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Offener Brief nach Eis-Boykott in Israel: Amadeu Antonio Stiftung beendet Zusammenarbeit mit Ben & Jerry’s

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Berlin, 27.07.2021. Nach der Entscheidung des Unternehmens Ben & Jerry’s, den Verkauf ihrer Produkte im Westjordanland und in Ostjerusalem zu beenden, wendet sich die Amadeu Antonio Stiftung mit einem offenen Brief an das Unternehmen. Darin kritisiert die Stiftung die einseitige Parteinahme im Konflikt, die israelbezogenem Antisemitismus unter dem Deckmantel vermeintlicher Israelkritik Vorschub leistet. Die Stiftung fordert das Unternehmen auf, die Entscheidung rückgängig zu machen und bietet an, dazu ins Gespräch zu gehen. Unter den gegebenen Umständen sieht sich die Stiftung dazu gezwungen, die Kooperation mit dem Unternehmen nach mehr als fünf Jahren zu beenden.

In dem offenen Brief bringt die Stiftung ihr Unverständnis zum Ausdruck, dass Ben & Jerry’s mit dem Boykott der Linie der antisemitischen Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) folgt. Diese Boykottbewegungen legen an den demokratischen Staat Israel grundlegend andere Maßstäbe als bspw. an das Terrorregime der Hamas oder das korrupte System der Fatah. Boykottbewegungen dämonisieren und delegitimieren den Staat Israel und verbreiten damit israelbezogenen Antisemitismus. Die Boykottbewegung BDS begrüßte die Entscheidung des Unternehmens öffentlich.

Unter dem Deckmantel der “Israelkritik” wird Hass verbreitet, der das Klima gegen Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt vergiftet. In dem offenen Brief kritisiert die Amadeu Antonio Stiftung das Unternehmen für die einseitige Parteinahme bei gleichzeitigem Schweigen zu den antisemitischen Ausbrüchen.

“Immer wenn der Konflikt zwischen Israel und der Hamas wieder aufflammt, entbrennt eine Welle antisemitischer Anfeindungen und Gewalt überall auf der Welt. Diejenigen, die diese Hetze vorantreiben, rechtfertigen sich mit dem Scheinargument, sie würden sich lediglich gegen die Politik Israels richten. Mit der Boykott-Entscheidung stärkt Ben & Jerry’s diesen Positionen den Rücken”, erklärt Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

Die Stiftung weist das Unternehmen darauf hin, dass ein solcher Boykott nichts bewirkt und lediglich eine symbolische Handlung darstellt, die den Friedensprozess nicht voran bringt und den Palästinensern das Leben nicht erleichtert.

“Mit Ben & Jerry’s verbindet uns eine lange und gute Partnerschaft für eine inklusive und vielfältige Gesellschaft. Doch ein Unternehmen, das sich für die universellen Menschenrechte einsetzt, kann nicht gleichzeitig blind sein für den Antisemitismus, der sich als Israelkritik tarnt und diesen auch noch befeuern”, erklärt Anetta Kahane. „Eine Partnerschaft ist für uns nur möglich, wenn wir diese Grundsätze teilen.”

Die Stiftung fordert Ben & Jerry’s auf, die Boykott-Entscheidung zu überdenken und bietet sich für klärende Gespräche an. Solange das Unternehmen seine Entscheidung nicht revidiert, sieht sich die Stiftung gezwungen, ihre Kooperation mit Ben & Jerry’s nach mehr als fünf Jahren zu beenden.

Gemeinsam klärten die Partner bei der Ben & Jerry’s-Sommertour 2016 in elf Städten über die Situation von Geflüchteten in Deutschland auf und unterstützten Projekte vor Ort mit ehrenamtlichen Aktionen der Ben & Jerry’s-Mitarbeiter:innen und -Fans. 2019/20 legten sie zusammen mit dem FC St. Pauli den “Melting Pott”-Fonds auf, aus dem mehr als 40 Projekte und Initiativen gefördert wurden, die sich für eine vielfältige und inklusive Gesellschaft stark machen.

Der offene Brief ist unter dem folgenden Link zu finden: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/an-ben-jerrys-ein-eis-boykott-schafft-keine-loesungen-sondern-schuert-hass-und-befoerdert-antisemitismus-72445/

 

Über die Amadeu Antonio Stiftung:
Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Die gemeinnützige Stiftung steht unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Thierse.

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