Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Rechte Gewalt: „Bis heute finde ich es frustrierend wie die Entscheidung abgelaufen ist“

Mit dem Opferfonds CURA unterstützt die Amadeu Antonio Stiftung seit 2004 Betroffene rechter, rassistischer, antisemitischer und anderer vorurteilsmotivierter Angriffe mit finanziellen Mitteln – schnell und unbürokratisch. Der Fall von Herrn C. zeigt exemplarisch, was rechte Gewalt für die Betroffenen bedeutet und wie wichtig Unterstützung ist.

von Luisa Gerdsmeyer

Herr C. hat sich vor vier Jahren mit seinem Taxiunternehmen selbstständig gemacht hat. Eines nachts wartet er neben seinem Auto auf Kundschaft, als plötzlich zwei Männer auf ihn zulaufen, ihn rassistisch beschimpfen und beleidigen. Sie schlagen ihn mit einer Glasflasche brutal nieder, treten- und schlagen weiter auf ihn ein, als er bereits wehrlos am Boden liegt.

Seine Kolleg*innen bemerken die Tat erst, als C. schon schwere Verletzungen davon getragen hat. Die Täter können flüchten, bevor die Polizei eintrifft. Herr C. muss ins Krankenhaus eingeliefert und dort behandelt werden. Er erleidet eine Jochbeinfraktur, einen Kieferbruch und Verletzungen an Rücken und Nase. Da der Kieferbruch erst sehr spät erkannt wird, und eine Operation mit vielen Risiken verbunden wäre, hat er nach wie vor häufig mit heftigen Kopfschmerzen zu kämpfen. Die wiederkehrenden Schmerzen sind eine ständige Erinnerung an die Tat und das Gefühl, dem rassistischen Hass der Täter ausgeliefert zu sein. Auch psychisch hat das Erlebte Herrn C. stark mitgenommen. Bei seiner Arbeit, insbesondere in den Nachtschichten, begleiten ihn die Erinnerungen und die Angst vor einem erneuten Angriff. Seine ganze Familie fühlt sich durch den Angriff stark verunsichert, „da es natürlich jeden treffen könnte“, so Herr C.

Neben den körperlichen und psychischen Folgen bedeutet der Angriff für Herrn C. auch eine enorme finanzielle Belastung. Unmittelbar nach der Tat war er nicht in der Lage zu arbeiten und konnte seine Tätigkeit als Taxifahrer nur nach und nach wieder ausführen. Die finanzielle Belastung durch den Ausfall muss er aufgrund seiner Selbstständigkeit alleine tragen: Auch ohne Einnahmen müssen Rechnungen bezahlt und laufende Kosten beglichen werden. Der Opferfonds CURA unterstützte Herrn C. deshalb in der Zeit nach dem Angriff bei der Begleichung der anfallenden Kosten. Angesichts der vielschichtigen Folgen der Tat schaffte die Unterstützung des Opferfonds CURA ihm zumindest zeitweise eine Entlastung von den finanziellen Sorgen.

Die juristische Aufarbeitung war ein weiterer Schlag

Für viele Betroffene von rechter Gewalt ist es eine große Überwindung, nach der Tat Anzeige zu erstatten. Oft nehmen die Einschüchterungsversuche und Drohungen durch die Täter*innen zu, die Beschäftigung mit den häufig traumatisierenden Erfahrungen ist anstrengend und schmerzhaft. Herr C. nahm diese Belastung dennoch auf sich und erstattete Anzeige. Ein Täter konnte gefasst werden und wurde in Untersuchungshaft genommen. Doch C.‘s Hoffnung, dass zumindest einer der Täter zur Rechenschaft gezogen würde, wurde enttäuscht: Das Gerichtsverfahren endete in einem überraschenden und zermürbenden Freispruch.

So war auch die juristische Aufarbeitung der Tat für Herrn C. wie ein weiterer Schlag: „Es war leider nicht so wie ich es mir erhofft habe und das ganze war meiner Meinung nach nicht fair. Bis heute finde ich es frustrierend wie die Entscheidung abgelaufen ist.“, so C. Aufgrund des Freispruchs entstanden für ihn erneut zusätzliche Kosten, bei deren Begleichung ihn der Opferfonds CURA unterstützte und damit ein wichtiges Zeichen der Solidarität setzte. Durch die fehlende Anerkennung von erfahrenen Gewalttaten oder deren menschenfeindlicher Motivation erfahren Betroffene eine sekundäre Viktimisierung. Sie fühlen sich nicht ernstgenommen, das Vertrauen in Institutionen wie das Justizsystem und das eigene Gerechtigkeitsgefühl werden stark beschädigt. Dem stellt sich der Opferfonds CURA entgegen: Wir nehmen die Perspektive der Betroffenen ein, stellen uns solidarisch an ihre Seite und leisten schnelle und unbürokratische finanzielle Unterstützung.

 

Sie wollen Betroffene unterstützen? Mit einer Spende an den Opferfonds CURA ermöglichen Sie schnelle finanzielle Unterstützung für Betroffenen von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.

Weiterlesen

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.