Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 nimmt die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland weiter dramatisch zu. Für Jüdinnen und Juden bedeutet das eine massive Bedrohung ihrer Sicherheit – und ein Leben, das zunehmend von Unsichtbarkeit geprägt ist. Trotz staatlicher Maßnahmen bleibt klar: Ohne zivilgesellschaftliches Engagement lässt sich Antisemitismus nicht wirksam bekämpfen. Die Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung und des Anne Frank Zentrums setzen hier an und geben mit der Kampagne „Jetzt du! Wir zusammen.“ vielfältigem Engagement ein Zuhause. Denn jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und Antisemitismus etwas entgegensetzen – im Alltag, im Netz und im öffentlichen Raum.
Jüdisches Leben in Deutschland ist massiv gefährdet. 8.627 antisemitische Vorfälle zählte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) 2024 – ein Anstieg von 77 % gegenüber dem Vorjahr. Einen Anstieg registrierten auch die Behörden mit über 6.200 erfassten antisemitisch motivierten Delikte – ein Anstieg von etwa 20 % zu 2023. Die Konsequenz? Jüdisches Leben wird aus Angst vor Anfeindungen und Angriffen jeden Tag unsichtbarer. Zunehmend geraten selbst Orte und Personen ins Visier, die sich gegen Antisemitismus engagieren. Die Kampagne „Jetzt du! Wir zusammen.“ setzt ein deutliches Zeichen: Es ist Zeit zu handeln. Jede*r Einzelne kann einen Beitrag leisten – gemeinsam für eine Gesellschaft, in der Antisemitismus keinen Platz hat.
Das größte zivilgesellschaftliche Netzwerk gegen Antisemitismus
Seit 2003 bündeln die Aktionswochen die Kräfte zahlreicher Initiativen, Gemeinden und Institutionen. 2025 ist das Netzwerk größer denn je: 140 Kooperationspartner*innen veranstalten von Anfang Oktober bis in den November hinein bundesweit rund 160 Veranstaltungen gegen Judenhass. Das dichte Veranstaltungsprogramm bietet für jede*n etwas: Das Programm reicht von Ausstellungen und Workshops über Theater und Stadtführungen bis hin zu Fachgesprächen und digitalen Formaten. In Essen lockt ein Stadtspaziergang zum jüdischen Leben und eine Ausstellung über Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In Berlin lädt ein Podiumsgespräch dazu ein, über Antisemitismus und gekränkte Männlichkeit in Online-Games zu diskutieren. Außerdem stellt der Zentralrat der Juden in Deutschland in einem Webinar ein Lerntool vor, das jüdischen Alltag durch persönliche Geschichten erlebbar macht.
Die Aktionswochen gegen Antisemitismus zeigen, wie vielfältig und zugleich einfach Engagement gegen Judenhass sein kann. Das dichte Netzwerk an Initiativen, jüdischen Gemeinden, an bundesweiten Organisationen und lokalen Institutionen setzt damit ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und für eine demokratische und offene Gesellschaft.
Sichtbar im ganzen Land: Plakatkampagne
Parallel zur Veranstaltungsreihe zeigt die bundesweite Plakatkampagne „Jetzt du! Wir zusammen.“, wie jeder und jede Antisemitismus etwas entgegensetzen kann. An 1.200 Standorten in 36 Städten – darunter Berlin, München, Frankfurt am Main, Halle (Saale) und Bonn – thematisieren die Plakate, was gegen Antisemitismus getan werden kann – ob im Bus, an der Hauswand oder im Netz. Die Materialien und Kampagnenelemente stehen online zur Verfügung: aktionswochen-gegen-antisemitismus.de
Die Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus sind ein Projekt der Amadeu Antonio Stiftung in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum und werden gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus.