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Jüdisches Leben in Rheinland-Pfalz durch zunehmenden Antisemitismus massiv bedroht – Amadeu Antonio Stiftung veröffentlicht Lagebild zum Antisemitismus in Rheinland-Pfalz         

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Berlin, 10.06.2020. Jüdinnen und Juden in Rheinland-Pfalz fühlen sich durch den zunehmenden Antisemitismus massiv bedroht. Das ergibt das „Zivilgesellschaftliche Lagebild Antisemitismus Rheinland-Pfalz“, das die Amadeu Antonio Stiftung heute veröffentlichte. Die Stiftung fordert die Landesregierung auf, die zivilgesellschaftlichen Strukturen im Kampf gegen Antisemitismus dringend zu stärken.

Die jüdische Perspektive auf den wachsenden Antisemitismus in Rheinland-Pfalz ist erschütternd: Viele Jüdinnen und Juden tragen in der Öffentlichkeit keine religiösen Symbole mehr, auch auf rheinland-pfälzischen Schulhöfen ist „Jude“ ein Schimpfwort. Im digitalen Raum werden Jüdinnen und Juden besonders stark mit antisemitischen Anfeindungen konfrontiert.

In Rheinland-Pfalz ist die Zahl antisemitischer Straftaten im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr von 32 auf 50 erschreckend stark gestiegen. Das belegen die Zahlen des Kriminalpolitischen Meldedienstes in Fällen politisch motivierter Kriminalität. Der Beauftragte der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Dieter Burgard, betont: „Der Anstieg führt uns vor Augen, dass der Kampf gegen den Judenhass eine langfristige, zähe Herausforderung ist. Die Verbreitung von Verschwörungsmythen zeigt, wie anfällig viele Menschen für antisemitische Denkstrukturen sind.“

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie kommen verstärkt antisemitische Verschwörungsmythen hinzu. Die Behauptung, eine mächtige, raffgierige Elite habe das Corona-Virus erfunden, um eine globale Diktatur zu errichten, mündet in Antisemitismus und NS-Vergleichen.

Die Vorstandsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, stellt fest: „Die Corona-Krise macht die weitreichende Verbreitung von – in Teilen stark antisemitischen – Verschwörungsmythen sichtbar. Der Antisemitismus ist ohne Zweifel das Betriebssystem jedes verschwörungsideologischen Programms.“

Das Lagebild verdeutlicht die zunehmende, spektrenübergreifende Bedeutung des israelbezogenen Antisemitismus. Sowohl die im pfälzischen Weidenthal ansässige Neonazi-Partei „Der III. Weg“ als auch in Rheinland-Pfalz aktive, pro-palästinensische Organisationen unterstützen die antisemitische BDS-Kampagne. „Sie sprechen Israel das Existenzrecht ab und hoffen, dass der Staat alsbald von der Landkarte verschwindet. Wer heutzutage gegen Israel polemisiert, meint ‚die‘ Juden“, betont der Vorsitzende des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz, Avadislav Avadiev.

Das Lagebild ist das Ergebnis landesweiter Fachgespräche, die die Amadeu Antonio Stiftung im vergangenen Jahr unter Schirmherrschaft des Beauftragten der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Dieter Burgard, und in Kooperation mit dem Demokratiezentrum Rheinland-Pfalz durchführte.

Das „Zivilgesellschaftliche Lagebild Antisemitismus Rheinland-Pfalz“ finden Sie unter www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/zivilgesellschaftliches-lagebild-antisemitismus-rheinland-pfalz, die Lagebilder zum Antisemitismus in Baden-Württemberg und Sachsen, die ebenfalls heute veröffentlicht wurden, sind als PDF-Datei unter www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen abrufbar. Um die Lagebilder als kostenlose Print-Ausgaben zu erhalten, schreiben Sie bitte eine Mail an: aktionswochen@amadeu-antonio-stiftung.de

Die „Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus“ der Amadeu Antonio Stiftung finden in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum statt. Das vorliegende Lagebild wurde durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert.

Kontakt für Rückfragen:
Viola Schmidt, Pressereferentin der Amadeu Antonio Stiftung
030/240 886 16 | viola.schmidt@amadeu-antonio-stiftung.de

Über die Amadeu Antonio Stiftung:
Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Die gemeinnützige Stiftung steht unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Thierse.

          

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