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Building Time: Grenzenlos gestärkt in den Alltag

© Each One Teach One

Angebote für Schwarze Jugendliche – sichere Räume, in denen sie sich ausprobieren, über ihre Themen diskutieren können, die sich nur an sie richten und frei von Marginalisierung sind – sind in Deutschland selten. Mit dem Projekt „Building Time“ möchte der Verein Each One Teach One daran etwas ändern. Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt ihn dabei.

Von Franziska Schindler

Als politische Entscheidungsträger*innen und in deutschen Führungsetagen sind Schwarze Menschen unterrepräsentiert. Auf der Straße, aber auch in Behörden, auf dem Arbeitsmarkt und in Bildungseinrichtungen sind sie noch immer mit Diskriminierung konfrontiert. Individueller und struktureller Rassismus stellen sich den Wünschen, Träumen und oftmals einem Alltag ohne Herabsetzungen und Angst vor Gewalt in den Weg.

Wer im Alltag Diskriminierung ausgesetzt ist, braucht geschützte Räume, in denen Ungleichbehandlung keinen Platz hat. Räume für Schwarze Jugendliche zu schaffen, an denen sie einfach sein können, Antworten finden, unterstützt werden, das hat sich der Verein Each One Teach One (EOTO) zum Ziel gemacht. Der Name des Vereins ist Programm: „Each One Teach One“ wurde als Ausdruck im Kontext Schwarzer und rassismuskritischer Widerstandsbewegungen geprägt. Er verweist auf den mangelnden Zugang zu formaler Bildung in Zeiten von Versklavung und Kolonialismus – sodass die Notwendigkeit bestand, Wissen innerhalb von Familien und Gemeinschaften weiterzugeben.

Der Verein öffnete im März 2014 zunächst als Kiezbücherei seine Türen. Seitdem ist das Projekt im Berliner Stadtteil Wedding ein Ort des Lernens und der Begegnung. Denn hier geht es um viel mehr als Bücher: neben Bibliotheksbetrieb und Kulturveranstaltungen steht im Mittelpunkt des Projekts, Schwarze Kinder und Jugendliche zu empowern – mit der Vision, dass Schwarze Menschen ganz selbstverständlich in allen Bereichen der Gesellschaft vertreten sind, in ihren Belangen gehört und ernstgenommen und Rassismen als solche anerkannt und bekämpft werden.

Großes fängt im Kleinen an. Zuerst geht’s um die Jugendlichen im Kiez. Mit unterschiedlichen Formaten schafft EOTO für sie Orte, an denen sie zu Wort kommen, im Mittelpunkt stehen. In der wöchentlich stattfindenden Jugendsprechstunde sind zwei Stunden nur dafür da, tiefergehend über Probleme oder Bedürfnisse zu sprechen. Meist haben sich aus einem ersten Gespräch weitreichende und intensive Einzelfallbetreuungen ergeben. Es geht um Wege aus der Wohnungslosigkeit, die Vermittlung einer Arbeitsstelle oder eines Studienplatzes, Behördengänge und vieles mehr. Workshops im Kiezhaus boten den Jugendlichen nicht nur Freizeitprogramm, sondern auch die Möglichkeit, sich kennenzulernen und als Gruppe zusammenzuwachsen. Ein weiterer Ort, an dem Schwarze Jugendliche sich vernetzen, sich über Diskriminierungserfahrungen austauschen und dadurch gegenseitig empowern können, ist das jährlich stattfindende #Young#Gifted#Black-Wochenende, das Each One Teach One als Kooperationspartner unterstützt.

Von solchen Gelegenheiten braucht es mehr. Dass es eine Herausforderung ist, eine Gruppe von Jugendlichen zusammenzuhalten und Jugendarbeit nachhaltig zu gestalten, wurde in von EOTO initiierten Begegnungen mit Akteur*innen der Jugendarbeit aus ganz Deutschland deutlich. Ziel der Vernetzungstreffen war es, Wissen über die Bedarfe Schwarzer Jugendlicher zusammenzutragen und zu verstehen, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit die Jugendarbeit sie dauerhaft begleiten kann. Mit dem gesammelten Wissen möchte EOTO junge Vereine bei der Arbeit mit Schwarzen Jugendlichen fachlich unterstützen. Sodass es in ganz Deutschland bald Räume wie die Kiezbücherei im Berliner Wedding gibt, die für viele zum Refugium geworden ist.

Rassismus können die Engagierten damit nicht aus der Welt schaffen – da ist die Mehrheitsgesellschaft gefragt. Aber Each One Teach One kann junge Menschen dabei stärken, trotz Diskriminierung im Alltag durch Behörden, Bildungseinrichtungen und auf dem Arbeitsmarkt ihren Weg zu finden.

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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