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Hintergründe

Gamergate 2.0?: Hass gegen Streamerinnen

Gamergate war 2014. Bis heute gibt es Hass-Kampagnen gegen politische aktive Gamer*innen. Zuletzt traf es Pia „Shurjoka“ Scholz. Eine Analyse der Mechanismen.

Von Mick Prinz

Wer auf der Streamingplattform Twitch über Diskriminierung und gesellschaftliche Missstände spricht, wird selbst regelmäßig zur Zielscheibe von Trollen, vermeintlichen Kritiker*innen und einer Mischung aus rechtskonservativen, reaktionären und extrem rechten Accounts. Vor allem weibliche und nicht binäre Stimmen sehen sich mit regelrechten Hasskampagnen konfrontiert. In den letzten Monaten hat sich der Hass besonders an der Streamerin Pia „Shurjoka“ Scholz entladen. Dabei lässt sich an den Angriffen gegen Shurjoka erschreckend detailliert nachzeichnen, wie misogyne Hasskampagnen auch Jahre nach Gamergate funktionieren.

Antifeministische und misogyne Positionen sind auch knapp 10 Jahre nach dem ersten Aufflammen der Gamergate-Kontroverse trauriger Alltag in Videospielchats, auf Twitch oder in Youtube-Kommentarspalten. Als die Hashtag-Belästigungskampagne unter dem Label „Gamergate“ 2014 ihren Weg in die Sozialen Netzwerke fand, waren es vor allem weibliche Spielerinnen, die sich mit einer Flut an hasserfüllten Kommentaren konfrontiert sahen. „Gamergate“, der erste Hate-Kampagnen-Testballon der Alt Right, beinhaltete aber auch Doxing, also das Veröffentlichen privater Informationen, sowie Vergewaltigungs- und Morddrohungen. In der Gaming-Kultur sei kein Platz für feministische und progressive Positionen, so lautete der Grundtenor toxischer und rechter Hassakteure in „Gamergate“ – ein offen ausschließender Ansatz.

Antifeminismus ist auch heute in Gaming-Welten unübersehbar. Über 77% der weiblichen Spielerinnen haben schon geschlechterspezifische Diskriminierung in Online-Games erlebt. In der Konsequenz verbergen 59% der Frauen beim Online-Spielen ihr Geschlecht, wählen nicht feminin klingende Profilnamen, meiden weibliche Skins, lassen das eigene Mikrofon ausgeschaltet oder ziehen sich aus Text- und Sprachchats zurück. Auch die Studie „Hate is no Game“ der Anti-Defamation League (ADL) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis und betont, es seien vor allem die Spielerinnen, an denen sich der Hass entlade.

Die Journalistin Lea Irion über Sexismus in Online Games.

Antifeminismus und LGBTQIA+ Feindlichkeit gehen regelmäßig Hand in Hand und finden sich auch in Debatten um die Geschichten in Videospielen wieder. Als im April die Erweiterung „Burning Shores“ für das Spiel „Horizen Forbidden West“ erschien, war der Aufschrei in der toxischen Gamer-Fanbase groß. Spieler*innen haben die Möglichkeit, als Protagonistin Aloy eine andere Frau zu küssen. Obwohl dies nur eine von drei möglichen Entscheidungen ist, gingen viele toxische Gamer auf die Barrikaden. Wie auch schon bei anderen Spielen folgte auf die optionale Queerness der Hauptfigur ein negatives Review-Bombing auf User*innen-Testseiten. Schon im Vorfeld hatte es negativ Kommentare gehagelt, da Aloy „nicht weiblich genug“ aussehe. Die 1990er haben angerufen und wollen ihre „Damsel in Distress“ (Jungfrau in Nöten) zurück.

Zwei weiblich gelesene Charaktere des Games "Horizen Forbidden West" küssen sich.
Toxische Gaming-Communitys echofieren sich über die langsam aufkommende Diversität in Videogames

Auch die Behauptung, Frauen hätten es im Gaming doch leichter als männlich gelesene Kollegen, lässt sich schnell wiederlegen. Gerade wenn sich weibliche und nicht binäre Streamer*innen auf Twitch zu politischen Themen äußern, bekommen sie unzählige sexistische und transfeindliche Nachrichten in die Kommentarspalten und Privatnachrichten gespült. Aber auch wenn Frauen auf Twitch „nur“ ihr Lieblingsspiel spielen und ihre Community unterhalten, werden sie regelmäßig objektiviert und sexualisiert. Viele Stimmen, die sich über Diversität in Games aufregen und gegen eine vermeintliche „woke“ Indoktrination ihrer immer noch sehr testosterongeladenen Videospielwelten wettern, klingen ähnlich wie jene, die gegen die Streamerin „Shurjoka“ laut werden.

