Weiter zum Inhalt

Rassismus in der Polizei – Was kann Zivilgesellschaft tun?

Polizist auf einer Demonstration © agfreiburg, cc

„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“. So lautet ein Grundsatz, den das Grundgesetz in seinem 3. Artikel festhält und der unser Miteinander bestimmen soll. Und weiter, dass niemand aufgrund seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt werden.

Die Realität sieht leider anders aus. Denn selbst diejenigen Behörden, die über die Einhaltung des Grundgesetzes wachen sollen, sind nicht frei von Rassismus. Erst 2012 hat das Verwaltungsgericht Koblenz das sogenannte „Racial Profiling“ für gesetzeskonform erklärt. „Racial Profiling“, oder auch „Ethnic Profiling“, bezeichnet die diskriminierende Praxis von Polizeibeamten, Menschen wegen deren Hautfarbe zu kontrollieren. „Beamte der Bundespolizei dürfen Reisende jedenfalls auf Bahnstrecken, die Ausländern zur unerlaubten Einreise oder zu Verstößen gegen das Aufenthaltsgesetz dienen, verdachtsunabhängig kontrollieren. Es ist ihnen bei Stichprobenkontrollen nicht verwehrt, die Auswahl der anzusprechenden Personen auch nach dem äußeren Erscheinungsbild vorzunehmen“, heißt es im Urteil.

Struktureller Rassismus: alltäglich – und legal

Damit haben die Richter den strukturellen Rassismus, den tagtäglich Menschen erleiden müssen, für legal erklärt. Dieser Entscheidung vorangegangen war die Klage eines Studenten, der sich überdurchschnittlich häufig von der Bundespolizei kontrolliert fühlte. Mit finanzieller Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung begleitet der Verein Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung e.V. seit dem letzten Jahr das Berufungsverfahren. Den Engagierten ist eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das alltäglich auftretende Problem wichtig – und eine Öffentlichkeit dafür herzustellen.

Auch in diesem Jahr setzt der Verein dieses Engagement fort und organisiert gemeinsam mit der Stiftung die Tagung „Struktureller/institutioneller Rassismus in der Polizei – Was können zivilgesellschaftliche Organisationen tun?“. Denn trotz des offenkundigen Versagens staatlichen Handelns im Kontext des NSU erfährt struktureller Rassismus bislang wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Bislang lenken weder politisch Verantwortliche noch die betreffenden Institutionen den Blick auf das Problem: Welche Schritte sind notwendig, um die fragwürdige Praxis genauer zu erkennen und eine schrittweise Auseinandersetzung zu ermöglichen?

Vernetzung und Gegenstrategien

Auf der Tagung werden Ergebnisse aus der Untersuchung des rassistisch motivierten Mordes an Stephen Lawrence aus England vorgestellt und diskutiert, welche Schritte gegen institutionellen Rassismus in der Polizei dort vorgenommen wurden – und durchaus erfolgreich waren. Die Tagung richtet sich an Vertreter/innen aus Nichtregierungsorganisationen und setzt sich zum Ziel, Handlungsstrategien für Deutschland zu entwickeln, mit denen das Problem effektiv und nachhaltig auf mehreren Ebenen thematisiert wird. Denn eine nachhaltige Bekämpfung von Rassismus innerhalb und außerhalb staatlicher Organisationen kann nur gelingen, wenn die Zivilgesellschaft hierzu an einem Strang zieht. Die Tagung ist daher der Auftakt einer längerfristigen Vernetzung und Professionalisierung, die BUG e.V. und Amadeu Antonio Stiftung gemeinsam angehen.

Die Vernetzungstagung ‚Struktureller/institutioneller Rassismus in der Polizei – Was können zivilgesellschaftliche Organisationen tun?‘ findet am 12. Juni 2013 im Haus der Demokratie und Menschenrechte in der Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin statt. Das vorläufige Programm und weitere Informationen finden Sie hier.

Foto: agfreiburg via flickr, cc

Weiterlesen

Rückblick Projekte
Gefördertes Projekt

Druck auf die Zivilgesellschaft: Aufgeben ist keine Option

Dass die Zivilgesellschaft „unter Druck“ steht, ist seit einiger Zeit überall zu hören. Was aber bedeutet es, sich in diesen Zeiten gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu engagieren? Wir haben in diesem Jahr über 300 Projekte gefördert. Einige dieser Träger haben wir gefragt, wie sie auf das Jahr 2025 zurückblicken und was sie sich für 2026 wünschen.

Projektförderung Bilanz 2025 Beitragsbild
Hier wirkt deine Spende

Menschenwürde verteidigen! 304 geförderte Projekte bundesweit kämpfen 2025 für Demokratie

Die demokratische Zivilgesellschaft steht bundesweit unter Druck, Angriffe und Diffamierungen haben sich in 2025 weiter zugespitzt. Engagierte Menschen bleiben trotzdem stabil und kämpfen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus – für die Werte des Grundgesetzes und eine lebendige Demokratie. Die Amadeu Antonio Stiftung fördert und unterstützt sie dank zahlreicher Spender*innen.

Bleib informiert!

Melde dich jetzt zum Newsletter an und verpasse keine unserer nächsten Publikationen!

Schön, dass du dich für unsere Publikation interessierst! In unserem monatlichen Newsletter erhältst du spannende Einblicke in den Alltag demokratischer Zivilgesellschaft und in unsere Arbeit.

    Mit dem Absenden des Formulars erkläre ich mich mit der Verarbeitung meiner Daten gemäß der Datenschutzerklärung einverstanden und erhalte den Newsletter. Ich kann meine Einwilligung jederzeit über den Abmeldelink im Newsletter widerrufen.

    Publikation bestellen Direkt zum PDF