Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Ein Fest ohne Nazis

Horst und Birgit Lohmeyer lassen sich nicht einschüchtern.

Seit Jahren eine feste Adresse im nicht-rechten Veranstaltungskalender Mecklenburg-Vorpommerns: Jamel rockt den Förster. Unter dem Motto „Spaß und Zivilcourage im Doppelpack“ wird ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Auch die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt das Veranstalterpaar Lohmeyer bei der Realisierung des Festivals.

Von Robert Lüdecke

Es gibt nur zehn Häuser in Jamel. In sieben davon wohnen bekennende Neonazis samt Familie. Bekannt wurde das Dorf in Mecklenburg-Vorpommern deshalb vor allem mit rechter Gewalt oder durch die Festnahme des bekennenden Neonazis Sven Krüger, der wegen Hehlerei und unerlaubtem Waffenbesitz ins Gefängnis musste. Krüger ist fest in der lokalen Kameradschaftsszene verankert und treibt die Ansiedlung von Gleichgesinnten voran. Viele aus der nicht-rechten Nachbarschaft haben Angst, sich zu positionieren. »Sie haben sogar Angst, uns im Supermarkt zu grüßen – damit sie keinen Ärger mit den Neonazis hier bekommen«, berichtet Birgit Lohmeyer.

Am Ortseingang begrüßte lange ein Findling mit der Aufschrift „Dorfgemeinschaft Jamel – Frei, Sozial, National“ Besucherinnen und Besucher. Gleich daneben steht ein Wegweiser, der unter anderem die Entfernungen nach Narvik, Wien/Ostmark und Königsberg, anzeigte. Wegweiser und Schild wurden im Februar 2011 auf Anweisung des Grevesmühlener Bürgermeisters entfernt. Weiter hinten im Dorf wird man auch auf ein Banner aufmerksam – „Willkommen in Jamel“ heißt es da. Unterlegt ist das Banner mit einer Lebensbaumrune vor einer aufgehenden Sonne. „Wir wussten, dass ein NPD-Politiker hier wohnt. Aber die anderen kamen alle nach“, sagt das Ehepaar Lohmeyer. Schweigen oder wegziehen, das kam für die beiden nicht in Frage

Um klarzumachen, dass Jamel nicht nur das »Nazinest« ist, haben sie 2007 auf ihrem Grundstück das Festival »Jamel rockt den Förster« ins Leben gerufen, das von der Amadeu Antonio Stiftung finanziell unterstützt wird. Das Festival steht für Demokratie und Toleranz und entspricht somit nicht den Vorstellungen der meisten Dorfbewohnerinnen und -bewohner. Aber es ist eine wichtige Alternative zum rechtsextremen Mainstreams und ein verlässlicher Treffpunkt für nicht-rechte Jugendliche. Seitdem hat sich das Fest als fester Termin etabliert, bei dem neben lokalen Bands auch prominente Musiker auftreten.

Informationen zum Zeitplan und Tickets können auf der Internetseite www.forstrock.de eingesehen und gekauft werden.

Weiterlesen

NDK-Wurzen-1280x720

Wo Demokratiearbeit keine Tradition mehr ist: In Wurzen macht der Stadtrat AfD-Kritiker*innen mundtot

In der sächsischen Kleinstadt Wurzen nahe Leipzig ist seit 1990 eine aktive Neonazi-Szene gewachsen. Das Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. (NDK) engagiert sich dort seit über 25 Jahren für die Stärkung der Demokratie, für mehr Beteiligung aller Menschen, für Offenheit und Vielfalt. Nun hat der Stadtrat auf Initiative der AfD und mit Stimmen von weiteren Fraktionen die Förderung für den Verein gekürzt. Wir sprachen darüber mit Martina Glass, Geschäftsführerin des NDK.

20250419_143128

80 Jahre nach dem Schwur von Buchenwald: Weimar feiert Fest der Vielfalt

Am 11. April 1945 wurde das Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar befreit. Kurz vor dem Eintreffen der US-Armee hatten die Inhaftierten selbst das Lager unter ihre Kontrolle gebracht. Acht Tage später leisteten die Überlebenden der NS-Verbrechen den Schwur von Buchenwald. Am 19. April 2025 setzt das Bündnis Zäsur24 ein Zeichen für Demokratie und Solidarität – gegen das Vergessen. 

Demokratie spricht Beitragsbild
Gedenken

Demmin: Wie Rechtsextreme Opfergedenken instrumentalisieren

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs begehen in Demmin Hunderte Menschen Selbstmord. Seit fast 20 Jahren „trauern” deswegen Rechtsextreme.  „Befreit wurden wir nicht”: Wie Rechtsextreme Opfergedenken instrumentalisieren

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.