Die AfD hat im Bundestag einen Antrag gestellt, der die staatliche Förderung der Amadeu Antonio Stiftung beenden soll. Die Konsequenzen wären weitreichend: Vor allem vier Projekte der Stiftung, die unmittelbar demokratisches Engagement, politische Bildung und den Schutz von Betroffenen stärken, stünden auf der Kippe.
Die Arbeit der Stiftung ist vielfältig: Sie fördert und begleitet Initiativen vor Ort, stärkt Engagierte, berät Schulen, Kommunen und Jugendgruppen, führt Workshops und Fachveranstaltungen durch und erstellt wissenschaftlich fundierte Publikationen. Auf diese Weise schafft die Stiftung Strukturen, die Demokratie, Toleranz und Menschenrechte stärken.
Die Stiftung ist anerkannter und geprüfter Träger der politischen Bildung, bewirbt sich mit pädagogischen Konzepten auf Ausschreibungen und wird regelmäßig wissenschaftlich evaluiert. Der Abschlussbericht 2020–2024 des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ bestätigt die erfolgreiche Förderung demokratischer Strukturen, die Erhöhung der Resilienz gegen extremistische Tendenzen, die Gestaltung von Vielfalt und die Förderung von Innovationen. Kurz gesagt: Die Arbeit der staatlich geförderten Projekte ist wirksam. Genau deshalb sind sie den Rechtsextremen ein Dorn im Auge.
Wir stellen die vier Projekte der Stiftung vor, die in erster Linie von einem Entzug der Fördermittel betroffen wären:
Kooperationsverbund Rechtsextremismusprävention (KompRex) – gebündelte Expertise
Wie begegnet man wachsendem Hass, rechtsextremer Propaganda und Desinformation im Alltag? Genau hier setzt der Kooperationsverbund Rechtsextremismusprävention (KompRex) an. Unter der Koordination der Amadeu Antonio Stiftung arbeiten sechs bundesweit erfahrene Organisationen zusammen, um Politik, Schulen, Medien und Verwaltung zu beraten, fortzubilden und handlungsfähig zu machen – überall dort, wo rechtsextreme Strukturen und Ideologien sichtbar werden.
Der Kooperationsverbund sorgt dafür, dass Menschen wissen, wie sie rechtsextremen Einfluss erkennen und ihm wirksam entgegentreten können. Dazu gehören regelmäßige Sicherheitssprechstunden für bedrohte Initiativen, Beratung für Schulen und Kommunen, die mit rechtsextremen Jugendgruppen konfrontiert sind, und die Entwicklung praxisnaher Konzepte für den Umgang mit aktuellen Herausforderungen.
Als Russland 2022 die Ukraine überfiel, war der Verbund eine der ersten Stellen, die auf Desinformationskampagnen und pro-russische Narrative hinwies, die auch von deutschen Rechtsextremen verbreitet wurden. Heute – wo bekannt wird, dass rechtsextreme Akteur*innen gezielt versuchen, parlamentarische Prozesse zu missbrauchen – zeigt sich, wie wichtig diese Arbeit ist: Frühzeitige Aufklärung schützt unsere Demokratie.
Der Kooperationsverbund Rechtsextremismusprävention (KompRex) wird Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert.
Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus – der bundesweit größte Zusammenschluss gegen Judenhass
Die Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus sind das bundesweit größte Bündnis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Judenhass. Seit 2003 setzt die Stiftung gemeinsam mit dem Anne Frank Zentrum ein starkes Zeichen für Aufklärung, Empathie und Zusammenhalt. Seit dem Beschluss des Kabinettausschusses gegen Rechtsextremismus und Rassismus im Jahr 2021 sind die Aktionswochen fest im Bundeshaushalt verankert – als dauerhaftes Signal staatlicher Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus. Jedes Jahr vernetzt das Projekt hunderte Initiativen, jüdische Gemeinden und Organisationen in ganz Deutschland. 2025 werden über 200 Veranstaltungen in 60 Städten sowie eine bundesweite Plakatkampagne an über 1.000 Standorten stattfinden. Angesichts des Anstiegs antisemitischer Vorfälle seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel ist diese Arbeit wichtiger denn je. Die Aktionswochen leisten bundesweit Aufklärung, Prävention und Vernetzung – und sind heute ein zentraler Pfeiler der Antisemitismusbekämpfung in Deutschland.
