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Appell an die Koalitionsparteien: Mut zur Vielfalt

Wir brauchen ein Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft in Deutschland

In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Die Ergebnisse der Sondierungsgespräche geben uns eine ziemlich pessimistische Antwort auf diese Frage. Auf insgesamt drei Seiten haben sich die Unionsparteien CDU/CSU und die SPD auf Grundlagen der zukünftigen Migrations- und Integrationspolitik geeinigt, auf die ihre Koalitionsverhandlungen nun aufbauen sollen. Sämtliche Inhalte kreisen um die Fluchtmigration seit 2014/2015, als wäre Deutschland nicht schon lange ein Land, das von Einwanderung und Vielfalt geprägt ist. Statt Entschlossenheit und neuer Ansätze zur Gestaltung einer Gesellschaft der Vielfalt dominieren Begrenzung und die Angst vor Überforderung und „Überfremdung“.

Aktuell weist jede*r fünfte Einwohner*in Deutschlands einen Migrationshintergrund auf (bei Kindern unter sechs Jahren beträgt der Anteil in manchen Regionen bereits mehr als 60 Prozent). Diversität ist kein Sonderfall, sondern längst Normalität. Politische Entscheidungsprozesse und Institutionen müssen dieser demographischen Entwicklung gerecht werden. Wir brauchen einen migrations- und integrationspolitischen Perspektivenwechsel. Wir brauchen eine Vision des Zusammenlebens, die für eine breite Mehrheit der Menschen dieses Landes Gültigkeit besitzt.

Es ist wichtig, dass sich die zukünftige Regierung klar zum Einwanderungsland Deutschland bekennt. Ein solcher Konsens kann Ausgangspunkt sein, um die Einwanderungsgesellschaft mutig zu gestalten, Konflikte offen anzusprechen und gemeinsam mit der vielfältigen Zivilgesellschaft zu lösen. Wir appellieren an die Verantwortlichen der neu zu bildenden Bundesregierung: Setzen Sie die konstruktive Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft als zentrales Thema auf die politische Tagesordnung! Dazu gehören gerechte Teilhabechancen für alle Menschen in diesem Land, eine nachhaltige Antidiskriminierungspolitik und wirksame Strategien gegen jede Form von Rassismus. Wir brauchen eine Integrationspolitik, die Gesellschaftspolitik für alle ist. Eine Integrationspolitik, die sich nur auf Menschen mit Migrationshintergrund fokussiert, ist nicht mehr zeitgemäß. Nutzen Sie die Chance, Deutschland in vielen Bereichen neu zu denken und zum Wohle aller zu modernisieren. Die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft ist einer der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands!

Eine Initiative von:

Türkische Gemeinde in Deutschland & Neue Deutsche Organisationen
Erstunterzeichner_innen:

Annelie Buntenbach (Mitglied des geschäftsführenden DGB-Bundesvorstands)
Amadeu Antonio Stiftung
Bund der Spanischen Elternvereine in der Bundesrepublik Deutschland
Bundesverband russischsprachiger Eltern
Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband – Gesamtverband
Deutscher Soldat
Deutsch Plus
Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland
Kroatischer Weltkongress in Deutschland
Lesben- und Schwulenverband (LSVD)
Neue Deutsche Organisationen
Polnischer Sozialrat
Pro Asyl
Prof. Dr. Naika Foroutan (stellv. Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung)
Prof. Dr. Vassilis Tsianos (Fachhochschule Kiel)
Rat für Migration
Salaam Shalom Initiative Berlin
Türkische Gemeinde in Deutschland
Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity
Vietnam-Zentrum
Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland
Zentralrat der Muslime in Deutschland

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Amadeu Antonio Preis 2025
Ausschreibung

Jetzt bewerben: Amadeu Antonio Preis 2025 mit neuer Ausrichtung gestartet

Die Ausschreibung für den Amadeu Antonio Preis 2025 ist gestartet: Anlässlich des 35. Todestags von Amadeu Antonio werden am 18. November 2025 in Eberswalde Projekte gewürdigt, die sich mit Rassismus auseinandersetzen und für Menschenrechte und Diversität eintreten. Eine Jury entscheidet über den mit 3.000 Euro dotierten Hauptpreis und zwei weitere mit je 1.000 Euro dotierte Preise.

Tahera_Ameer_2022
Interview

Warum die Gesellschaft noch keinen sicheren Umgang mit Rassismus hat

Tahera Ameer im Interview: „Das gesellschaftliche Bewusstsein dafür, dass es Rassismus in Deutschland gibt, ist stark gestiegen. Das ist ein Schritt vorwärts, dazu hat die Amadeu Antonio Stiftung beigetragen. Bis praktische Maßnahmen umgesetzt werden, die Rassismus als strukturelles Problem bekämpfen, ist es noch ein weiter Weg. Wir brauchen Proviant und Ausdauer für einen Marathon, nicht für einen Sprint.“

Gruppenbild_algerische Vertragsarbeiter_Mohamed Kecheroud und Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt
Gefördertes Projekt

Nach 50 Jahren: Gedenken an rassistische Hetzjagd auf Vertragsarbeiter in Erfurt

Am 10. August 1975 jagten bis zu 300 DDR-Bürger*innen algerische Vertragsarbeiter durch die Erfurter Innenstadt und verletzten einige schwer. 50 Jahre später erinnerten Betroffene und Erfurter*innen an die Ereignisse. In der Öffentlichkeit spielt die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt in der DDR weiterhin kaum eine Rolle. Die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt findet auch Jahrzehnte später viel zu selten statt.

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