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Grenzen überschreiten

Baron Convocatoria, The Working Party, c


Am 25. Und 26. September 2010 heißt es in Fahrenwalde: „Landpartie – Was braucht das Land?“. Unterstützt von der Amadeu Antonio Stiftung im Rahmen der Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ wird kreativ mit den Bewohnern der Region Uecker-Randow über die Situation im Landkreis reflektiert.

Hohe zweistellige Wahlergebnisse bekam die NPD zur Kommunalwahl 2009 im Landkreis Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern. Mit vier Personen ist die NPD im Kreistag vertreten. Bei der Landtagswahl 2006 erhielt die NPD 7,6 Prozent und schaffte damit auch den Einzug in den Landtag. Die Präsenz der anderen Parteien ließ während des Wahlkampfes zu wünschen übrig. Wo ganze Landstriche von politischen Akteurinnen und Akteuren allein gelassen werden, braucht man sich über zweistellige Ergebnisse für die NPD, die sich als Kummerkasten inszeniert, nicht zu wundern. Um die Agonie und das Gefühl der Aussichtslosigkeit zu durchbrechen, findet am 25. und 26. September die „Landpartie“ statt.

Theater im öffentlichen Raum

„Wir möchten unterschiedliche Menschen zusammenführen und ihnen sowohl ein Forum für Austausch als auch eine Plattform für den eigenen Ausdruck ermöglichen“, erklärt der „schloss bröllin e.V.“. Die „Landpartie“ wird ein breit angelegtes, interaktives Theater- und Dorffest, bei dem mit kabarettistischen Theateraktionen dazu angeregt wird, neu über die eigene Welt nachzudenken. Und Theater heißt nicht nur „Darstellende auf die Bühne“ und „Zuschauer auf die Plätze im Saal“: viele Figuren und Methoden eignen sich, um diese Grenze zu durchbrechen. Im darstellerischen Spiel kann aus dem Publikum ein Teilnehmer werden. Mitgestalten und über die eigene Rolle reflektieren sind gefragt. Schon in der Vorbereitung des Festes wird die Gemeinde zur Gestaltung des Wochenendes einbezogen. Die Ergebnisse aus einem Workshop mit Jugendlichen aus der Region werden auf dem Fest präsentiert. Initiativen und Institutionen von der freiwilligen Feuerwehr bis hin zu Landwirtschaftsunternehmen sind in die Planungen und involviert und nehmen am Fest teil.

Baron Münchhausen und ein Wohnwagen als Versuchsstation

Der Baron Münchhausen ritt auf seiner Kanonenkugel nach Ilow in Nordwestmecklenburg. Was er dort gehört und erlebt hat wird noch nicht verraten. Doch er ist bekannt für seine Wendung von alltäglichen Geschichten ins Fantastische. Diese improvisatorische Spielform wird von „The Working Party“ umgesetzt. „The Working Party“ ist eine internationale Schauspiel- und Performancegruppe, die seit zwei Jahren in Vorpommern arbeitet. Auf dem Fest wird der Baron ständig anwesend sein – doch nicht immer gut sichtbar auf der Bühne… Und was macht man eigentlich mit einem Wohnwagen aus der DDR, der mittlerweile ausgedient hat? Die Künstlerin Grunhild Kreuzner nutzt genau so einen als Versuchsstation. Mit ihm wird der Frage nachgegangen: „Was braucht das Land“, wie geht’s weiter in Mecklenburg-Vorpommern? Dazu werden Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes gebeten, etwas zu geben, was sie nicht mehr brauchen. Und diese Gegenstände haben auch immer eine Geschichte. Alle Mitbringsel und Geschichten finden im Wohnwagen Platz: Welche Collage aus ihnen entsteht, wird sich zeigen. Der Prozess ist offen. Viele weitere Künstlerinnen und Künstler, Initiativen und lokale Akteure beteiligen sich an diesem aufregenden Wochenende im September.

Demokratische Kultur erschöpft sich nicht im Wahlgang

Wie gestaltet sich kulturelle Arbeit im ländlichen Raum? Welche Ergebnisse hat das Projekt „Landpartie“? Diese Fragen werden dann am 26. September breit diskutiert. Auf einem Symposium sprechen Vertreterinnen und Vertreter aus der Region, von Partnerorganisationen des Projekts und überregionaler Organisationen, moderiert von Benno Plassmann von „The Working Party“, über Probleme und Erfolge, Strategien und Zukünftiges in Mecklenburg-Vorpommern. Auch Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung diskutiert mit. Gefördert wird das Projekt „Landpartie“ von der Amadeu Antonio Stiftung im Rahmen der Kampagne „Kein Ort für Neonazis in Mecklenburg-Vorpommern“. Im Herbst 2011 sind Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern. Demokratische Kultur erschöpft sich nicht im Wahlgang – Partizipation, gegenseitiger Respekt und gemeinsame Suche nach Lösungswegen sind Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft. Apathie und Verdrossenheit im Alltag müssen aufgebrochen werden. „Kein Ort für Neonazis“ will Bürgerinnen und Bürger, zivilgesellschaftliche Initiativen und vor allem Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern für demokratische Kultur gewinnen und den Wiedereinzug der NPD in den Schweriner Landtag verhindern.

Von Nora Winter

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