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Fette Party gegen Rechts

Die Organisatorinnen des Festivals

Ein Musikfestival auf die Beine zu stellen ist nicht einfach. Zehn Jugendlichen aus Rathenow war es jedoch so wichtig, andere junge Menschen zu ermutigen, sich gegen Rechts zu engagieren, dass sie es trotzdem wagten. Herausgekommen ist dabei das von der Amadeu Antonio Stiftung geförderte “Laut & Bunt“-Festival, welches am 10. Juli bereits zum dritten Mal stattfindet.

„In den vergangen Jahren haben sich in Rathenow und im gesamten Havelland feste Strukturen in der rechtsextremen Szene entwickelt. Hier gibt es fast alles: NPD-Abgeordnete im Kreistag, freie Kameradschaften, Anti-Antifa, rechtsextreme Musikgruppen und Sportvereine“, berichten die Organisatorinnen und Organisatoren des Laut & Bunt Festivals. Als besonders gefährdet, den rechtsradikalen Ideologien zu verfallen, sehen sie Jugendliche. Viele junge Menschen ziehen weg und von Seiten der Stadt wird den Jugendlichen kaum etwas geboten. „Neonazis versuchen hier anzusetzen und bei den Jugendlichen Sympathien zu gewinnen. Zum Beispiel wurde an Schulen die NPD-Schülerzeitung ‚Stachel’ verteilt“, erzählt Susanne Meier aus dem Organisationsteam. 2006 jedoch regte sich endlich mal was in Rathenow: In der brandenburgischen Kleinstadt fand das „Flower ’n’ Power“- Festival und im darauffolgenden Jahr das „Havellaut“-Festival statt. Aufgrund finanzieller Probleme konnten die Veranstalter jedoch keine weiteren Festivals anbieten.

Nicht meckern – handeln!

„Wir haben es satt, dass nur gemeckert, aber nichts getan wird“, sagten sich 2008 einige 16-jährige Jugendliche und organisierten selbst ein Event: Das „Laut & Bunt“-Festival war geboren. Ohne Erfahrungen schafften sie es, Förderer zu finden und ein buntes Festival mit regional und auch überregional bekannten Bands auf die Beine zu stellen. Trotz schlechten Wetters kamen im Juli 2008 über 600, 2009 bei Sonnenschein sogar 800 Menschen. „Wir waren von der Resonanz überwältigt und fühlten uns bestätigt, weiter zu machen“, erzählt Susanne. Inzwischen ist das Organisationsteam auf zehn Jugendliche im Alter zwischen 18 und 22 Jahren angewachsen und das Festival noch größer geworden. Dieses Jahr steht mit „YOG“ sogar eine international bekannte Band aus der Schweiz aus dem Programm. Um möglichst viele Menschen anzusprechen, gibt es Musik aus den verschiedenen Richtungen: Neben Punk und Indie-Rock/Pop wird auch Hardcore und Ska vertreten sein. Hinzu kommt, dass das Festival keinen Eintritt kostet. Alle jungen Menschen der Region sollen die Möglichkeit bekommen, dabei zu sein.

Positionieren und Ermutigen

Laut und bunt soll es werden, so wie in den letzten Jahren. Doch auch wenn die Bands im Zentrum des Programms stehen, geht es nicht nur um gute Musik und Spaß. „Von Anfang an stand die Positionierung gegen Gewalt, Rassismus und Rechtsextremismus im Vordergrund“, sagt Susanne. „Wir engagieren uns alle in unterschiedlichen Gremien gegen Rechts und wollen informieren sowie andere Jugendliche anregen, auch aktiv zu werden.“ Zum Beispiel sind einige Organisatorinnen und Organisatoren im Aktionsbündnis „Rathenow zeigt Flagge“, andere im Kinder- und Jugendparlament engagiert. So findet das Festival in Zusammenarbeit mit vielen lokalen Vereinen, Jugendtreffpunkten aus der Region und den demokratischen Parteien statt. Zahlreiche Partner werden auf dem Festival mit Ständen vertreten sein und über ihre Arbeit und zugleich über Neonazis informieren. Unterstützung bekommen die Jugendlichen besonders durch drei Streetworker der Stadt und dem Diakonischen Werk Havelland e.V. Für die finanzielle Realisierung haben die Organisatorinnen und Organisatoren eine Reihe von Förderern aufgetrieben – unter ihnen die Amadeu Antonio Stiftung.

Viel Arbeit, die sich lohnt

Susanne studiert inzwischen in Potsdam. Trotzdem ist sie in Rathenow auch dieses Jahr dabei. „Es ist unglaublich viel Arbeit. Die Vorbereitungsphase beginnt fast ein Jahr vorher. Ist ein Festival vorbei, muss schon das nächste geplant werden. Und fast immer passiert noch etwas, das wir vorher nicht eingeplant haben“, erzählt sie. Dieses Jahr ist es das Spiel um den dritten Platz der Fußball-WM, bei welchem Deutschland dabei sein könnte: „Jetzt müssen wir noch schnell ein Public Viewing organisieren, was gar nicht so leicht ist. Aber wir schaffen das und am Ende hat sich der ganze Aufwand wie immer gelohnt!“

Von Lisa Doppler
 

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