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Menschenwürde verteidigen! 304 geförderte Projekte bundesweit kämpfen 2025 für Demokratie

Die demokratische Zivilgesellschaft steht bundesweit unter Druck, Angriffe und Diffamierungen haben sich in 2025 weiter zugespitzt. Engagierte Menschen bleiben trotzdem stabil und kämpfen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus – für die Werte des Grundgesetzes und eine lebendige Demokratie. Die Amadeu Antonio Stiftung fördert und unterstützt sie dank zahlreicher Spender*innen.

Diffamierungen, Angriffe, Kürzungen öffentlicher Fördermittel – 2025 war für viele zivilgesellschaftliche Initiativen mit Herausforderungen verbunden. Dabei brauchen wir ihre Arbeit mehr denn je: Rechtsextreme Einstellungen treffen auf immer mehr Zustimmung und führen dazu, dass Gewalt in allen Bundesländern spürbar zunimmt. Desinformation, Verschwörungserzählungen und Antisemitismus gehören zu unserem Alltag – ebenso wie ein rassistischer Normalzustand, der Abschiebungsforderungen genauso befeuert wie Debatten, die ganze Bevölkerungsgruppen abwerten und diskriminieren.

Deshalb ist ganz klar: Der Kampf für Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit, Minderheitenschutz und die plurale Gesellschaft bleibt alternativlos. 2025 haben wir bundesweit 304 Projekte der demokratischen Zivilgesellschaft gefördert, die – ganz im Sinne des Grundgesetzes – nicht „neutral“ zuschauen, sondern aufklären, sensibilisieren, entkräften, gedenken, Begegnungsräume schaffen, Netzwerke bilden, Sicherheit gewährleisten und Alternativen bieten.

Solidarität ist Resilienz! Wir danken allen Engagierten in den Projekten und Initiativen für ihre Energie, ihre Kreativität und ihren Mut.

2025 haben uns deutlich mehr Förderanträge erreicht als je zuvor. Denn während sich immer mehr Menschen gegen die Bedrohungen der Demokratie engagieren, schrumpfen öffentliche Förderprogramme. Unsere Kleinprojekteförderung kann Kürzungen durch Bund, Länder und Kommunen nicht kompensieren. Sie ermöglicht es aber, in kleinen Orten und ländlichen Räumen wirksam und nachhaltig auf konkrete Konflikte und Probleme zu reagieren, Ideen umzusetzen und Menschen in Kontakt und ins Handeln zu bringen.

Diese Projekte stehen beispielhaft für das vielfältige, kraftvolle und kreative Engagement:

Sonneberg zeigt Haltung! Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis aus Kirchengemeinden, Gewerkschaften, demokratischen Parteien und Vereinen engagiert sich entschlossen, u.a. mit Demokratiefesten, Pluralität und Vielfalt, in dem Landkreis, der als erster einen AfD-Landrat bekam.

In Ostdeutschland finden gewaltbereite rechtsextreme Jugendgruppen immer mehr Anhänger*innen. Kampfsport spielt für die Rechtsextremen dabei eine entscheidende Rolle und ist Mittel für Rekrutierung, Vernetzung und Professionalisierung der Gewalt. Der Chemnitzer Sportverein Athletic Sonnenberg e.V. vermittelt Trainer*innen und Gymbetreiber*innen Wissen und praxiserprobte Strategien, damit Rechtsextreme keine Chance haben, Gyms oder Vereine zu vereinnahmen. Ihr Bildungsprojekt stärkt die Resilienz der Kampfsportszene in Chemnitz und der Region.

Im hessischen Weilburg entstand ein neuer Demokratietreffpunkt, der Menschen über alle Gruppen, Milieus und Altersklassen hinweg in Kontakt bringt und einen geschützten Raum zur Auseinandersetzung mit Kontroversen, Verschwörungserzählungen und gesellschaftlichen Krisen bietet. Der Verein Weilburg erinnert e.V. fördert mit Diskussionsveranstaltungen und Workshops das Bewusstsein für Solidarität und eine demokratische Debattenkultur.

In Demmin in Mecklenburg-Vorpommern treffen sich jedes Jahr am 8. Mai Rechtsextreme zu einem Fackelmarsch. Engagierte rund um den Demminer Bürger e.V. und das Aktionsbündnis 8. Mai stellen sich den Nazis mit einem großen Demokratiefest entgegen und widersprechen der geschichtsrevisionistischen Propaganda. Dabei werden sie von Demokrat*innen aus Rostock, Hamburg und weiteren Städten unterstützt.

Gegenwind – Fonds gegen Rechtsextremismus

105 Projekte, die sich in Ostdeutschland gegen rechtsextreme Menschenfeindlichkeit stark gemacht haben, wurden im Rahmen des Gegenwind – Fonds gegen Rechtsextremismus gefördert: Hunderte Menschen haben, meist ehrenamtlich, Demokratiefeste und Festivals organisiert, Begegnungsräume aufgebaut, Kampagnen gestartet, über die Folgen von Rechtsextremismus und Rassismus aufgeklärt, Menschen mit Rassismuserfahrungen empowert und sich klar gegen soziale Kälte positioniert. Die meisten Projekte wurden in Sachsen und Brandenburg umgesetzt.

