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Antonio Melis (Verdachtsfall)

, 37 Jahre

Am 13. Februar 1997 stirbt der 37-jährige Italiener Antonio Melis in Caputh (Brandenburg). Seine Leiche wird erst einen Monat nach der Tat gefunden, da die Täter den Italiener in der Havel ertränkt hatten. Bevor der 18-jähriger Holger H. und der 25-jährige Andreas M. beschließen Antonio Melis in der Havel zu ertränken, misshandeln sie das Opfer durch Schläge und Tritte schwer. Antonio Melis flüchtet sich in das eiskalte Wasser des Flusses. Doch Holger H. folgt ihm und holt ihn an Land. Er sticht mit einem Messer auf den 37-Jährigen ein. Andreas M. und Holger H. entschließen sich schließlich, den Italiener ertrinken zu lassen, um zu vertuschen, wie schwer sie ihr Opfer verletzt hatten. Obwohl mehrere Zeugen von rassistischen Sprüchen des älteren Täters berichten – die noch zugenommen hätten, als seine Freundin zu einem ausländischen Kollegen von Antonio Melis wechselte, können Polizei, Staatsanwaltschaft und Landgericht Potsdam kein fremdenfeindliches Motiv erkennen. Das Gericht verurteilt den älteren Schläger zu 13 Jahren Haft, der jüngere erhält acht Jahre Jugendstrafe. Der zuständige Richter betonte in seinem Urteil jedoch, wie „erbost“ er über die mangelnde Zivilcourage derjenigen Caputher sei, die die Tat beobachtet, aber nicht eingegriffen hätten. „Mindestens einer muß mit dem Gedanken leben, daß er durch einen Anruf bei der Polizei einen Mord hätte verhindern können.“

Aufgrund des Forschungsprojekts zur Überprüfung von Altfällen durch das Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam, bei dem die Amadeu Antonio Stiftung in beratender Funktion im Expertenarbeitskreis mitwirkte, hat sich die Stiftung dazu entschieden, den Fall von Antonio Melis nun als Verdachtsfall zu führen. Bei dem Fall gibt es starke Indizien, die für ein rechtes Motiv sprechen, es erfolgten jedoch keine polizeilichen Ermittlungen in diese Richtung, weshalb eine abschließende Beurteilung ausbleibt. Der Journalist Frank Jansen (Der Tagesspiegel), der zu diesem Fall intensiv recherchiert hat, wirft die Frage auf: „Mußte der Italiener dafür büssen, daß ein Ausländer die Gunst der Ex-Freundin von Andreas M. gewinnen konnte? Fast jeder, den man fragt, räumt ein: über die Schlägerei und das Verschwinden des Italieners wurde in Caputh geredet. Zur Polizei ging niemand.“ Jansen beschreibt des Weiteren, dass viele vor Andreas M, Angst haben. Unklar bleibt auch weshalb das Verschwinden von Melis solange unbemerkt blieb: Obwohl wegen der Auseinandersetzung zwischen Melis und Andreas M. die Polizei gerufen wird, rennt der Täter nur in Boxershorts bekleidet an der Polizei vorbei. Dennoch wird dem nicht weiter nachgegangen. Erst als Melis Leiche einen Monat nach der Tat gefunden wird, beginnen die Ermittlungen.

 

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