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Gemeinsam den Alltag gestalten

Wie hier in Borna findet auch aktuell ein ähnlicher Workshop in Grimma statt (Foto: © NKD Wurzen)

Schon seit einigen Jahren bringt das „Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.“ die Jugendlichen im Raum Leipzig in Bewegung. So auch mit dem Projekt „Exklusion und Resignation gemeinsam überwinden“. Das Ziel: Mit Freizeitangeboten deutsche Jugendliche mit Schüler und Schülerinnen aus DaZ-Klassen zusammenzubringen und mit ihnen gemeinsam neue Lebensperspektiven eröffnen.

Langeweile, Arbeitslosigkeit und Resignation: In vielen ländlichen Gebieten Deutschlands ist die Situation für Jugendliche oft sehr frustrierend. Wenn sich dann aus diesen Regionen auch noch zivilgesellschaftliche und staatliche Organisationen und Einrichtungen zurückziehen, bietet das häufig den besten Nährboden für rechtsextreme Gruppierungen. Mit Freizeitangeboten für Familien und Jugendlichen geben sie sich häufig bieder und unpolitisch. Diese Verschleierungstaktik hilft ihnen Berührungsängste abzubauen und rechtes Gedankengut salonfähig zu machen.

Umso wichtiger sind Vereine, die gerade in Regionen mit einer starken rechten Szene Angebote für Jugendliche schaffen, die ihr Verständnis für Demokratie und kulturelle Vielfalt stärken. Zu diesen Vereinen gehört auch das „Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.“, das sich schon seit 1999 für die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen im Raum Leipzig engagiert. Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt ihr Projekt „Exklusion und Resignation gemeinsam überwinden“, das im Oktober letzen Jahres angelaufen ist.

Die Trennung aufheben

Der Name macht es schon deutlich: Das Vernetzen engagierter Personen steht für die Mitarbeitenden des Vereins im Mittelpunkt ihrer Arbeit. So auch im Falle des von uns geförderten Projektes in Grimma. Es sollte keine neue Initiative ins Leben gerufen, sondern auf bereits bestehende Strukturen zurückgegriffen werden. „Dabei stand die Idee im Vordergrund, den Kontakt zwischen deutschen und asylsuchenden Kindern und Jugendlichen herzustellen, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensumstände sonst kaum kennengelernt hätten“, betont der Leiter des Projektes Mirek Bohdálek. Dem Verein kam entgegen, dass es in Grimma bereits eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern am Gymnasium gab, die im Rahmen des Projektes „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“ eine Patenschaft für die Deutsch als Fremdsprache-Klasse in ihrer Stadt übernehmen wollten.

DaZ-Klassen sind vom Regelunterricht getrennt. In sie kommen alle Kinder und Jugendliche, die kein Deutsch können. Die meisten von ihnen sind Flüchtlinge und leben in Asylbewerberunterkünften. Die Altersspanne der Schülerinnen und Schüler in diesen Klassen kann dabei zwischen 10 und 18 Jahren variieren. „Die Schüler der Klasse des Gymnasiums sind sehr engagiert und wir wollten sie in ihrem Vorhaben unterstützen“, berichtet Bohdálek. Als Dritte im Bunde des Projektes konnte man Jugendliche eines neben der Schule gelegenen Jugendclubs gewinnen.

Seine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten entdecken

Das Projekt hat zwei Ebenen. Zum einen bieten wir den Schülerinnen und Schüler der DaZ-Klasse einmal die Woche verschiedene Workshops an“, erklärt Bohdálek. So üben die Mitarbeiter des Vereins mit den Kindern und Jugendlichen kleine Theaterstücke ein oder zeigen ihnen in einem Fotoseminar, wie sie ihre Kreativität ausleben können. „Damit wollen wir vor allem Vertrauen zu den Kindern und Jugendlichen aufbauen“, berichtet Bohdálek weiter. „Zum anderen ist es uns sehr wichtig, die Trennung zwischen den deutschen Schülerinnen und Schülern und denen in der DaZ-Klasse aufzuheben. Dazu organisieren wir Treffen zwischen den beiden Gruppen nach dem Unterricht. Zudem haben wir den Jugendclub darum gebeten, Bescheid zu geben, wenn sie eine Veranstaltung wie ein Fußballturnier organisieren, damit auch die DaZ-Schülerinnen und -Schüler daran teilnehmen können. Besonders von den Workshops sind die Kinder der DaZ-Klasse begeistert“, resümiert Bohdálek.

Noch nicht ganz so gut klappen dagegen die Treffen zwischen den DaZ-Klassen und den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Dies sei vor allem der schwierigen Organisation geschuldet. So finden die Treffen nach dem Unterricht statt. Nicht alle haben dann immer Zeit und Lust, zumal vor den DaZ-Schülerinnen und -Schülern noch ein weiter Rückweg liegt. Aber man wolle, sagt Bohdálek mit Blick in die Zukunft, auch über die Förderung der Amadeu Antonio Stiftung hinaus für die Jugendlichen präsent bleiben. Den vorläufigen Abschluss des Projektes bilden drei Veranstaltungen, welche die beiden Klassen zusammen gestalten werden. „Trotz einiger Schwierigkeiten“, betont Bohdálek, „haben doch alle Beteiligten etwas sehr Wichtiges mitnehmen können: Sie haben gemerkt, dass sie selber etwas verändern können und das einfach nur einer den Anfang machen muss, um die Scheu zu überwinden und aufeinander zuzugehen.

Von Marie Becker

02.02.2015

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