang mit dem Problem der rechtsextremen Landübernahme zu entwickeln. Die Handlungsempfehlungen können hier bestellt und heruntergeladen werden.

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Kommentar

Kommentar: Lohnt sich Demokratieförderung überhaupt?

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