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Bernd Grigol

, 43 Jahre

Der 43-jährige Bernd Grigol wurde am 08. Mai 1996 in Leipzig-Wahren auf offener Straße von drei Neonazis brutal zusammenschlagen, gequält und anschließend erstochen.

Der Hass auf Homosexuelle motivierte die Täter zu der grausamen Tat

Bernd Grigol war Kaufmann. Er arbeitete in einer Kaufhalle und betrieb nebenbei gemeinsam mit seinem Lebensgefährten einen kleinen Laden. Seine Homosexualität war in der Nachbarschaft bekannt.

Auch die drei Täter im Alter zwischen 21 und 27 Jahren wussten darum. Sie waren einschlägig bekannte Rechtsextremisten aus der näheren Umgebung. In der Tatnacht trafen sie Bernd Grigol vor seiner Haustür an und beleidigten ihn mit den Worten: „Hau ab du schwule Ratte!“. Daraufhin griffen sie ihn an, warfen einen Bordstein auf seinen Kopf und traten mit Springerstiefeln auf ihn ein. Die Neonazis hörten nicht auf, Bernd Grigol zu quälen, gerieten in einen Gewaltrausch, in dessen Verlauf sie ihm Sand in den Mund stopften und die Augen mit Stöcken ausstachen. Anschließend stach einer Täter 36 Mal mit einem Messer auf das Opfer ein.

Danach zerrten die Neonazis Bernd Grigols Körper in ein Gebüsch, riefen einen „Kameraden“ an, der ihnen mit dem Auto beim Abtransport von Bernd Grigols Leiche helfen sollte. Gemeinsam mit ihm luden sie den vermeintlich leblosen Körper in den Kofferraum des Autos. Sie fuhren ihn zu einem See in Ammelshain im Muldentalkreis und warfen ihn hinein – laut gerichtsmedizinischem Gutachten erlitt Bernd Grigol dabei einen tödlichen Genickbruch.

Im Nachgang der brutalen Tötung Bernd Grigols fühlten sich die Täter offenbar sehr sicher, sie prahlten in ihrem gesamten Umfeld mit dem Mord. Freund*innen erzählen sie, sie hätten „ein bisschen Spaß in der Stadt“ gehabt. Einer der Täter räumte mit der EC-Karte des Opfers sein Konto leer. Als die Karte irgendwann gesperrt wurde, versucht er es weiter. Bei einem dieser Versuche wurde er von der Kamera der Bank gefilmt – so erst gerieten die Täter ins Visier der Ermittlungsbehörden.

Mord vor Gericht entpolitisiert

Die große Strafkammer des Landgerichtes Leipzig ging zwar im Laufe des Prozesses auf die Zugehörigkeit der Täter zur rechtsextremen Szene ein, stellte jedoch keinen Zusammenhang zwischen den rechtsextremen Einstellungen, den homofeindlichen Beleidigungen und der Tat fest. Vielmehr hätten die Täter „aus Lust und Laune an körperlicher Mißhandlung” gehandelt.

Der Haupttäter Rainer S. wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Daniel D. erhielt eine Jugendstrafe von acht Jahren und Michael L. von viereinhalb Jahre. Der Freund der Täter, der mit seinem Auto beim Abtransport des Körpers von Bernd Grigol geholfen hatte, erhielt lediglich eine zehnmonatige Bewährungsstrafe. Im Publikum des Gerichtsprozesses saßen zahlreiche Mitglieder der rechtsextremen NPD.

In einem Revisonsverfahren vor dem Bundesgerichtshof wurde die lebenslange Haftstrafe des Haupttäters in eine vierzehneinhalbjährige umgewandelt, die beiden Mittäter erhielten Freiheitsstrafen von acht und zehn Jahren.

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