Weiter zum Inhalt

Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Gender

(c) Robert Rutkowski, Pegida-Demonstration 21.10.2018

Eine Perspektive auf die Kategorie Geschlecht in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus ist notwendig. Was bedeutet das?

 

Erstens geht es um die rechtsextremen Mädchen und Frauen, welche wahr- und ernst genommen werden müssen. Zweitens verfolgen rechtsextreme Akteure und Organisationen eine geschlechter- und familienpolitische Agenda. Darüber hinaus instrumentalisieren diese Drittens geschlechterpolitische Themen wie sexualisierte Gewalt, Missbrauch und Frauenrechte. Schließlich geht es viertens – und das ist pädagogisch besonders relevant – um geschlechtsbezogene Facetten in der Hin- und Abwendung zu rechtsextremen Szenen, um subjektive Attraktivitäten und Motive für Mädchen und Jungen und damit auch um die dort propagierten Geschlechterbilder. Hier setzen geschlechterreflektierende Ansätze der Prävention an.

 

Traditionalistische Geschlechterrollen, Vorstellungen vom „richtigen Mann“ und das Bild der „deutschen Mutter“ prägen den modernen Rechtsextremismus nach wie vor. Diese Geschlechterideologie ist ein zentrales Element der vorgestellten deutschen Volksgemeinschaft, ohne sie würden rechte Gruppierungen und ihre Ideologie nicht funktionieren. Im Umgang mit gesellschaftlichen Pluralisierungen werden die propagierten Geschlechter- und Familienvorstellungen als bedrohte und gefährdete Positionen behandelt.

 

Geschlecht spielt so im Rechtspopulismus, bei den Straßenprotesten von PEGIDA, bei der Neuen Rechten, in völkischen Bewegungen im ländlichen Raum oder im Rechtsextremismus eine tragende Rolle – ganz gleich ob in der Politik, den Medien, auf der Straße oder im Netz. Themen wie die vermeintliche Zerstörung einer angeblich naturgegebenen Geschlechter- und Familienordnung durch Feminismus und Gender Mainstreaming, die (rassistische) Instrumentalisierung sexueller Gewalt an Frauen oder von Kindesmissbrauch, Frühkindliche Sexualerziehung als „Frühsexualisierung“ bis hin zu Ideen eines bevorstehenden oder bereits laufenden Bevölkerungsaustauschs in denen sich Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus verbinden, liefern den Kitt zwischen sehr unterschiedlichen rechten Bewegungen. Diese Themen werden gegen „die Anderen“ bzw. gesellschaftliche Minderheiten in Stellung gebracht, auch hier spielen vergeschlechtlichte Vorstellungen eine relevante Rolle. Strategisch werden darüber Ängste geschürt und Interessen gesellschaftlicher Gruppen gegeneinander ausgespielt. Diese Themen sind emotional aufgeladen, haben hohes Mobilisierungspotential und bringen Menschen auf die Straße, lösen Hasswellen im Netz aus oder sind Einstiegs- und Radikalisierungsfaktoren für junge Frauen und Männer in die rechten Szenen. Antisemitismus, Rassismus und Geschlechterthemen und -inszenierungen bieten aber auch eine entscheidende Anschlussfläche zur sogenannten gesellschaftlichen Mitte.

 

Weitere Informationen:

 

Ihre Ansprechpartnerin:

Judith Rahner

Amadeu Antonio Stiftung

Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus

Novalisstraße 12

10115 Berlin

Telefon: 030. 240 886 12

e-Mail: fachstelle@amadeu-antonio-stiftung.de

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.