Die Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus werden gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, der im Bundesministerium des Innern (BMI) angesiedelt ist.
Good Gaming Support – Bildungs- und Beratungsarbeit in digitalen Spielräumen
Digitale Spielräume sind längst ein zentraler Teil unserer Alltagskultur – Millionen Menschen begegnen sich dort täglich. Doch auch hier breiten sich Hass, Rassismus und Antisemitismus aus. Das Projekt Good Gaming Support der Amadeu Antonio Stiftung setzt genau hier an: Es stärkt demokratische Werte im Gaming, unterstützt engagierte Spieler*innen, Streamer*innen und Entwickler*innen – und schützt sie vor Anfeindungen.
Das Team berät, bildet fort und sensibilisiert – damit Gaming-Communities zu sicheren, offenen und respektvollen Räumen werden. In Kooperation mit großen Partnern wie der Gamescom, dem Deutschen Computerspielpreis oder Magazinen wie PC Games und GameStar bringt das Projekt demokratische Haltung und gesellschaftliche Verantwortung sichtbar in die Branche.
Zugleich qualifiziert Good Gaming Support Multiplikator*innen, Politiker*innen und Behörden darin, das demokratische Potenzial von Games zu erkennen und digitalem Hass entschieden entgegenzutreten. Auch im digitalen Raum braucht Demokratie starke Verbündete – und genau das leistet dieses Projekt jeden Tag.
Das Projekt Good Gaming Support wird Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert.
Entschwörung lokal – Verschwörungsdenken erkennen, Handlungsspielräume erweitern
Verschwörungserzählungen sind längst mitten in unserer Gesellschaft angekommen. Sie spalten Familien, säen Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen – und schaffen den Nährboden für Hass und Ausgrenzung. Besonders Erwachsene sind anfällig, denn wo Meinungen gefestigt sind, ist es oft schwer, neue Perspektiven zu eröffnen.
Genau hier setzt Entschwörung lokal an. Das Projekt stärkt Vereine und Verbände – also genau jene Orte, an denen Menschen sich begegnen, engagieren und miteinander im Gespräch bleiben. Sie sind entscheidend, wenn es darum geht, Desinformation und Verschwörungsglaube im Alltag etwas entgegenzusetzen.
Entschwörung lokal bietet praxisorientierte Workshops, Trainings und Beratungen für Haupt- und Ehrenamtliche, die vor Ort Verantwortung übernehmen. Ob in Sportvereinen, Freiwilligendiensten oder Kommunalprojekten: Das Team unterstützt Engagierte dabei, Verschwörungsnarrative zu erkennen, zu entschlüsseln und selbstbewusst darauf zu reagieren.
Das Projekt hilft, demokratische Resilienz zu stärken, Handlungssicherheit zu gewinnen und in hitzigen Debatten ruhig und klar zu bleiben – gerade in Zeiten, in denen Fakten oft in Frage gestellt werden. Demokratie braucht Menschen, die einander zuhören, aufklären und Brücken bauen – genau das leistet Entschwörung lokal.
Das Projekt Entschwörung lokal wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern (BMI) im Rahmen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“.
Es geht um mehr als nur Projekte
Die Beendigung der staatlichen Finanzierung würde nicht nur ein einzelnes Projekt betreffen, sondern die Systemrelevanz der Demokratieförderung insgesamt. Die geförderten Projekte, die der Demokratieförderung dienen, stehen den antipluralistischen und antidemokratischen Vorstellungen der Rechtsextremen diametral entgegen. Sie beraten, bilden, schützen, helfen – und tragen so unsere Demokratie.
Umso wichtiger ist es deshalb jetzt, Anträge und Redebeiträge, die zivilgesellschaftliche Organisationen diffamieren oder delegitimieren, entschieden zurückzuweisen. Politik muss verlässliche Rahmenbedingungen für dieses Engagement schaffen – sie muss es schützen und als unverzichtbare Säule der Demokratie anerkennen. Demokratiearbeit ist kein Luxus,


