In der U-Bahn-Linie U2 Richtung Ruhleben steigt an der Haltestelle Alexanderplatz ein in blauer Sportkleidung angezogener älterer Mann hinzu. Er trägt einen Schal vor dem Mund, den er beim Hinsetzen abnimmt. Als ein anderer Fahrgast ihn darauf anspricht und bittet, einen Mundnasenschutz anzuziehen, reagiert der Mann mit dem viermaligen Heben des rechten Armes zu einem Hitlergruß und ruft „Heil Hitler“. Er fängt an, die meldende Person in einem teilweise unverständlichen Redeschwall zu beschimpfen: Der Betroffene schränke die Freiheit des Mannes ein, sei ein „Faschist“ und Teil „der Verbrecherbande“. Sich selbst bezeichnet der Mann dagegen als „Juden“, womit er sich wohl als Opfer staatlicher Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie gerieren will. Zudem nimmt er Bezug auf verschwörungsideologische Inhalte aus dem Internet und droht schließlich dem Betroffenen, ihn „schon noch zu kriegen“.
Der Täter steigert sich immer weiter rein, erhebt sich vom Sitz und gibt zu erkennen, dass er ihn treten werde. Daraufhin stehen drei andere Personen auf und fordern den Mann auf, sich wieder zu setzen, woraufhin er auch diese Personen beleidigt und bedroht. Kurz danach, ungefähr auf Höhe der Haltestelle „Märkisches Museum“, verlässt der Täter die U-Bahn und gibt an, er gehe „zum Fußball“. Laut anderen Anwesenden war der Täter bereits am U-Bahnsteig aufgefallen und von der BVG-Security angesprochen worden, da er Zigaretten herumgeworfen hatte.
In dem bedrohlichen Verhalten kommt eine Täter-Opfer-Umkehr zur Geltung, worin sich der Täter als „der Jude von heute“ imaginiert. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie gehören Shoah-Bagatellisierungen zu den meistverbreiteten Formen des Antisemitismus im Zusammenhang mit der Pandemie. Immer wieder berichten Meldende zudem von antisemitischen Äußerungen der Täter*innen nach Kritik an Verschwörungserzählungen oder an fehlendem Mundnasenschutz.
Vorfalltyp: Bedrohung und Beleidigung