Seit über einem Jahr nun können Betroffene von Hassgewalt beim Berliner Soforthilfefonds finanzielle Unterstützung beantragen. Parteiisch, solidarisch, unterstützend und immer an der Seite der Betroffenen. Der Berliner Soforthilfefonds unterstützt Menschen, die aufgrund von ableistischen, antifeministischen, antisemitischen, rassistischen, LSBTI*-feindlichen oder wohnungslosenfeindlichen Bedrohungen oder Angriffen in Notlage geraten sind.
„Der höchste Bedarf an finanzieller Unterstützung geht aus von Menschen, die aufgrund von Mehrfachdiskriminierung verschiedenste Arten von Gewalt erfahren“, berichtet ein*e Projektmitarbeiter*in des Soforthilfefonds. Häufig wenden sich Menschen an den Fonds, die von verschiedenen Diskriminierungsformen gleichzeitig betroffen sind, wie zum Beispiel die trans* Sexarbeiterin, die wir aus Gründen des Opferschutzes mit G.N. abkürzen. G.N. wurde während ihrer Arbeit auf der Straße von einem Mann verbal und körperlich angegriffen. Die Beratungs- und Anlaufstelle Subway e.V. unterstützt trans* Sexarbeiter*innen mit Beratung, Versorgung der Grundbedürfnisse, einer ärztlichen Sprechstunde und Freizeitangeboten. Eine Mitarbeiterin von Subway e.V. hat G.N. ermutigt einen Antrag bei uns zu stellen, woraufhin sich G.N. an unsere Anlaufstelle gewendet hat. G.N. beschrieb, dass der Täter sie rassistisch, sexarbeiter*innenfeindlich und trans*-misogyn beschimpfte und als sie sich wehren wollte, wurde sie zusätzlich auch noch körperlich angegriffen. Beim Angriff wurde ihr Handy und ihre Kleidung beschädigt. Der Angriff hat sie sowohl psychisch als auch körperlich sehr belastet, sodass sie sich für einige Wochen nicht in der Lage sah, zu arbeiten. Oftmals abseits der öffentlichen Wahrnehmung stellen solche Fälle häufig die traurige Realität dar.
Der Berliner Soforthilfefonds konnte G.N. finanziell damit unterstützen Teile ihrer Lebensunterhaltungskosten zu übernehmen, da sie für eine Weile arbeitsunfähig war und sich so ein wenig vom Angriff erholen konnte. „Neben dem Sachschadensersatz, konnten wir auch einen Selbstverteidigungskurs finanzieren, den die Antragstellerin unbedingt machen wollte, um sich so in Zukunft zumindest ein bisschen sicherer zu fühlen“, erzählt der*die Projektmitarbeiter*in, der*die G.N. beim Antragsprozess begleitet hatte. Dank der finanziellen Unterstützung für Sachschadensersatz konnte sie außerdem ihr Handy und ihre beschädigte Kleidung ersetzen, Dinge die für ihre Arbeit als Sexarbeiterin existenziell sind.
Ähnliche Fälle wie dieser passieren in Berlin leider täglich. Durch die Unterstützung vom Berliner Soforthilfefonds kann Menschen kurzzeitig durch die Übernahme von Lebensunterhaltungskosten, Therapiekosten oder Anwaltskosten geholfen werden, was zu einer deutlichen Verbesserung von akuten Notsituationen beitragen kann. Zum Teil können auch durch beispielsweise eine Kostenübernahme der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen langfristige Hilfen organisiert werden. Doch das Wichtigste: Die Betroffenen von Hassgewalt fühlen sich so nicht alleine gelassen. Besonders wichtig ist es auch, Sichtbarkeit für Betroffenengruppen zu schaffen, die an vielen Orten marginalisiert werden wie z.B. trans* Sexarbeiter*innen. Die Gewalt, die sie erfahren, wird einerseits in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und andererseits werden sie strukturell benachteiligt: viele Angebote für Sexarbeiter*innen sind entweder nur offen für cis Frauen oder für Sexarbeiter*innen unter 28 Jahren. Dadurch haben Unterstützungsangebote wie der Soforthilfefonds eine besonders große Bedeutung für ältere trans* Sexarbeiter*innen. Solidarisch und parteiisch sind wir an der Seite der Betroffenen trans* Sexarbeiter*innen, stehen ihnen mit Rat und Tat Beiseite und lassen sie auch mit den Kosten die entstehen nicht alleine.
Der Soforthilfefonds wird finanziert von der Berliner Landeskommission gegen Gewalt. Weitere Informationen finden Sie hier.