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Interview

Gut, dass ihr hier seid!

Seit inzwischen einem Jahr engagiert sich die Facebook-Gruppe #ichbinhier für eine bessere Diskussionskultur und gegen Hass in den Sozialen Medien. 37.000 Menschen stellen sich Hetze, Vorurteilen und Falschmeldungen in den digitalen Kommentarspalten entgegen. Auf Hate Speech wird konstruktiv geantwortet – mit Fakten und positiven Beiträgen. Die Amadeu Antonio Stiftung hat die Entwicklung der bislang digital organisierten Gruppe gefördert und Offline-Treffen ermöglicht. Wir sprachen mit Liane Mallinger und Alex Urban aus dem Moderationsteam von #ichbinhier über ihren Kampf gegen Internettrolle, Verschwörungsphantasien und AfD-Fans.

Ihr steht für einen konstruktiven Dialog in den Sozialen Medien. Wie genau führt ihr diesen Dialog, wie sieht eure Arbeit konkret aus?

Liane: Der Dialog findet in den Kommentarspalten der verschiedenen Medien statt. Wenn wir sehen, dass zu bestimmten Themen der Hass und die Hetze in den Kommentaren überwiegen, starten wir eine Aktion und versuchen für eine sachliche und respektvolle Diskussion einzutreten, indem wir ein Gegengewicht schaffen.

Täglich treten eurem Netzwerk neue Leute bei. #ichbinhier wächst und wächst. Steht ihr dieser Entwicklung positiv gegenüber oder seht ihr das Ganze eher skeptisch?

Alex: Ehrlich gesagt ist der ganze große Run vorbei. Es warten keine Tausende mehr an der Tür, wie noch vor Monaten. Das ist ganz normal, die große Neugier ist durch. Aber die Gruppe schrumpft auch nicht! Die, die sich für ein Engagement entschieden haben, machen mit. Andere scheiden wieder aus, es kommen neue Gesichter, die ihrerseits neue Energie mitbringen. Insgesamt sind wir weiter positiv, nicht skeptisch.

Werden Inhalte denn auch innerhalb der Gruppe diskutiert? Wie kommt eure Community bei den verschiedenen Themen auf einen gemeinsamen Nenner?

Alex: Es gibt innerhalb der Gruppe ein Format: Der »Sonntagstalk«. Die Gruppe schlägt Themen vor, stimmt darüber ab, diskutiert. Dort erkennt man schon, wie heterogen die Masse ist. In den eigentlichen Aktionen geht es nicht um Diskussionen innerhalb der Gruppe, sondern draußen in den Kommentarspalten. Jeder soll seine Meinung haben, sie posten und sachlich diskutieren. Darum geht’s ja.

Liane: Genau! Wir haben keine Gruppenmeinung, jedes Mitglied darf und soll seine Meinung vertreten, es muss nur respektvoll und sachlich geschehen.

Wer viel im Netz unterwegs ist, weiß wie mühselig und anstrengend das Mitdiskutieren in den Kommentarspalten sein kann. Wie schafft ihr es, euch tagtäglich dafür zu motivieren?

Liane: Es ist einfach das Richtige. Das wissen wir und das ist unsere Motivation. Wir setzen uns dafür ein, den Ton in den Kommentarspalten zu verbessern und für einen zivilisierteren Umgang miteinander zu sorgen. Uns ist es wichtig, Kante zu zeigen!

Gibt es denn schon erste Erfolge? Und was ist euer Appell an die große schweigende Masse, die im Netz nicht mitdiskutiert?

Alex: Die Präsenz des Themas in den Medien und der Politik schreiben wir zu einem guten Teil #ichbinhier zu. Man muss feststellen, dass es in den Kommentarspalten immer noch abgeht, aber wir haben zumindest dazu motiviert, sich zu trauen mitzudiskutieren. Wir haben das mal geprüft: Es gibt viel Zuspruch von Nicht-Mitgliedern, aber natürlich auch einiges an Gegenwind. Das sehe ich schon als Erfolg. #ichbinhier hat scheinbar einen Nerv getroffen. Daher heißt es auch weiterhin: Traut euch! Und an die Medien: Moderiert endlich vernünftig eure Kommentarspalten!

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Screenshot Flyer SwipeAway_gelb

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Hass und Hetze im Videoformat? Das neue Online-Selbstlerntool SwipeAway hilft, genauer hinzuschauen: Welche Trends werden für die Verbreitung menschen- oder demokratiefeindlicher Erzählungen genutzt? Hinter welchem TikTok-Tanz versteckt sich eine politische Botschaft? Und wie können bekannte Formate für gesellschaftskritische Aufklärung oder die Sichtbarmachung marginalisierter Perspektiven genutzt werden?

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