Die 25-jährige Dagmar Kohlmann wurde am 16. Juli 1995 von einem rechtsextremen Serienmörder in Altena (Nordrhein-Westfalen) ermordet.
Dagmar Kohlmann war Altenpflegerin, sie lebte in Dortmund. Sie kannte den Haupttäter – einen Neonazi namens Thomas L. Nach seiner Aussage hatten die beiden ein „flüchtiges Verhältnis“ und verstanden sich gut.
Dagmar Kohlmann wurde vom Täter in eine Wohnung gelockt
Am Tag der Tat verabredeten sich Thomas L. und seine Lebensgefährtin Bianka W. mit Dagmar Kohlmann auf dem Aplerbecker Markt in Dortmund. Der Neonazi fragte Dagmar Kohlmann, ob sie jemanden von dem Treffen erzählt habe. Als sie dies verneinte, fuhr der Täter mit ihr in die Wohnung seiner Lebensgefährtin nach Altena. In der Wohnung knebelten und fesselten die beiden Dagmar Kohlmann. Anschließend fuhren sie mit ihr zu einem nahegelegenen Waldstück, wo sie ihr Opfer auf brutale Art und Weise misshandelten. Die beiden Täter:innen hoben eine Grube für Dagmar Kohlmann aus. Thomas L. ermordete sie schließlich mit dem mitgebrachten Spaten. Ihre Leiche vergrub er in dem Waldstück.
Wenige Tage nach der Tat wurde Dagmar Kohlmann durch ihre Eltern als vermisst gemeldet. Das blieb sie bis zur Verhaftung des Haupttäters.
Täter wurde erst nach der Ermordung zwei weiterer Menschen gefasst
Thomas L. tötete noch zwei weitere Menschen, bis er von der Polizei gefasst wurde: Am 03. Februar 1996 Patricia Wright und am 15. März 1996 Martin Kemming.
Vor Gericht sagte der Haupttäter aus, er habe seine Lebensgefährtin dazu gezwungen, bei dem Mord mitzumachen. Weil er Streit mit ihr hatte, habe er Angst gehabt, sie würde sich von ihm trennen und ihn an die Polizei verraten – er wurde damals per Haftbefehl gesucht. Durch einen gemeinsamen Mord wollte er sie an ihn binden. Opfer hätte nach seiner Aussage jede:r sein können, „der so dumm war, mitzugehen“.
Im März 1997 verurteilte die Schwurgerichtskammer des Essener Landgerichts Thomas L. wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherheitsverwahrung. Bei der Verhandlung brachte der Täter mehrfach seinen Hass auf Linke, Jüdinnen*Juden und weiteren Gruppen zum Ausdruck, die zu den Feindbildern der extremen Rechten gehören. Bis zu ihrem Verbot gehörte er der rechtsextremen „Freiheitlichen Arbeiterpartei“ (FAP) an, darüber hinaus hatte er Kontakte zu weiteren extrem rechten Organisationen. Auch im Urteil wurde das rechtsextreme Weltbild des Täters thematisiert.
Trotzdem ist der Mord an Dagmar Kohlmann bis heute nicht offiziell als rechter Mord anerkannt – im Gegensatz zu den beiden anderen Morden, die der Täter verübte. Es ist jedoch offensichtlich, dass bei dem Täter die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt aus ideologischen Gründen extrem gesunken ist.
Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen überprüfte ab Mitte 2022 im Rahmen seines Projekts „ToreG NRW“ (Todesopfer rechter Gewalt in NRW) 30 zurückliegende Gewaltdelikte aus den Jahren 1984 bis 2020 auf eine mögliche politische Tatmotivation. Anfang September 2024 gab Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul bekannt, dass drei der geprüften Fälle nun als rechtsmotiviertes Tötungsdelikt zu bewerten sind. Der Fall Dagmar Kohlmann wurde im Zuge des Projekts ebenfalls geprüft, gilt jedoch immer noch nicht als rechtsmotiviert.