Das gemeinsame dreizehn Monate alte Baby von der 31-jährigen Mohideen Nelofa Zeenai und dem 29-jährige Mohideen Mohamed Mulatta kam mit seinen Eltern am 31. Januar 1992 bei einem Brandanschlag auf eine Unterkunft für Geflüchtete in Lampertheim ums Leben. Über die junge Familie aus Sri Lanka ist nicht viel bekannt.
Die Tat
Am Morgen des 31. Januar 1992 ereignete sich in Lampertheim ein Brand in einer Unterkunft für Geflüchtete in der Ernst-Ludwig-Straße 32. Bei diesem Feuer kamen Mohideen Mohamed Mulatta, Mohideen Nelofa Zeenai und ihr dreizehn Monate altes Baby ums Leben. Die Familie aus Sri Lanka hatte in Deutschland Schutz gesucht. Spätere Ermittlungen ergaben, dass das Feuer vorsätzlich gelegt worden war.
Gerichtsverfahren und Urteil
Im Herbst 1992 wurden drei junge Männer aus Lampertheim und Worms als Verursacher des Brandes festgenommen, die den Brandanschlag auch gestanden. Im Jahr 1994 wurden sie vom Landgericht Darmstadt wegen besonders schwerer Brandstiftung mit Todesfolge zu viereinhalb bis fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah zum damaligen Zeitpunkt kein rassistisches Motiv für die Tat. Die Angeklagten gaben an, das Feuer aus Frust gelegt zu haben, da eine Verabredung mit einem Bewohner der Unterkunft nicht zustande gekommen sei.
Diskussion um das Tatmotiv und fehlende Anerkennung
Dieser täterzentrierten Argumentation wird jedoch widersprochen, da sie den vorliegenden Indizien nicht plausibel erscheint. Die Klärung des Tatmotivs bleibt daher ein zentrales Anliegen.
Sascha Schmidt, Politikwissenschaftler und Koautor des Buches „Rechter Terror in Hessen“, gelangte aufgrund neuerer Recherchen zu der Einschätzung, dass die Tat einen politischen Hintergrund haben könnte. Prozessberichte belegen, dass die Täter in derselben Nacht auch versucht hatten, in einer Asylunterkunft in Biblis ein Feuer zu legen.
Besonders hervorzuheben ist, dass der Anwalt der Familie der Verstorbenen die Darstellung der Täter als nicht plausibel empfand. Er sah am Ende des Prozesses „typische Merkmale rechtsradikaler Gesinnung“ bei den Tätern. Schmidt teilt diese Auffassung und hält die Behauptung der Täter, das Feuer sei aus Frust gelegt worden, für schwer nachvollziehbar – schließlich zündet man einem Bekannten aus solch geringem Grund nicht das Haus an. Er vermutet stattdessen, dass die Tat Ausdruck einer herabgesetzten Hemmschwelle zur Gewaltanwendung war, die im Kontext einer ablehnenden Haltung gegenüber Asylsuchenden zu sehen ist.
Trotz der Umstände und Aussagen der Täter wurde der Todesfall der Familie bisher nicht offiziell als Opfer rechter Gewalt anerkannt.
Gedenken und zukünftige Erinnerung
Das Gebäude wurde durch den Brand so stark beschädigt, dass es später abgerissen werden musste. Der Neubau am Ort der ehemaligen Unterkunft hat die sichtbare Erinnerung an die Todesnacht verändert.
Im Januar 2025 erinnerten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Ortsverband Lampertheim-Bürstadt und die Initiative Vielfalt jetzt! e.V. erstmals mit einer Gedenkveranstaltung an die Getöteten, um das Bewusstsein für dieses Ereignis in der Lampertheimer Stadtgeschichte zu schärfen und die Erinnerung an die Opfer aufrechtzuerhalten. Die Gedenkkundgebung, die am 31. Januar 2025 stattfand, versammelte rund 60 Teilnehmer, darunter Kommunalpolitiker, Bürgermeister Gottfried Störmer und ehemalige Feuerwehrleute. Marius Gunkel, Vorsitzender des DGB-Ortsverbands, betonte die Bedeutung der Veranstaltung als Zeichen des Mitgefühls für die Opfer und als Engagement für eine tolerante Stadtgesellschaft. Nach den Reden begaben sich die Anwesenden zum ehemaligen Tatort. Altbürgermeister Erich Maier sprach dort über die Notwendigkeit, die Gefahren des Rechtsextremismus ernst zu nehmen. Manfred Forell von der Initiative zitierte die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer: „Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Alles ist gleich.“ Zum Abschluss wurden Blumen am Standort der ehemaligen Unterkunft niedergelegt. Die Initiatoren beabsichtigen, sich im Laufe des Jahres an das Stadtparlament zu wenden, um Möglichkeiten für ein dauerhaftes Gedenken an die Familie zu besprechen.
Gemeinsam an Mohideen Mohamed Mulatta, Mohideen Nelofa Zeenai und ihr Baby erinnern
Angehörige und Menschen, die die Familie kannten, sind herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden. Ihre Geschichten machen das Bild der Verstorbenen persönlich und sind für die Aufarbeitung und die Erinnerung von unschätzbarem Wert.