Der 19-jährige Ahmet Sarlak wurde am 09. August aus rassistischen Motiven bei einem Stadtfest in Sulzbach (Saarland) von einem stadtbekannten Neonazi mit fünf Messerstichen in Bauch und Brust ermordet.
Ahmet Sarlak war der Sohn türkischer Einwanderer. Als er ermordet wurde, absolvierte er gerade eine Berufsausbildung. Er starb am Tag nach dem Angriff an den Folgen seiner schweren Verletzungen.
Rassismus als Tatmotiv
Kurz nach der Tat nannte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken als Tatmotiv „Ausländerhass“. Aus nichtigstem Anlass heraus habe der Neonazi, Carlos N., sein Opfer brutal niedergestochen – Ahmet Sarlak soll dem Täter vor der tödlichen Attacke eine Zigarettenkippe an den Kopf geschnippt haben. Der Neonazi Paul F., der ebenfalls bei der Tat anwesend war und das Opfer beschimpft, geschlagen und getreten hatte, wurde noch in der Tatnacht festgenommen.
Bei der Durchsuchung der Wohnung des Täters durch die Polizei wurden Faustfeuerwaffen und eine Hakenkreuzfahne sichergestellt. Bei seiner Festnahme bedrohte der Täter die Polizeibeamt:innen mit einer geladenen Schusswaffe. Er war bereits wegen einer rassistischen Straftat vorbestraft. Beide Täter gehörten der aggressiven und sehr aktiven Sulzbacher Skinhead-Szene an.
Rechtsextremer Hintergrund der Tat nicht anerkannt
Drei Monate nach der Tat erhob die Staatsanwaltschaft Saarbrücken Anklage – in dieser wurde jedoch mit keinem Wort das rassistische Motiv der Tat erwähnt. Ahmet Sarlak wurde lediglich noch als der „andere Festbesucher“ bezeichnet – die rechtsextreme Gesinnung des Täters fand keine Berücksichtigung mehr. Auch von Mord war nicht mehr die Rede. Carlos N. wurde lediglich wegen Totschlags angeklagt. Die Tat sei nicht aus latentem „Fremdenhass“ begangen worden, sondern Folge einer „gewaltsamen Auseinandersetzung aus nichtigem Grund“ gewesen. Auf die Frage der taz, wenn der „Kippenschnipper“ ein Deutscher gewesen wäre, ob Carlos N. auch diesen mit dem Messer attackiert hätte, sagte die Staatsanwältin, dass sie diese „hypothetische Frage“ nicht beantworten könne. Aber man habe ihm eben nicht nachweisen können, dass er nur zustach, weil der „andere Festbesucher“ ein Ausländer war. Das Landgericht Saarbrücken verurteilt den Neonazi Carlos N. zu sechs Jahren Haft. „Was den Angeklagten zu seiner Tat veranlasst hat, weiß nur er selbst“, hieß es im Urteil.
Der Sprecher der türkischen Gemeinde im Saarland, Emin Sahin, zeigte sich damals bestürzt über den Umgang mit der Tat, da das eigentliche Motiv der Tat heruntergespielt und der Vorfall damit verharmlost werde.