Förderkriterien, Förderschwerpunkte, Auswahlverfahren
Wer kann Fördergelder beantragen? Welche Schwerpunkte setzt die Stiftung? Wie wird über Anträge entschieden?
Im August diesen Jahres jähren sich die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen zum 30. Mal. Damit kehrt für viele Betroffene auch die Erinnerung an alltägliche Gewalt und rechtsextremen Straßenterror zurück. Die Amadeu Antonio Stiftung startet eine Förderkampagne und unterstützt mit 50.000€ Projekte und Initiativen, die Angsträume aufbrechen und rechte Orte zurückkippen.
In den 1990ern griffen Neonazis immer wieder Asylsuchende, People of Color und Menschen an, die sie als fremd oder weniger wert ansahen - es reichte schon, nicht in ihr Weltbild zu passen. Rostock, Hoyerswerda, Mölln und Solingen sind nur einige der Orte, an denen es zu solchen Angriffen kam.
Rechtsextreme verübten einen regelrechten Straßenterror und gaben insbesondere in Ostdeutschland vielerorts den Ton an. Brutale rechte Gewalt gehörte zum Alltag, für viele Betroffene sind diese „Baseballschlägerjahre“ bis heute ein Trauma, das nie aufgearbeitet wurde. Allein im Jahr 1992 wurden 28 Personen Todesopfer rechter Gewalt. Im Milieu gewaltbereiter Kameradschaften in Thüringen radikalisierten sich auch die Täter*innen des NSU, die ab Mitte der 2000er Jahre zehn rassistisch und rechtsextrem motivierte Morde verübten.
Einige der Orte, die Neonazis damals zu „National befreiten Zonen“ erklärten, sind bis heute Angsträume für Menschen of Color, Rom*nja und Sinti*zze, Jüdinnen*Juden, Wohnungslose, Queers und Transpersonen und Menschen mit Behinderungen.
Das wollen wir 30 Jahre später nicht länger hinnehmen. Deswegen starten wir eine Förderkampagne gegen rechte Gewalt in Höhe von insgesamt 50.000€. Wir wollen damit Projekte unterstützen, die Angsträume aufbrechen und rechte Orte zurückkippen.
Wir wollen Projekte fördern, die Empowerment ermöglichen, Solidarität mit Betroffenen herstellen und politische Konsequenzen einfordern. Und wir wollen Projekte ermutigen, die den Täter*innen klar und deutlich zeigen, dass es vor Ort keinen Platz für Ungleichwertigkeitsfantasien und rechte Gewalt gibt.
Erinnern und Analysieren
Empowern
Solidarität herstellen
Politische Konsequenzen einfordern
Wer kann Fördergelder beantragen? Welche Schwerpunkte setzt die Stiftung? Wie wird über Anträge entschieden?
Wie muss der Antrag aufgebaut sein? Was ist bei der Projektdurchführung zu beachten? Wie funktioniert die Abrechnung?
Rechte Gewalt seit den 90ern in Cottbus sichtbar machen
Im August 1992 griffen Neonazis die Geflüchtetenunterkunft im Cottbusser Stadtteil Sachsendorf an. Beistehende Bürger*innen jubelten. Das Pogrom jährt sich im Jahr 2022 zum dreißigsten Mal, eine breite öffentliche Erinnerung gibt es nicht. Um ein öffentliches Gedenken zu ermöglichen und deutlich zu machen, dass Cottbus bis heute ein Problem mit einer extrem rechten Szene hat, organisieren die Engagierten von der Initiative Cottbus '92 eine Gedenkveranstaltung und eine Veranstaltungsreihe und erarbeiten eine Ausstellung zum Thema. Dabei stehen Betroffenenperspektiven im Mittelpunkt.
Erinnern und Leben in Hoyerswerda heute gestalten
Nach den rassistisch motivierten Angriffen auf eine Geflüchtetenunterkunft und ein Heim für Vertragsarbeiter*innen im Jahr 1991 hat sich viel getan in der Zivilgesellschaft in Hoyerswerda. Doch es kommt auch immer wieder immer zu rassistischen Übergriffen, noch immer werden Geflüchtete hier nicht heimisch. Ein Theaterstück, erarbeitet und mitten in der Stadt aufgeführt von Asylsuchenden und Bewohner*innen Hoyerswerdas, will Mauern abbauen, und das ganz praktisch.
Jugendliche beschäftigen sich mit „Westdeutschen Baseballschlägerjahren“
Noch Ende der 1990er versammelten sich am Ortswahrzeichen des kleinen niedersächsischen Beverstedt, dem Biberbrunnen, regelmäßig rechtsextreme Jugendliche, die die Kleinstadt in Angst und Schrecken versetzen. Mittlerweile hat die Stadt das Problem in den Griff bekommen und die gewaltvolle rechtsextreme Raumnahme unterbunden. Dennoch stellt sich die Frage was diese Zeit mit den Bewohner*innen des Ortes gemacht hat. Im Projekt „Biberbrunnen – worüber wir nicht gesprochen haben“ arbeiten Jugendliche dieses Kapitel Stadtgeschichte auf und stoßen damit eine Debatte über die Vereinnahmung des ländlichen Raums durch Rechtsextreme an. Basierend auf den Erinnerungen mündete die Auseinandersetzung in ein dokumentarisches Live-Hörspiel, das am Biberbrunnen aufgeführt wird und die Bewohner*innen ins Gespräch bringt.
Die Aktion Noteingang entstand in den 90er Jahren in Brandenburg und Berlin als Reaktion auf die grassierende rechte Gewalt. Einrichtungen machen mit einem klar erkennbaren Label an ihrer Haustür oder Ladenfront sichtbar aufmerksam, dass sie Schutz für Betroffene und sichere Zuflucht bieten, wenn Rechtsextreme wieder Jagd machen. Zudem vernetzen sich die teilnehmenden Einrichtungen untereinander, bilden sich zum Thema rechte Gewalt fort und organisieren öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie Kiezspaziergänge.
Auf die Situation von Betroffenen vor Ort aufmerksam machen
Mit einer Vernetzungs- und Plakatkampagne macht BERLIN zeigt CURAge auf die Situation von Betroffenen in den verschiedenen Berliner Außenbezirken aufmerksam.