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Neuerscheinung

Völkischer Rechtsextremismus im ländlichen Raum

»Völkisch«, »Volksverräter!«, »Umvolkung« – in den letzten Jahren drängt das »Volk« wieder stärker in die politische Öffentlichkeit. Völkische Rechtsextreme im ländlichen Raum verfolgen schon deutlich länger die Idee einer ethnisch homogenen Gemeinschaft, die sie in Siedlungsprojekten erproben. Eine Handreichung der Amadeu Antonio Stiftung ordent das Phänomen am Beispiel Niedersachen ein und gibt Handlungsempfehlungen.

Es sind die bekannten Kleinigkeiten, die die Stimmung im Dorf vergiften können. Wenn der ortsansässige, bundesweit bekannte Rechtsextremist sich morgens mit einer Flasche Korn, wie er in Norddeutschland gern getrunken wird, zur Sprechstunde beim ehrenamtlichen Bürgermeister anmeldet und mit diesem zusammen erstmal ein paar Kurze genehmigt. Dieser morgendliche Besuch ist ein paar Stunden später im ganzen Ort bekannt. Er vermittelt der Dorfgemeinschaft subtil, wer dazu gehört und wer nicht. Weniger subtil ist es, wenn das ganze Dorf zur germanischen Hochzeit mit großer Metverkostung eingeladen wird, selbstverständlich mit kostenlosem Essen und Trinken. Da wird von allen genau registriert, wer kommt und wer nicht.

Es sind diese Formen völkisch-rechtsextremer Raumergreifung, mit denen Kommunen im Nordosten Niedersachsens gegenwärtig zunehmend zu kämpfen haben. Das ist einerseits nicht neu, da die rechtsextreme Szene dort seit Jahrzehnten gut verwurzelt ist und sich Neonazis aus strategischen Gründen zunehmend auf ländliche Regionen konzentrieren: vermeintlich weniger Migration, naturnahe Lebensweise sowie Raum für unverdächtiges Engagement. Andererseits findet die Szene in wenigen Landschaften sonst so gute Ausgangsbedingungen vor.

Völkische Ideolog_innen geben sich nach außen nicht als Rechtsextreme zu erkennen. Daher sind Menschen, die mit ihnen in Kontakt kommen, oft unsicher, was sich hinter deren »traditionsbewusstem« Auftreten verbirgt. So erscheinen völkische Familien schnell als harmlose Einzelfälle, denen keine besondere Beachtung geschenkt werden müsse. Um verlässlich einschätzen zu können, ob eine Person der aktiven rechtsextremen Szene angehört, muss man sich mit dem Weltbild, das sie vertritt, auseinandersetzen.

Zahlreiche Anfragen, die die Amadeu Antonio Stiftung aus der Region in den letzten Jahren erreichten, haben uns gezeigt, dass es einer Handreichung bedarf, die über diese spezifische Ausformung des Rechtsextremismusvor Ort Auskunft gibt. So bietet die Analyse für alle Interessierten zunächst einen kurzen Einblick in die Geschichte und Ideologie der Szene. Anschließend stellen wir Fälle vor, in denen die völkische Szene vor Ort öffentlich sichtbar geworden ist. Sie zeigen, dass die Tradition völkischer »Sippen« im Nordosten Niedersachsens bis in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreicht. Die Masse an verschiedenen Organisationen  und Vereinen, die in der Region aktiv sind, verdeutlicht die Aktivität der Szene. Ein besonderer Schwerpunkt dieser Veröffentlichung liegt zudem auf der Rolle der Frau in der völkischen Szene sowie dem Thema Bildung und Erziehung.

Die Handreichung „Die letzten von gestern, die ersten von morgen? Völkischer Rechtsextremismus in Niedersachsen“ bündelt das Wissen der Akteur_innen vor Ort und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf, die bei der Konfrontation mit Akteur_innen der völkischen Szene helfen können. Und das eben nicht nur in Niedersachsen – sondern überall, wo Völkische Siedler_innen erkannt oder unsichtbar auftreten.

 

Die Handreichung kann bei der Amadeu Antonio Stiftung bestellt werden und unter dem Link unten heruntergeladen werden.

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