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„Ene mene muh – und raus bist Du!“ – Ein Rückblick

Im Dezember und Januar hatte die Amadeu Antonio Stiftung mit den Folgen von vielen Falscherzählungen und mutwillig verkürzten Darstellungen aus unserer Kita-Broschüre „Ene mene muh – und raus bist Du! Ungleichwertigkeit und frühkindliche Pädagogik“ zu tun. Wir blicken zurück.

Mit der kurzen Fachpublikation aus der Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus für Erzieher*innen, die für den Umgang mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in ihrem Arbeitsumfeld Ideen suchen, „schaffte“ es die Amadeu Antonio Stiftung auf Seite 1 der BILD, die dabei Darstellungen tendenziöser rechtsalternativer Blogs übernahm (mehr zu den Vorwürfen und unsere Erwiderungen hier). Presseanfragen, hunderte mehr oder weniger empörte Mails und Anrufe waren in den ersten Tagen die Folge. „Zöpfe“ wurden zu Sharepics und einem quasi geflügelten Wort in der rechtsalternativen Medienlandschaft, einige wollten gar das „Jahr des Zopfes“ ausrufen. Anfragen bei Fördermittelgebern sollten uns diskreditieren und unsere Arbeitsgrundlage torpedieren. Ein paar Tage später erreichte uns allerdings auch eine große Welle von Solidarität in den Sozialen Netzwerken und Lob für die fachliche Qualität der Broschüre.

Vielfältige Unterstützung aus Wissenschaft und Fachpublikum
Dass die Handreichung in der Wissenschaft anders wahrgenommen wird, als rechtspopulistische Akteure zu suggerieren versuchen, belegen diverse Stellungnahmen, die die Angriffe auf die Handreichung zurückweisen. Mehrere erziehungswissenschaftliche Institute stellen sich ausdrücklich hinter unsere Arbeit, darunter das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Wuppertal und der Universität Oldenburg. Auch in der Fachöffentlichkeit wird die Notwendigkeit, sich dem Thema Gleichwertigkeitserziehung in der Kita zu widmen, umfassend erkannt. So schreibt beispielsweise die Caritas in ihrem aktuellen Newsletter, der auf die Handreichung Bezug nimmt: „Dass in vielen Fällen Kindern aus rechtsextremen und völkischen Familien besondere Unterstützung dabei benötigen, die Grundlagen des demokratischen Miteinanders zu erlernen und zu verinnerlichen, liegt auf der Hand“. Die Gewerkschaft Ver.di unterstützt die Handreichung gegen die Angriffe und betont: „Wenn es eines der Erziehungsziele ist, Kindern demokratische Grundwerte zu vermitteln und ein friedliches und gewaltfreies sowie selbst- und mitbestimmtes Zusammenleben zu ermöglichen, kann von Erzieherinnen und Erziehern nicht gefordert werden wegzusehen, wenn Kinder etwa rechtsextreme Ideologie und Verhalten wiedergeben, die sie von ihren Eltern erlernt haben“.

Angriffe stehen stellvertretend für Diffamierungsversuche gegen demokratische Zivilgesellschaft 
Die Diskrepanz zwischen positiver Rückmeldung aus Wissenschaft und Fachkreisen und Falschdarstellungen in der rechtsalternativen Medienlandschaft machen deutlich, womit wir es zu tun haben: Hinter uns liegt eine beispiellose Diffamierungs- und Desinformationskampagne durch rechtsalternative Akteure. Von solchen Kampagnen können im letzten Jahr viele Initiativen der demokratischen Zivilgesellschaft berichten. Dabei folgen die Angriffe immer einem ähnlichen Schema. Rechtspopulistische Akteure und rechtsalternative Medien heizen die Debatte durch Falscherzählungen und  Zuspitzungen an, veröffentlichen Telefonnummern, Adressen und Emails, um die Empörung zu kanalisieren und den Schritt zur Beschimpfung einfach zu machen. Die AfD unterstützt die Diffamierungen aus den Parlamenten, indem große und kleine Anfragen veranlasst werden und die Finanzierung der Initiativen in Frage gestellt wird. Falschdarstellungen der AfD gelangen durch eigens einberufene aktuelle Stunden in die Plenarsäle – im Berliner Abgeordnetenhaus gar verbunden mit der Forderung, dass man die Broschüre „dem für sie einzig sinnvollen Zweck zuführen müsste, nämlich als Heizmaterial für den Ofen oder den Kamin zu dienen; das können Sie sich gerne aussuchen“. Boulevardmedien greifen die rechtspopulistische Stimmungsmache auf und verleihen ihr Reichweite. Der Shitstorm nimmt seinen Lauf.

Was tun? Zurückliegende Debatten zur Handreichung in den Landtagen in Niedersachsen und Baden-Württemberg zeigen bereits bemerkenswert, wie ein demokratischer und überfraktioneller Schulterschluss die Desinformationskampagnen rechtsalternativer Akteure, AfD-Provokationen inklusive Polizeieinsatz im Landtag, und die absurde Debatte mit dem Fokus auf „Zöpfe“ als angebliches Erkennungsmerkmal rechtsextremer Familien entlarven konnten. Das macht Mut.

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Das Oberverwaltungsgericht Münster soll entscheiden, ob die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werden darf. Währenddessen hat sich die AfD vom parlamentarischen Arm zur Herzkammer des Rechtsextremismus in Deutschland entwickelt. Wer die AfD bewerten will, muss auch ihre Vorfeld- und Unterstützungsstrukturen in den Blick nehmen.

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