Regenbogenschutzfonds

2025 kam es in Deutschland bei fast jedem zweiten CSD zu Angriffen und Störungen, fast die Hälfte davon ging von organisierten Rechtsextremen aus. Deren Mobilisierung hat ein neues Niveau an Professionalität erreicht: Queerfeindlichkeit ist zentraler Bestandteil ihrer Strategie gegen Demokratie und Vielfalt. Weil Behörden die Bedrohungslage teils unterschätzten, haben wir in Zusammenarbeit mit Campact den Regenbogenschutzfonds ins Leben gerufen. Mit 100.000 Euro wurden über 50 CSDs gezielt gefördert. Dadurch konnte die akute Bedrohungslage verringert werden.

CSD Grevesmühlen: „Durch den Regenbogenschutzfonds konnten wir den Schutz queerer Menschen gewährleisten, wo die Polizei es nicht konnte, wie zum Beispiel in den Zügen von und nach Grevesmühlen.”

CSD Plauen: „Durch den Schutzfonds […] haben wir einen Grundstein für langfristige, selbstorganisierte Unterstützungsmaßnahmen für (queere) Veranstaltungen in Plauen gelegt.“

CSD Zwickau: „Die Förderung hat unsere Veranstaltung erst ermöglicht. Wir konnten Menschen eine Bühne geben, deren Stimme im Alltag nicht erhört, denen sie teils ganz abgesprochen wird.“

CSD Halle/Saale: „Auch in diesem Jahr waren wir mit rechten Gegenprotesten und Störaktionen konfrontiert. Durch den Regenbogenschutzfonds konnten wir für einen störungsfreien Ablauf unserer Veranstaltung sorgen […] und unsere queerpolitischen Forderungen auf die Straße tragen.“

CSD Koblenz: „Die Förderung hat uns ermöglicht, durch das Engagieren einer Security ein im Vergleich zum Vorjahr deutlich engeres Sicherheitsnetz auf dem Platz herzustellen. […] So konnten einige Situationen sofort erkannt und entschärft werden. […] Zudem bewerten wir das präsente Auftreten der Security bereits als große Abschreckung gegenüber möglichen Störer*innen.“

CSD Freiberg: „Wir konnten unseren Ordner*innen eine Aufwandsentschädigung zahlen. Da uns dieses Jahr eine rechtsextreme Gegendemonstration in Sicht- und Hörweite gefolgt ist, war ihre Arbeit besonders wichtig.“

Wir bedanken uns bei allen Spender*innen und der Bürgerbewegung Campact, die sowohl den Gegenwind-Förderfonds als auch den Regenbogenschutzfonds möglich gemacht haben.

Weitere 147 Projekte engagierten sich bundesweit gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus

Unsere reguläre Förderung war erneut ebenfalls stark nachgefragt und verzeichnete hohe Antragsahlen. Bis zu 2.500 EUR konnten Initiativen aus allen Bundesländern beantragen, die sich für eine kritische Erinnerungskultur an den Holocaust und weitere Verbrechen des Nationalsozialismus oder rechtsextreme und rassistische Morde nach 1945 einsetzten, gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus aktiv wurden und Betroffene von Gewalt schützten.

Wir freuen uns, dass wir im Vergleich zu 2024 deutlich mehr Projekte aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz fördern konnten, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus vor Ort eingesetzt haben – die Ergebnisse der Bundestagswahlen haben einmal mehr gezeigt, dass rechtsextreme Normalisierungsprozesse nicht auf ostdeutsche Bundesländer beschränkt bleiben.

Sicherheitsmaßnahmen

Uns haben in diesem Jahr über die CSDs hinaus viele Anträge für Sicherheitsmaßnahmen erreicht. Ein deutliches Zeichen dafür, dass rechtsextrem motivierte Angriffe auf die Arbeit der demokratischen Zivilgesellschaft zunehmen und Bedarfe nach Security für Veranstaltungen, Schulungen, Resilienz-Beratungen, Anschaffungen von Sachmitteln (z.B. Walkie-Talkies, Schutzfolien für Fensterfronten) oder Supervisionen nach Angriffen sehr groß sind. Dank Spenden konnten wir Sicherheitsmaßnahmen für 26 Projekte in Chemnitz, Biesenthal, Laage, Dresden, Burgdorf, Veilsdorf, Magdeburg, Görlitz, Torgau, Neustadt an der Weinstraße, Langenhagen, Werdau, Sonneberg, Apolda, Erfurt, Zwenkau, Halle, Magdeburg, Grimma, Strausberg und in weiteren Orten finanzieren.

