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Empowern gegen Diskriminierung

Empowern gegen Diskriminierung

Kleiner CSD – Große Wirkung

In weit über 50 Städten Deutschlands findet mittlerweile der Christopher Street Day statt. Auch in Pirna. Was auf den ersten Blick als nichts Besonderes erscheint, ändert sich bei einem zweiten Blick auf die Landkarte.

Pirna ist eine beschauliche Kleinstadt in der Sächsischen Schweiz. Eine Region, die überregional nicht nur für ihre wunderschönen Naturlandschaften, sondern auch als Hochburg neonazistischer Kräfte und der NPD Bekanntheit erlangte. Die Sächsische Schweiz ist für Schwule und Lesben, Trans- und Bisexuelle kein leichtes Pflaster.

Immer wieder wurden Mitglieder der ersten schwullesbischen Initiative »Pirls« Opfer von Rechtsextremen. Sie wurden belästigt und bedroht, Veranstaltungen des Vereins regelmäßig gestört. Viele Betroffene verließen den Landkreis, der Verein existiert in Pirna mittlerweile nicht mehr. Aber es fanden sich Neue. Engagierte gründeten einen neuen Verein und organisieren bereits seit einigen Jahren den CSD in Pirna. »Unser Verein ist in der Ostsächsischen Schweiz der einzige seiner Art. Die Planung eines solchen Events ist eine Mammutaufgabe, die wir jedes Jahr erfolgreich meistern«, erzählt Christian Hesse, Vorstandsvorsitzender des CSD Pirna e.V.

Der CSD in Pirna ist viel mehr als eine große Party mit bunten Kostümen und Techno-Musik. Die Veranstalter setzen ein Zeichen für die Rechte von Homo-, Trans- und Bisexuellen und gegen homophobes, rassistisches und neonazistisches Gedankengut. »Unsere Ziele sind klar und deutlich: Wir wollen die Menschen vor Ort aufklären und setzen uns für Akzeptanz und Toleranz ein. Denn Mensch ist Mensch, unabhängig von sexuellen Neigungen oder Orientierungen«, erläutert Hesse das Anliegen seines Vereins. Ein unverzichtbares Engagement, das in einer Region, in der Neonazis außergewöhnlich stark in der Gesellschaft verwurzelt sind, alles andere als selbstverständlich ist.

© CSD Pirna e.V.

Treffen junger Roma und Sinti: Ich bin dabei! Und du?

© Amaro Drom e.V.

Mehr als 130 junge Roma und Sinti aus Deutschland, Mazedonien, Serbien und Montenegro kamen im Rahmen des Projekts „Dikhen amen! Seht uns!" zusammen, um sich kennenzulernen und auszutauschen, an Workshops teilzunehmen und gemeinsame Aktionen zu starten. Dabei ging es um Themen wie Frauenempowerment, Identitätsfindung als Rom:nja, Rroma-Geschichte, Asyl- und Flüchtlingspolitik und Bleiberechtskämpfe und die Geschichte des Porrajmos, dem Genozid an den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus. In den künstlerischen Workshops wurden Tanz- und Theater-Performances, Videos und Songs erarbeitet.

Es geht bei „Dikhen amen! Seht uns!" auch um Erinnerung: „Ich und meine Geschwister haben uns vor dem Projekt nicht wirklich mit der Geschichte der Roma auseinander gesetzt“ berichtet der 14 Jährige Husejn. In der Familie ist die Geschichte der Sinti:zze und Rom:nja früher kein Thema gewesen. Erst vor wenigen Jahren haben sie durch ihren Onkel von der Verfolgung und Ermordung von Sinti:zze und Rom:nja im Nationalsozialismus erfahren. Die Jugendlichen beschäftigten sich mit Biografien der Opfer und setzten sich in Form von Rollenspielen mit ihren Geschichten auseinander.

Ein weiterer Projektteil: Das Theaterprojekt „become Flüchtling“. „Du wirst in Deutschland geboren und wächst hier auf, gehst zur Schule und möchtest eine Ausbildung machen. Plötzlich klingelt es an der Tür. Du öffnest und wirst von der Polizei mitgenommen. Es ist morgens 5:00 und du sitzt im Flieger in den Kosovo. Das Land deiner Großeltern und Eltern. Ein fremdes Land für dich. Was nun?“ Genau an dieser Stelle setzt das Stück an und thematisiert die komplexe Situation, mit der sich junge Menschen konfrontiert sehen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, nun aber vor der Abschiebung in ein völlig fremdes Land stehen oder bereits dorthin abgeschoben wurden.

„Dikhen amen! Seht uns!“ ist für die jugendlichen Sinti und Roma ein Raum für Empowerment und Teilhabe – und ein Ort der Sichtbarkeit, an dem die vielfältigen Lebensrealitäten junger Rom:nja und Sinti:zze den gesellschaftlichen Rassismen und Stereotypen selbstbestimmt entgegengestellt werden.

Vielfalt lernen - miteinander und voneinander

Limmud – das kommt aus dem Hebräischen und bedeutet so viel wie „studieren, lernen und Wissen aneignen“. Passend dazu organisiert der Limmud e.V. jährlich das gleichnamige jüdische Lernfestival.

Organisiert wird es von einer Gruppe ehrenamtlich Engagierter, denen es wichtig ist, dass das Event immer in wechselnden Städten und Regionen stattfindet. Denn das Festival will sich ganz bewusst für alle Interessierten öffnen und lädt herzlich zur aktiven Teilnahme ein. Unter anderem werden Vorträge zu Antisemitismus, Rechtsextremismus, der Shoah und Erinnerungskulturen, der Strafverfolgung von NS-Tätern, tagespolitischen Entwicklungen, jüdischer Geschichte in der DDR, der jüdischen Gemeinde in Berlin und den verschiedenen Ausrichtungen des Judentums angeboten.

Das Festival richtet sich unter anderem an jüdische Einwanderer:innen, in Deutschland lebende Israelis, sakuläre bis orthodoxe Juden und Jüdinnen aus den unterschiedlichsten Strömungen und Altersgruppen. Aber auch alle anderen Besucher und Besucherinnen sind herzlich willkommen.

Limmud setzt auf Respekt und Vielfalt und ermutigt dazu, voneinander zu lernen, das Judentum kennen zu lernen und zu diskutieren – als lebendiges jüdisches Leben in Deutschland.

© Limmud e.V.

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