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700 Meldungen in einem Monat: Meldestelle macht Antifeminismus sichtbar

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Berlin, 07.03.2023. Die bundesweite zivilgesellschaftliche Meldestelle für antifeministische Vorfälle, die am 1. Februar 2023 den Betrieb aufgenommen hat, trifft einen Nerv: antifeminismus-melden.de macht durch das große mediale Interesse und gesellschaftliche Debatten das Thema Antifeminismus als Demokratiegefährdung öffentlich sichtbar. Welche Leerstelle sie mit ihrem Unterstützungsangebot schließt, zeigt sich aber vor allem in den Meldungen von Betroffenen.

„Die Anzahl der Meldungen übersteigt unsere Erwartungen und es zeigt deutlich, wie hoch der Bedarf ist: innerhalb eines Monats sind mehr als 700 verifizierte Meldungen eingegangen“, erklärt die Initiatorin der Meldestelle, Judith Rahner von der Amadeu Antonio Stiftung. Ein Drittel der eingegangenen Meldungen bezieht sich dabei direkt auf Antifeminismus als organisierte politische Bewegung, ein Drittel auf Sexismus und geschlechtsbasierte Gewalt und das letzte Drittel sind sexistische, rassistische und transfeindliche Hassbotschaften gegen die Meldestelle und ihre Mitarbeitenden selbst.

„Wir erhalten beispielsweise Meldungen aus Verwaltungen, von Gleichstellungsbeauftragten und von Mitarbeiter*innen aus Frauenberatungsstellen, die im Rahmen ihrer Tätigkeiten bedroht werden. Wir haben Meldungen von Lokalpolitiker*innen, die aufgrund ihrer politischen Arbeit sexistischen Diffamierungen ausgesetzt sind und von Journalist*innen, deren Kommentarspalten systematisch mit vulgären, sexistischen Inhalten geflutet werden, wenn sie über frauenpolitische Themen berichten“, so Rahner weiter.

Bei durchschnittlich jeder fünften Meldung äußern Betroffene einen Beratungswunsch. Dazu treten Projektmitarbeitende per Mail in Kontakt, klären Bedarfe und verweisen in der Regel auf fachspezifische Beratungsstellen vor Ort. Aktuell sind das vor allem Frauenberatungs- und Antidiskriminierungsstellen. Viele Nutzer*innen haben Bedarf an einer Auseinandersetzung damit, wie mit antifeministischen Angriffen und menschenfeindlichen Argumentationen im digitalen Raum umgegangen werden kann.

Die Meldungen zeigen, dass Betroffene zur Zielscheibe von Anfeindungen und Hass werden, wenn sie sich für feministische Anliegen, für Selbstbestimmung oder die Umsetzung von Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit einsetzen oder wenn sie sich gegen die Bekämpfung von Sexismus engagieren.

Die Meldungen kommen wenig überraschend, denn sie decken sich mit der jahrelangen Beratungsarbeit der Amadeu Antonio Stiftung in dem Themenfeld: Politisch und ehrenamtlich aktive Frauen, die sich kommunalpolitisch bzw. gleichstellungspolitisch engagieren, sind spezifischen Formen von Gewalt ausgesetzt. Neben politisch motivierten Angriffen, die auch ihre männlichen Kollegen betreffen, beziehen sich Anfeindungen und Angriffe auf ihr Frausein und sind oftmals von antifeministischen Einstellungen bis hin zu offenem Frauenhass motiviert. Dazu gehören dann sexistische Kommentare über das Aussehen und Gewicht bis hin zu Vergewaltigungs- und Todesdrohungen. Dieses systemische Problem, das in letzter Konsequenz Betroffene aus dem demokratischen Diskurs drängen soll, wird mit der Meldestelle Antifeminismus erstmals umfassend sichtbar gemacht. Betroffene dürfen mit dieser Bedrohung nicht allein gelassen werden, sondern es braucht lange überfällige Antworten auf gesamtgesellschaftlicher Ebene, wie die systematische Erfassung geschlechtlich motivierter Straftaten und ihre Anerkennung als Form der politisch motivierten Kriminalität.

Zum Projekt:

Die Meldestelle ist Teil des Verbundprojekts „Antifeminismus begegnen – Demokratie stärken“ der Amadeu Antonio Stiftung, des Gunda Werner Instituts und Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.. Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“  gefördert.

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