Also blieben wir und arbeiteten. Irgendwann bekamen wir aber mit, dass wir anders behandelt wurden. Die polnischen Vertragsarbeiter, die im Wohnheim nebenan wohnten, bekamen mehr Geld für die gleiche Arbeit, obwohl sie gar kein Deutsch sprachen. Wir forderten den selben Lohn, aber man ignorierte unsere Forderungen, bis wir angefangen haben, eine Demo zu organisieren. Aber dann drohte man uns mit der Abschiebung oder damit, dass wir unsere Familien nicht mehr sehen würden. Denn Demonstrieren war verboten. Und wir konnten ja nicht einfach aufhören zu arbeiten, wir mussten alle unsere Familien zu Hause unterstützen. Wir waren die gesamte Zeit über so enttäuscht von den Umständen, keines der Versprechen an uns wurde eingehalten.
Viele von uns wollten und sind wieder gegangen, vor allem als die Wende kam und unsere Verträge nicht mehr galten. Uns wurden 5.000 Mark versprochen, wenn wir gehen. Aber den Betrag haben meine Kollegen nie gesehen. Sie bekamen höchstens 3.000 Mark.
Ungefähr 25 von uns sind geblieben. Einige, weil schon Kinder unterwegs waren oder geboren wurden. Aber auch das war ein Problem, nicht nur nach der Wende. Dass sich die Schwarzen mit weißen Frauen einlassen, wurde nicht gewünscht. Wenn eine Frau schwanger wurde, war das Grund jemanden zurückzuschicken. Es gab Fälle, in denen die Frau zum Arzt gegangen ist und als die gehört haben, dass das Kind schwarz ist, war das Kind später plötzlich nicht mehr da.
Sie meinen, es wurde eine Abtreibung durchgeführt?
Ja. Heimlich. Viele wussten davon nichts. Das waren schlimme Zeiten für uns in der DDR. Aber nach der Wende war für uns in Eberswalde Krieg. Wir mussten immer zu mehreren das Haus verlassen. Es gab Orte, die waren für uns "No-Go Areas". Die waren zu gefährlich für uns und wir wurden dort auch nicht bedient. Wir hatten immer Stress. Wir waren nicht erwünscht und die Nazis haben uns ständig verfolgt und uns sogar zu Hause aufgelauert. Wir haben uns außerdem auch sehr um unsere Kinder gesorgt. Wie sollten die in den Kindergarten? Zu wem sollten wir gehen? Es hat uns ja niemand geholfen oder geglaubt, nicht mal die Polizei.
Schwarze Frauen gab es nicht in Eberswalde, es kamen ja nur wir Männer als Vertragsarbeiter. Hätte hier also eine komplett schwarze Familie gelebt, wäre es für die noch viel schlimmer gewesen. Und dann passierte das mit Amadeu.