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Erste bundesweite Meldestelle zu Antifeminismus geht online

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Berlin, 01.02.2023. Antifeminismus äußert sich vielfältig. In sexistischen Anfeindungen und körperlichen Angriffen sowie in organisierten Kampagnen gegen Gleichstellung und geschlechtliche Selbstbestimmung. Erstmals wird hierzu eine zivilgesellschaftliche Meldestelle bundesweit Vorfälle sammeln und dokumentieren. Unter www.antifeminismus-melden.de können ab sofort Erfahrungen mit antifeministischen Angriffen gemeldet werden. Die Amadeu Antonio Stiftung dokumentiert, berichtet und sensibilisiert für eine unterschätzte Bedrohung unserer Demokratie.

Ein stadtbekannter Rechtsextremer in Brandenburg verlangt Einlass zu einer Veranstaltung einer örtlichen Fraueninitiative, die nur für Frauen ausgeschrieben ist. Als ihm der Zutritt verwehrt wird, bedroht er die Amtsspitze und beleidigt den Verein auf Facebook. Im Stadtrat einer westdeutschen Kleinstadt wird die Abschaffung der Gleichstellungsbeauftragten gefordert und der Antrag zum Frauenhaus mit rassistischen und persönlichen Angriffen unterbrochen. Nach der Sitzung wird die Gleichstellungsbeauftragte von mehreren Personen aus dem Auto heraus bedroht und eingeschüchtert. Die Eröffnung einer Dortmunder Tagesklinik, in der Abtreibungen vorgenommen werden, wird mit massiven Drohungen begleitet. Ein verteilter Flyer bedroht eine Ärztin namentlich und nimmt direkten Bezug auf Brandanschläge gegen Kliniken in den USA.

„Antifeminismus zeigt sich in verschiedenen Formen und ist gezielte Strategie“, sagt Judith Rahner, Leiterin der Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung. „Vor allem Frauen und queere Menschen in Politik und Zivilgesellschaft werden bedroht und angegriffen. Sie sollen eingeschüchtert und mundtot gemacht werden. Ihr Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit und Gleichberechtigung wird behindert und zurückgedrängt. Das ist zutiefst demokratiegefährdend.“

Die Furcht vor Bedrohungen und Angriffen begleitet den Alltag und die zivilgesellschaftliche Arbeit von Einzelpersonen, Verbänden und Initiativen. Die Herausforderungen sind groß, denn Antifeminismus und „Anti-Gender“-Rhetorik machen rechtes, reaktionäres Gedankengut in der Mehrheitsgesellschaft salonfähig und fördern gewaltsame Übergriffe. Laut der Leipziger Autoritarismus-Studie 2022 hat jeder dritte Mann (33%) und jede fünfte Frau (19%) in Deutschland ein geschlossen antifeministisches Weltbild. Zwar wurde die polizeiliche Erfassung von Straftaten zum 1. Januar 2022 durch das Unterthema „frauenfeindlich“ ergänzt, doch viele Vorfälle werden nicht als antifeministisch erkannt und bisher nicht systematisch erfasst – auch weil viele unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen. Die zivilgesellschaftliche Meldestelle Antifeminismus will dieses Dunkelfeld erhellen.

Antifeministische Zustände aufzeigen und Betroffene unterstützen

Die Webseite www.antifeminismus-melden.de bietet neben der Möglichkeit, unkompliziert Meldungen vorzunehmen, weiterführende Informationen zum Begriff Antifeminismus und liefert Beispiele dafür, wie antifeministische Vorfälle aussehen können. Die Ergebnisse der Dokumentation und Auswertung werden anonymisiert und zukünftig in Form eines jährlichen Lagebildes veröffentlicht. Jede Person und vor allem Betroffene, die Meldungen vornehmen, können direkt angeben, ob sie darüberhinausgehende Beratung und Informationen zu Unterstützungsangeboten wünschen. Die Meldestelle Antifeminismus arbeitet eng zusammen mit Expert*innen und Unterstützungsstrukturen für Betroffene von rechter, rassistischer, antisemitischer und queerfeindlicher Gewalt sowie mit Gleichstellungs- und Frauenberatungsstellen.

Zum Projekt:

Die Meldestelle ist Teil des Verbundprojekts „Antifeminismus begegnen – Demokratie stärken“ der Amadeu Antonio Stiftung, des Gunda Werner Instituts und Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.. Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“  gefördert.

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