Feminismus im Gaming? How dare you!

Pia „Shurjoka“ Scholz ist seit 2014 aktiv auf Twitch und unterhält ihre Community unter anderem mit Gameplay zu Videospielen wie „Warhammer 3“ oder dem dritten Teil der „Baldurs Gate“-Reihe. Außerdem spricht sie auf der Streamingplattform alleine oder mit Expert*innen über gesellschaftliche Themen, wie hier im Talk mit Barbera Blaha und Natascha Strobel über Sexismus in Deutschland. Das macht sie regelmäßig zur Hass-Projektionsfläche von verschiedenen Akteur*innen. Sachliche Kritik an „Shurjoka“ wird dabei von einem Schwall an unsachlichen Vorwürfen, Antipatie und Diskreditierungen überlagert.

Die Kommentare gegen Scholz werden dabei von vielen User*innen, aber auch von Teilen des Games-Journalismus, als einfacher „Youtube-Streit“ oder als Konfrontation zwischen zwei Gamingpersönlichkeiten benannt. Diese Interpretation ignoriert jedoch den kampagnenartigen Antifeminismus, der vor allem weiblichen Personen im Gaming immer wieder entgegengebracht wird. Das zeigen auch die letzten Wochen und Monate. Seit Jahresbeginn scheint es so, als hätten rechtskonservative, reaktionäre, aber auch extrem rechte Kommentator*innen in „Shurjoka“ ein gemeinsames Feindbild gefunden. In der Rückschau lassen sich drei regelrechte Wellen von negativen und hasserfüllten Kommentaren ausmachen, die illustrieren, mit welchen Herausforderungen Frauen auch 2023 auf Twitch zu kämpfen haben.

Hasswelle I – „Hogwarts Legacy“

Den Anfang macht die Debatte um das im Februar 2023 veröffentlichte Videospiel „Hogwarts Legacy„, zu welchem „Shurjoka“ aufgrund der transfeindlichen Politik der „Harry Potter“-Schöpferin J.K. Rowling eine klare, kritische Haltung einnahm. Vor allem der Vorwurf, Pia Scholz würde eine moralisch überlegene Rolle einnehmen und anderen Spielenden eine „wokeness“ aufzwingen, ist haltlos, wurde aber  hundertfach formuliert.

Dann wurde die Annahme geäußert: Games seien doch nur eskapistisches Medium und Politik sollte hier herausgehalten werden. Das ist eine Argumentation, die schon in Zeiten von Gamergate gewählt wurde, um Diversität in Games abzulehnen und problematische Entwicklungsprozesse auszuklammern.

Besonders in der „Hogwarts Legacy“-Debatte fielen Kommentare auf, die weniger auf Inhalte eingingen, sondern primär einen vermeintlich aggressiven oder temperamentvollen Ton kritisierten. „Tone Policing“ wurde dabei vor allem an weiblichen Content-Creator*innen geübt und zielt darauf ab, Argumente oder Aussagen abzuwerten, das Gegenüber zum Schweigen zu bringen oder Diskussionen abzubrechen. In Netzdabetten wird diese Strategie häufig von Rechten verwendet, um marginalisierte Menschen aus Diskursen zu drängen – so auch, als versucht wurde „Shurjokas“ Kritik an J.K. Rowling und „Hogwarts Legacy“ zu trivialisieren.

Screenshot von abwertenden Kommentaren unter einem Videol von Shurjoka zu "Hogwarts Legacy".

Screenshot von lgbtiq*-feindlichem Beispielkommentar.
Beispiel für LGBQIA+ Feindlichkeit in der Debatte um Hogwarts Legacy.

