Der 50-jährige Ali Bayram wird am 18. Februar 1994 in seiner Wohnung in Darmstadt (Hessen) von einem Neonazi erschossen.
Ali Bayram ist als Spediteur erfolgreicher Unternehmer, verheiratet und Vater von fünf Kindern.
Am Abend des 18. Februar 1994 klingelt es an der Tür der Familie Bayram. Die 12-jährige Asli Bayram öffnet die Tür, vor ihr steht ein Nachbar aus dem gleichen Haus. Er sagt kein einziges Wort, woraufhin Asil Bayram ihren Vater zur Wohnungstür ruft. Als Ali Bayram die Wohnungstür erreicht, beginnt der Nachbar unvermittelt mit einer Pistole auf beide zu schießen. Ali Bayram stirbt sofort, seine Tochter wird von einer Kugel am Arm getroffen.
Die Hinterbliebenen berichten, dass sie bei Betreten des Gerichts durchsucht wurden, während die Bekannten des Täters lachend und grölend an ihnen vorbeigehen konnten. Der Täter, der Mitglied eines Schützenvereins ist, wird im Februar 1995 zu neun Jahren wegen Totschlages verurteilt – eine rechtsextreme Motivation wurde nicht anerkannt. Als Motiv gibt der 29-jährige Täter an, er habe sich durch den Lärm der über ihm wohnenden türkischen Nachbarn belästigt gefühlt. Das Gericht ging davon aus, dass der Täter die Tat aus Frust begangen hätte, weil ihn seine Freundin vor die Tür gesetzt hatte. Dabei war der Nachbar der Familie Bayram schon länger als Neonazi bekannt. Schon früher beschimpfte er die Familie als „Türkenpack“ und bedrohte sie mit den Worten „Ihr Scheiß Türken, geht in euer Land zurück. Ich bring’ euch noch um.“ In der Untersuchungshaft hatte der Täter gegenüber einem psychiatrischen Gutachter erklärt, er habe „ein Bedürfnis gehabt, denen zu zeigen, dass sie sich nicht alles erlauben können.“
Obwohl die Vereinten Nationen den Mord an Ali Bayram als Gewalttat mit rechtsextremer Motivation einstufen, ist Ali Bayram seitens der deutschen Behörden bis heute nicht offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.