Die folgenden Beispiele zeigen den Ideen- und Methodenreichtum der geförderten Projekte:

Seit dem Massaker der Hamas am 07. Oktober 2023 und dem Beginn des Gaza-Krieges nehmen Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit zu. Diskurse werden extrem polarisiert geführt. Die LAG politisch kulturelle Bildung Sachsen e.V. hat Fachaustausche organisiert, die politische Bildner*innen in Sachsen zusammengebracht und Räume eröffnet haben, in denen konfliktbeladene Themen mit Empathie für die Perspektiven von Betroffenen besprochen wurden. So entwickelten sich neue Ansätze für eine rassismus- und antisemitismuskritische Bildungsarbeit in Sachsen.

Kurz vor dem Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlages lud die Initiative 19. Februar Hanau zu einer Veranstaltung in Hanau ein, um der Ermordeten zu gedenken und über die gemeinsamen Kämpfe für eine vollständige Aufarbeitung zu sprechen. Angehörige und Überlebende teilten ihre Gedanken, Emotionen und Hoffnungen. Trotz und wegen Behördenversagens und fehlender Konsequenzen gegenüber den Verantwortlichen macht die Initiative eine zivilgesellschaftliche Aufarbeitung und ein würdiges Erinnern möglich.

Da viele junge Menschen in Magdeburg kaum Wissen über die Lebensrealitäten von Migrant*innen in der DDR haben, hat der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt das Projekt REAL*TALK Ost entwickelt. Hier kamen Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichten aus verschiedenen Generationen zusammen, um ihre Geschichten und Erfahrungen zu teilen und Ideen für eine gerechtere und offenere Gesellschaft zu formulieren.

An einer Mittelschule im bayrischen Nersingen kam es zu rassistischen Diskriminierungen durch Schüler*innen. Die Schulleitung organisierte ein Anti-Rassismus-Training für die betreffenden Jahrgangsstufen. Die Schüler*innen lernten, Denk- und Handlungsmuster kritisch zu reflektieren und Handlungsstrategien für mehr Zivilcourage im Schulalltag zu entwickeln.

Alle geförderten Projekte 2025 sind hier einsehbar.

Ausblick 2026 – Räume schaffen, resilient bleiben

Demokratische Räume, in denen Menschen auf Augenhöhe und ohne menschenfeindliche Ideologie miteinander in Austausch kommen, stehen unter Druck – in Ostdeutschland und immer häufiger auch im Westen. Die demokratische Zivilgesellschaft sieht sich weiterhin mit Fördermittelkürzungen, kleinen Anfragen und Diffamierungsstrategien konfrontiert, die mit Falschinformationen zum angeblichen „Neutralitätsgebot“ darauf abzielen, Gemeinnützigkeit und Daseinsberechtigungen von Vereinen und Initiativen in Frage zu stellen.

Die kommenden Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt stellen für engagierte Demokrat*innen in beiden Bundesländern eine weitere Herausforderung dar. Wir alle sind gefordert, bundesweit und insbesondere in Ostdeutschland dabei mitzuhelfen, demokratische Kerne zu erhalten und neue Räume entstehen zu lassen – gerade dort, wo AfD-Regierungsbeteiligungen auf Kommunal- oder Landesebene nicht auszuschließen sind.

Demokratie verteidigen heißt, Menschen Gestaltungsmöglichkeiten, Räume und Rückhalt zu geben! Wichtig sind diese Räume besonders für diejenigen, die Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus, Queerfeindlichkeit und weiteren Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ausgesetzt sind und für die Ausgrenzung und Gewalt schon zum Alltag gehören.

  • Wir werden den Gegenwind – Förderfonds gegen Rechtsextremismus 2026 fortführen und damit dazu beitragen, dass in kleinen und mittelgroßen Städten und in ländlichen Regionen demokratische Räume erhalten bleiben und neu entstehen.
  • Wir werden noch intensiver daran arbeiten, Initiativen dringend notwendige Mittel für Sicherheitsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen – mehr Resilienz für CSDs und alle anderen, die bedroht und angegriffen werden.
  • Der allgemeine Fonds der Amadeu Antonio Stiftung wird bundesweit Projekte fördern, die kritische Erinnerungskulturen pflegen, Kontinuitäten benennen, Perspektiven und Empowerment von Betroffenen in den Mittelpunkt stellen und Antisemitismus, Rassismus, Antifeminismus und andere Formen gruppenbezogener Menschlichkeit bekämpfen.

2025 haben wir über 620.000 Euro zur Verfügung stellen können. Um unsere Förderung bundesweit fortsetzen zu können, benötigen wir deine Spende! Hilf mit, die Demokratie zu verteidigen!

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Die Lücke in Thüringen schließt sich: Der Erfolg externer Untersuchungen von Todesopfern rechter Gewalt

Ein neues Gutachten belegt, dass erheblich mehr Menschen in Thüringen in Folge rechter Gewalt ums Leben kamen, als bisher staatlich anerkannt. Am 20. November übergab Innenminister Georg Maier dem Landtag den Abschlussbericht der Untersuchung. Insgesamt zehn Todesfälle werden von den Wissenschaftler*innen als politisch rechts motiviert eingestuft und ihre staatliche Anerkennung als solche empfohlen.

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