Hasswelle II – Award zur Spielerin des Jahres

Die erste Hasswelle war noch nicht abgeebbt, da folgte im Mai mit der Award-Vergabe „Spielerin des Jahres“ schon die nächste. Der deutsche Computerspielpreis (DCP) kürte „Shurjoka“ zur Spielerin des Jahres, da die Streamerin Gamingthemen mit politischer Aufklärungsarbeit auf Twitch, Twitter und Instagram verbinde. Die Preisvergabe erfolgte nach einem Punktesystem. Die Punkte wurden dabei sowohl von einer 40-Köpfigen Jury-, als auch von der Community vergeben und im Anschluss addiert.

Reichweitenstarke männliche Reaction-Streamer waren mit der Award-Vergabe nicht einverstanden, richteten ihre Kritik aber nicht gegen die DCP-Jury oder das Vergabesystem, sondern gegen die Gewinnerin des Awards. Kernnarrativ dabei: Die Streamerin sei ja gar keine „echte“ Gamerin, da sie auf Twitch mehr in der „Just Chatting“-Kategorie und weniger im klassischen Gamingbereich zu finden sei.

Schon in der Vergangenheit wurde eine weibliche Person zur Spielerin des Jahres gewählt (2021 – Jasmin K./Gnu), ohne das sich hier Kritiker öffentlichkeitswirksam an ihr abarbeiteten. Da bei dieser ersten Preisvergabe der antifeministische Shitstorm ausblieb, formulierten die „Shurjoka-Gegner“, dass die Kritik auch hier nicht sexistisch seien könne. Ein Fehlglaube, da „Shurjoka“ ja der Status als „echte Gamerin“ abgesprochen werden sollte – und dies geschieht primär bei nicht männlichen Spielenden. Die zweite Hass-Welle zeigte, wie viel Gegenwind einer Frau entgegengebracht wird, die im Gaming politische Themen anspricht – bis zur Delegitimierung ihrer Position als Spielerin an sich. Wenn sich eine Person auch noch für feministische Positionen stark macht und sich für marginalisierte Gruppen einsetzt, wird die Kritik unüberhörbar und bösartig abwertend.

Auch Monate nach der Award-Vergabe reagieren reichweitenstarke Streamer noch auf die DCP-Vergabe als „Spielerin des Jahres“. Hier Montanablack.

Hasswelle III – Reaktionäre Streamer wollen „Wokeness“ entzaubern

Die aktuellste Hasswelle gegen „Shurjoka“ und andere weibliche Streamerinnen ist die umfassendste, bei der sich auch viele rechtsextreme Accounts den Narrativen von reaktionären männlichen Streamern anschlossen. Anstoß dieses Shitstorms war ein Video des Streamers „Scurrows“ (bürgerlich Theo Bottländer), der ein Video mit dem Titel „Die Wahrheit über Shurjokas Anschuldigungen“ veröffentlichte. In diesem Video sollte ein vermeintlicher Vorwurf der Streamerin widerlegt werden, Scurrows habe sie auf der Gamescom 2017 sexuell belästigt. Aber: „Shurjoka“ hat diesen Vorwurf nicht geäußert. Theo Bottländer argumentiert also gegen ein selbst ausgedachtes „Strohmann-Argument“ – ein rhetorisches Mittel, bei dem der Gegenseite ein Argument unterstellt und widerlegt wird, welches aber so nicht geäußert wurde. Andere Streamer, die in der Vergangenheit des Öfteren mit toxischen und populistischen Äußerungen aufgefallen sind, schlossen sich der Argumentation an. Der Streamer „KuchenTV“ veröffentlichte zahlreiche Videos gegen „Shurjoka“ und auch „Montanablack“ formulierte ablehnende Worte gegenüber Scholz.

Streamerin Shurjoka mit blauem Auge, Streamer KuchenTV mit Bockhandschuh, dazu die Zeile "KuchenTV teilt wieder gegen Shurjoka aus".
Kuchen TV (bürgerlich Tim Heldt) veröffentlicht zahlreiche Videos, hier mit problematischen Thumb Nail.

Die negative Stimmung gegen demokratische Twitch-Streamerinnen erfreut vor allem die populistische und extreme Rechte im Gaming. Zahlreiche neurechte und rechtskonservative Accounts nutzen die Hasswellen, um Menschenfeindlichkeit zu feiern und zu normalisieren. „Scurrows“, „Montanablack“ oder „KuchenTV“ als Rechtsextreme zu bezeichnen wäre falsch und würde den Begriff verwässern. Sie sind reaktionäre Streamer.

