Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Leerstellen bleiben nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen

„Auch 20 Jahre danach gibt es noch viele Leerstellen“, so Thomas Prenzel von der Uni Rostock. Er ist einer der Wissenschaftler, der mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung eine Studie über den Kontext, die Dimensionen und die Folgen der rassistischen Gewalt des Pogroms in Rostock Lichtenhagen im August 1992 herausgegeben hat. Nach seiner Einschätzung wurde der Brandanschlag auf die Unterkunft von Asylsuchenden und dem Wohnheim von Vietnamesen zwanzig Jahre danach „verdrängt, relativiert und instrumentalisiert“.

Hierfür ist unter anderem die mangelhafte Gedenkkultur ein Zeichen. Es fehlen öffentliche Gedenkstätten oder Ausstellungen, vielmehr unterliegt das Gedenken an die Überfälle Phasen wie aktuell durch das Datum des 20. Jahrestages. Trotz der Vorhersehbarkeit und der Ankündigungen im Vorfeld der Eskalation hat bis heute von offizieller Seite keine juristische Aufarbeitung der Geschehnisse und des verheerenden Polizeieinsatzes stattgefunden. Auch die damalige Zielgruppe der Angreifer, die als «Zigeuner» bezeichneten Roma, fänden bis heute keine Stimme in der Öffentlichkeit, so Mitautor Roman Guski.

Einschränkung des Grundrechts auf Asyl

In der Studie wird ebenfalls auf den Zusammenhang der Ausschreitungen in Rostock und der anschließenden Einschränkung des Grundrechts auf Asyl im Bundestag wenige Wochen später aufmerksam gemacht. Die legalen Möglichkeiten zur Einwanderung wurden massiv beschränkt. Gleichzeitig veränderte die Zustimmung der SPD zu dieser Gesetzesänderung das Klima in der breiten Öffentlichkeit. Rostock-Lichtenhagen wurde zu einem Symbol der Diskursverschiebung im gerade wiedervereinten Deutschland.

 

Die Broschüre zum Herunterladen finden Sie hier

Von Beeke Melcher, 21. August 2012

Weiterlesen

20180919-Sachsen-verlassen-1280x720_Kundgebung Chemnitz
Kommentar

Chemnitz-Urteile: Bankrotterklärung für den Rechtsstaat

Sieben Jahre nach den rechtsextremen Gewaltexzessen von Chemnitz kommen die Angeklagten vor Gericht mit Freisprüchen und Einstellungen davon. Polizei und Justiz behandeln schwere politische Gewaltstraftaten wie Bagatelldelikte. Das verhöhnt die Opfer und ermutigt rechte Täter – nicht zum ersten Mal.

ostmullen-3jpg
Analyse

„Ostmullen“: Wie junge Frauen zum rechten Lifestyle-Phänomen werden

Der Social-Media-Trend #Ostmullendienstag zeigt junge Frauen, die rechte Codes inszenieren – und von Männern sexualisiert kommentiert werden. Was harmlos wirkt, ist Teil einer Strategie: antifeministische Frauenbilder als Lifestyle-Angebot. Bereits die Verwendung des Begriffs „Ostmulle“ verrät die misogyne Schlagseite: „Mulle“ ist eine abwertende Bezeichnung für Frau, „Ostmulle“ spielt zusätzlich auf eine ostdeutsche Herkunft an.

Bleib informiert!

Melde dich jetzt zum Newsletter an und verpasse keine unserer nächsten Publikationen!

Schön, dass du dich für unsere Publikation interessierst! In unserem monatlichen Newsletter erhältst du spannende Einblicke in den Alltag demokratischer Zivilgesellschaft und in unsere Arbeit.
Publikation bestellen Publikation lesen