Völkischer Rechtsextremismus in Niedersachsen (2017)
Das Problem des völkischen Rechtsextremismus ist in vielen Regionen Deutschlands real. Der größte Sammelpunkt der Szene in Westdeutschland ist jedoch der Nordosten Niedersachsens. Hier lassen sich eine Vielzahl rechtsextremer Raumergreifungsversuche finden: Völkische Sippen haben hier ihre Höfe, völkische Vereine veranstalten in der Region Sonnenwendfeiern, Volkstanzfeste und Tagungen. Rechtsextreme Verlage veröffentlichen antisemitische Propaganda und schicken sie durch ganz Deutschland. Die Zeltlager völkischer Jugendbünde mit ihren Rasseschulungen und Wehrsportübungen finden hier statt. Rechtsextreme Aussteiger aus der städtischen Moderne suchen ihr Heil auf dem Land in der Idylle der »Volksgemeinschaft«.
In der Öffentlichkeit treten die völkischen Akteur*innen meist harmlos und »unpolitisch« auf. Tatsächlich aber folgen sie einem klar rassistischen, antisemitischen Weltbild und nutzen die Abgeschiedenheit des ländlichen Raums, um ihre Netzwerke zu festigen, zu erweitern und ihre Kinder zu Eliten in der rechtsextremen Szene zu erziehen. Nachbar*innen, Pädagog*innen und zivilgesellschaftlich Aktive sind oft unsicher, wie sie damit umgehen sollen.
Die Publikation „Die letzten von gestern, die ersten von morgen“? Völkischer Rechtsextremismus im Nordosten Niedersachsens untersucht diese Region erstmals genauer. Neben kurzen Überblicksdarstellungen zur Ideologie und Geschichte der völkischen Bewegung und einer Analyse der konkreten Situation im Nordosten Niedersachsens legt die Veröffentlichung besondere Schwerpunkte auf die Rolle der Frau in der Szene sowie die Themen Bildung und Erziehung. Gerade im Bildungsbereich gibt es erhöhten Beratungsbedarf, da oft in den Bildungseinrichtungen zuerst offenbar wird, dass Familien dieser Form des Rechtsextremismus anhängen.
Die Handreichung entstand in enger Zusammenarbeit mit Vertreter*innen lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen. Aus Gesprächen mit ihnen bündelt diese Broschüre das Wissen der Akteur*innen vor Ort und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf, die bei der Konfrontation mit Akteur*innen der völkischen Szene helfen können.