Reaktionäre Streamer und extrem Rechte auf eine Stufe zu stellen, würde den Streamern unrecht tun – und verharmloste die extreme Rechte. Es fällt aber auf, dass rechtsextreme Positionen in Teilen ihrer Communitys auf offene Ohren stoßen oder extrem rechte Profile in den eigenen Reihen geduldet werden. Zusätzlich verwenden reaktionäre Streamer bisweilen selbst diskriminierende Sprache.

Die aktuelle Kampagne gegen „Shurjoka“ illustriert, wie die Ablehnung progressiver Inhalte als verbindendes Element zwischen der extremen Rechten und reaktionären Communitys fungiert – bis zum Antifeminismus. Viele der Argumente der „Shurjoka“- Gegner haben einen rechtspopulistischen Kern, sind anschlussfähig innerhalb der extremen Rechten und werden auch von dieser genutzt und bedient.

Sowohl Frank Franz („Die Heimat“) als auch der neurechte Aktivist Miro/Unblogd greifen die Stimmung gegen weibliche Streamerinnen auf.

 

Rechte Accounts teilen und kommentieren die Videos von „Scurrows „.

Kampagnenartiger Hass erinnert an die Gamergate-Kontroverse 

Ob beabsichtigt oder nicht: Die Diffamierungen gegen „Shurjoka“ und andere weibliche Streamer*innen haben eine Lawine an antifeministischen und „anti-woken“ Haltungen ins Rollen gebracht, die sich längst nicht mehr nur an prominente Streamer*innen abarbeiten. Reichweitenschwächere Accounts von trans Personen werden regelmäßig mit Hass überzogen, während an andere Stelle rechte Stigmatisierungen durch Kommentarspalten fliegen und kaum Widerspruch erfahren.

Die Anfeindungen gegenüber Pia Scholz und anderen weiblichen/Non Binary-Gamer*innen sind also keineswegs eine Modeerscheinung. Kontinuierlich werden Narrative gegen einzelne Streamer*innen genutzt und reproduziert. Selbst dann noch, wenn sich diese längst nicht mehr zu den Themen äußern. Diffamierende Äußerungen, Linksextremismusvorwürfe und das Betonen einer angeblichen moralischen Überlegenheit werden über Wochen weitergetragen. Gleichzeitig werden daran Narrative angeknüpft, die von einem grundsätzlichen „woken Extremismus“ sprechen und versuchen, die Grenze des Sagbaren weiter nach rechts zu rücken.

Geläufiges Narrativ: „Woke“ seien die „wahren Rechtsextremen“.
Unterstreicht den Kampagnenartigen Charakter des Hasses: Es wird eine große Verschwörung gewittert .

 

Trans Personen werden hier fetischisiert in Verbindung mit Grooming-Narrativen.

Das sich der Hass auf Twitch normalisiert und die einstigen harten Guide Lines der Plattform längst ihren Vorbildcharakter verloren haben, illustriert Twitch jeden Tag aufs Neue. Transfeindlichkeit und eine Ablehnung progressiver Werte ist mittlerweile salonfähig. Das zeigte auch jüngst eine Debatte von „Filow“ auf Twitter, in welcher er gegen die toxischen Meinungen anderer Twitch-Streamer hält.

Die aktuelle Hasswelle erinnert in Teilen an die „Gamergate“-Kontroverse von 2014. Ausgehend von Anschuldigungen eines gekränkten Ex-Partners gegenüber der*dem nicht binären Videospielentwickler*in Zoë Quinn entwickelte sich vor neun Jahren eine Belästigungs- und Diffamierungskampagne gegen nicht männliche Spielende und gegen politische Korrektheit im Gaming-Kontexten. Unter dem Hashtag Gamergate versammelten sich hundertfach misogyne und antifeministische Kommentare. Vor allem die Alt Right und die rechtspopulistische Medienseite Breitbart nutzten Gamergate als Testballon, um die Macht von Hasskampagnen einzuschätzen und gleichzeitig Sexismus und Queerfeindlichkeit zu verbreiten. Es gibt einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in der Beschaffenheit der Hasskampagnen.

