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„Gemeinsam gegen Rassismus!“

…war das Motto des diesjährigen Tags des Flüchtlings am 26. September. Tagtäglich sind Flüchtlinge rassistischer Hetze und Angriffen ausgesetzt. Dies zeigt nicht zuletzt die von uns geführte Chronik der Gewalt. Gerade deshalb ist eine gelebte Willkommenskultur sehr wichtig. Dies zeigen auch die von der Amadeu Antonio Stiftung geförderten Projekte, die von Engagierten zusammen mit Geflüchteten auf die Beine gestellt wurden.

 

Von Sarah Beck

Exklusion und Resignation gemeinsam überwinden

Der Landkreis Leipzig ist überwiegend ländlich geprägt. Für Jugendliche heißt dies oftmals lange Wege in Kauf zu nehmen, um Freizeitaktivitäten wahrzunehmen. Gerade auch Flüchtlingskinder, die in der Region untergebracht sind, sind noch stärker benachteiligt und leben oftmals in völliger Isolation zu anderen Kindern.
Wenn es Freizeitangebote für Jugendliche gibt, werden diese überwiegend von den ortsansässigen Neonazis organisiert. Um Jugendlichen jedoch neben den Köderversuchen der Nazis eine Alternative bieten zu können, engagiert sich das Netzwerk für Demokratische Kultur (NDK) mit verschiedenen Projekten in der Region. Neben der Stärkung von nicht-rechten Jugendlichen ist es dem NDK wichtig, auch Flüchtlingskinder in ihre Projekte miteinzubeziehen. Da Flüchtlingskinder im Landkreis Leipzig in „Deutsch als Zweitsprache-Klassen“ unterrichtet werden, fehlt diesen nämlich der Kontakt zu anderen gleichaltrigen Kindern und Jugendlichen aus ihrer Region. So werden gemeinsame Theaterworkshops verwirklicht, die alle Jugendliche zusammen bringen. Zudem stehen die ortsansässigen Jugendlichen den Geflüchteten in Form eines Paten-Projekts mit Rat und Tat zur Seite. Und daher lautet auch das Motto des Projekts: „Exklusion und Resignation gemeinsam überwinden“.

Zwischenstopp Erde

Doch auch in Rostock findet sich mit dem Verein muse work eine Gruppe Engagierter, die dem oftmals tristen Leben in Flüchtlingsunterkünften für Kinder und Jugendliche eine Alternative entgegensetzten möchte. Denn in Sammelunterkünften kommt zu räumlicher Ausgrenzung und fehlenden sozialen Kontakten oft noch ein Mangel an Freizeitmöglichkeiten. Bei dem ProjektZwischenstopp Erde haben sich daher Flüchtlingskinder mit Kindern aus Rostocker Schulen mit unterschiedlichen Fragen beschäftigt: „Was unterscheidet Erde und Mars“ und „Wie heißen die Bewohner auf dem Mars und welche Berufe könnten sie haben“. Aufgabe der Kinder und Jugendlichen war es, sich in die Sichtweise eines Marsmenschen hineinzuversetzen – und dadurch ihr Demokratiebewusstsein und ihre Meinungen zu stärken sowie ihren Erfahrungsschatz über andere Kulturen zu erweitern. Ziel ist es, jungen Menschen Alternativen aufzuzeigen und neue Horizonte zu eröffnen.

Flüchtlingsfrauen werden laut!

Neben Kindern und Jugendlichen in Sammelunterkünften, sind es aber auch oftmals Flüchtlingsfrauen, die kaum wahrgenommen werden. Dabei sind sie doppelt von Diskriminierung betroffen: als Asylbewerberinnen und als Frauen. Gleichzeitig sind sie aber auch Expertinnen für ihre Situation. Sie zögern jedoch sich an Aktionen zu beteiligen, da nicht immer Rücksicht auf ihre Ängste genommen wird. Zusammen mit dem Liedermacher Heinz Ratz sind Frauen im Sommer auf Flößen vom Ruhrgebiet bis nach Berlin gefahren, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Parallel organisierte der Verein Women in Exile ein Begleitprogramm in Flüchtlingsunterkünften, um Begegnungen zwischen der Öffentlichkeit und Flüchtlingsfrauen zu ermöglichen. Ziel ist es die Frauen in Empowerment-Seminaren unter dem Motto „Flüchtlingsfrauen werden laut!“ bei der Findung und Entwicklung individueller und kollektiver Handlungsstrategien zu unterstützen und sich durch Vernetzung und Austausch aktiv für ihre Rechte einzusetzen.

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Tahera_Ameer_2022
Interview

Warum die Gesellschaft noch keinen sicheren Umgang mit Rassismus hat

Tahera Ameer im Interview: „Das gesellschaftliche Bewusstsein dafür, dass es Rassismus in Deutschland gibt, ist stark gestiegen. Das ist ein Schritt vorwärts, dazu hat die Amadeu Antonio Stiftung beigetragen. Bis praktische Maßnahmen umgesetzt werden, die Rassismus als strukturelles Problem bekämpfen, ist es noch ein weiter Weg. Wir brauchen Proviant und Ausdauer für einen Marathon, nicht für einen Sprint.“

Gruppenbild_algerische Vertragsarbeiter_Mohamed Kecheroud und Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt
Gefördertes Projekt

Nach 50 Jahren: Gedenken an rassistische Hetzjagd auf Vertragsarbeiter in Erfurt

Am 10. August 1975 jagten bis zu 300 DDR-Bürger*innen algerische Vertragsarbeiter durch die Erfurter Innenstadt und verletzten einige schwer. 50 Jahre später erinnerten Betroffene und Erfurter*innen an die Ereignisse. In der Öffentlichkeit spielt die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt in der DDR weiterhin kaum eine Rolle. Die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt findet auch Jahrzehnte später viel zu selten statt.

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