Parallelen zwischen „Gamergate“ und der aktuellen Kampagne gegen weibliche Streamerinnen

  • Hass entlädt sich primär an prominenten Persönlichkeiten (Shurjoka / Freiraumreh; Zoë Quinn / Anita Sarkeesian), richtet sich aber auch gegen weitere marginalisierte Gruppen.
  • Antifeministische Narrative werden mit klassischen rechtspopulistischen Narrativen vermischt. Expertise wird abgesprochen, Frauen müssen sich Rolle als „echte Gamer“ mehr verdienen, gleichzeitig Vorwurf, „Wokeness“ / „Genderwahn“ / „Social Justice Warrior“ zerstöre die Gesellschaft und wird von progressiven Persönlichkeiten forciert.
  • Handlungszwang wird suggeriert, „Ungerechtigkeit“ soll nicht hingenommen werden.
  • Umfassende Belästigungen bis hin zu Gewaltandrohungen.
  • Gegenseitige Bezugnahme der toxischen und reaktionären Communitys aufeinander: Mehrheit zu suggerieren; Meinungshoheit zu erlangen; Feindbilder zu diskreditieren; eigene „Wahrheit“ zu verbreiten.
  • Betonung der eigenen Rechtschaffenheit, um sich von „falscher Woke-Meinung“ abzugrenzen („Echte Betroffene werden von euch geschädigt“).
  • Vermischung von reaktionären/ toxischen- und rechtsextremen Communitys.

Unterschiede zwischen „Gamergate“ und der aktuellen Kampagne gegen weibliche Streamerinnen:

  • Rolle der extremen Rechten variiert. Bei „Gamergate“ schnell tonangebend. Bei dem Hass gegen deutsche Streamerinnen nutzen Rechtsextreme die Dynamik eher reaktiv und als Sprungbrett in den Diskurs.
  • Hass bei „Gamergate“ fand noch stärker im Dark Social statt, bei deutschem Fall Fokus stärker auf öffentlichen Raum.
  • Bei „Gamergate“ gab es Doxing-Fälle, dies ist bei der Hasswelle gegen deutsche Streamerinnen noch nicht passiert.
  • „Gamergate“ sorgte für eine umfassende Instrumentalisierung der extremen Rechten, während der Hass im aktuellen Beispiel nur von einem Teil der Neonazi-Szene genutzt wird.
  • „Gamergate“ hat sich international verbreitet.

Es wird deutlich, dass eine Nähe zur „Gamergate“-Kontroverse existiert. Der Hasssturm gegen weibliche Streamerinnen und marginalisierten Gruppen hat erschreckend viele Gemeinsamkeiten mit einer der umfassendsten digitalen Hasskampagnen der Netzgeschichte.

Was hilft? Solidarität

Auch wenn toxische und rechtskonservative Meinungen auf Twitch so akzeptiert scheinen wie schon lange nicht mehr, gibt es Grund zur Hoffnung. In der Debatte gegen die Streamerinnen meldeten sich nicht nur viele Betroffene solidarisch zu Wort, sondern auch männliche Influencer. So waren es reichweitenstarke Gaming- und Meinungsstreamer wie „Lefloid“ (Florian Mundt), „Tim Jacken“ oder „RobBubble“ (Robin Blase), die sich unterstützend neben, vor und hinter die Betroffenen stellten. Ein wichtiges Signal.

Solidarität von „RobBubble“.
Solidarität von „LeFloid“.

Letztlich bleibt es notwendig, Konflikte wie diese Hasskampagne gegen weibliche Personen im Gaming nicht als einfache Streitigkeit zwischen Influencer*innen abzutun. Das rechtsextreme Accounts sich in diesen Debatten besonders wohl fühlen und versuchen, ihre Narrative in bestehenden Debatten zu platzieren, ist kein Zufall. Anstatt es Rechtsextremen auf Plattformen wie Twitch noch leichter zu machen und mit diesen gewollt oder ungewollt Allianzen gegen „Woke“ und „Gutmenschen“ einzugehen, bedarf es einer gemeinsamen Haltung gegen Menschenfeindlichkeit. Der lange Schatten von „Gamergate“ hat sich schon lange nicht mehr so deutlich abgezeichnet, wie in der gegenwärtigen Hasskampagne gegen weibliche Personen in Gaming-Räumen. Es bleibt viel zu tun!

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